Feuertochter: Roman (German Edition)
sollen wir tun?«
Oisin schüttelte sich, um seine Müdigkeit loszuwerden, und zeigte auf die schlafenden Männer. »Wir wecken alle und machen uns zum Kampf bereit. Das Frühstück muss ausfallen, wenn wir rechtzeitig auf dem Hügel sein wollen.«
»Sollten die drei Marschsäulen nicht alle zugleich angreifen?«, fragte Ferdinand.
»Aodh Mór O’Néill wird schon dafür sorgen, dass es dazu kommt. Allerdings werden wir uns nicht in seiner Nähe sehen lassen, sonst schickt er uns noch einmal in die Stadt, um den Spaniern in den Arsch zu treten. Doch dazu sind meine Zehen zu empfindlich. Soll es doch Don Luis tun. Wir kämpfen!«
Bei den letzten Worten begann Oisin, seine Krieger einen nach dem anderen mit der Fußspitze anzutippen. »Los, aufstehen, ihr Faulpelze!«, rief er. »Wer nicht sofort zu den Waffen greift, bekommt einen Eimer Wasser über den Kopf.«
»Nasser als jetzt kann ich dabei auch nicht mehr werden!«, knurrte Aithil und wies auf seine Decke, aus der das Wasser rann.
»Wenn wir die Engländer schlagen, kannst du dir bei ihnen eine trockene Decke besorgen«, warf Ionatán mit einem verkrampften Lachen ein.
»Die ist am nächsten Tag ebenfalls durchweicht. Gibt es was zu essen?« Aithil sah sich suchend um, doch bislang waren keine Kochfeuer entzündet worden, und jetzt war es zu spät dazu.
»Wir haben noch ein bisschen Brot«, rief Ciara dazwischen. Sie war ebenso wie Saraid durch die plötzliche Unruhe wach geworden und beeilte sich, die geringen Brotvorräte zu verteilen. Eines der größten Stücke reichte sie Ferdinand.
»Möge die Heilige Jungfrau dich beschützen«, flüsterte sie.
»Sei du ebenfalls vorsichtig und behalte Gamhain bei dir! Mit ihr bist du sicherer. Außerdem sollten du und Saraid darauf vorbereitet sein, von hier zu verschwinden«, erklärte Ferdinand ihr hastig.
»Du glaubst, ihr werdet der Engländer nicht Herr?«, fragte Ciara erschrocken.
»Ich will auf alles vorbereitet sein. Nur ein Narr verlässt sich auf den Zufall oder sein Glück. Habt ihr Geld? Auch wenn wir siegen, könnten wir durch die Umstände getrennt werden.« Ferdinand nannte Ciara noch einige Vorsichtsmaßnahmen, die sie und Saraid treffen sollten.
Da kam Hufeisen heran und klopfte ihm auf die Schulter. »Ihr solltet Euch bereitmachen, Herr. Eben ist ein Bote von O’Néill gekommen und hat neue Befehle gebracht.«
»Danke! Wünsch mir Glück!« Das Letzte galt Ciara, die bleich vor Ferdinand stand und in hilfloser Verzweiflung die Hände rang. Auch wenn sie Ferdinand, ihrem Bruder und allen Iren, die sich hier zusammengefunden hatten, vertraute, so erschreckte sie der unerwartete Schachzug der Engländer, die nicht in ihren Stellungen geblieben waren, sondern die Initiative ergriffen hatten.
Ferdinand blieb nicht die Zeit, über das Vorgehen der Gegner nachzudenken. Mit Hufeisens Hilfe rüstete er sich zum Kampf und reihte sich dann in die Schar der Ui’Corra ein, die schnellen Schrittes den Wald verließen und über den schwankenden Boden eines Moores dem Hügel zueilten, den Aodh Mór O’Néill unbedingt einnehmen wollte.
Hunderte irischer Krieger schlossen sich ihnen an, und man hätte einen fröhlichen Wettstreit vermuten können, welcher Clan als Erster die Höhe erreichte, wären nicht die verbissenen Mienen der Krieger gewesen, die Schwerter und Spieße in Händen hielten und kleine Rundschilde am Arm trugen. Auch O’Néills Musketiere marschierten mit, doch der Regen troff von ihren Feuerwaffen, und nur wenigen gelang es, ihre Lunten zu entzünden.
Hoffentlich können die Männer schießen, dachte Ferdinand. Mit wachsendem Zweifel stürmte er weiter, denn es galt, die Anhöhe vor den Engländern zu erreichen. Aus dem Augenwinkel sah er Aodh Mór O’Néill auf seinem riesigen Hengst sitzend seine Männer antreiben. In seiner Nähe tauchte Pater Maitiú auf, der ein großes Holzkreuz trug, welches er auf dem Marsch in einem zerstörten Kloster gefunden hatte.
Kurz darauf entdeckte Ferdinand auch Aodh Ruadh O’Domhnaill. Dessen Krieger waren ein Stück hinter den Ui’Néill zurückgeblieben, und es tat sich eine hässliche Lücke zwischen ihnen auf.
»Gleich haben wir es geschafft!«
Oisins Ruf brachte Ferdinand dazu, wieder nach vorne zu schauen. Inzwischen hatte der beginnende Morgen die Schatten der Nacht vertrieben, und er konnte die Engländer erkennen, die in breiten Kolonnen von Cionn TSáile her auf sie zurückten. Es waren verdammt viele, und das Schlimmste war,
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