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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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feindlichen Fußsoldaten erreichten, rückten diese enger zusammen, so dass ihre Reiterei durch die entstehenden Lücken vorstoßen konnte. Im steten Trab – Kopf, Brust, Beine und Arme mit Eisen geschützt und mit gezücktem Pallasch in der Faust – rückten die Kürassiere vor. Einer von ihnen ritt auf Pater Maitiú zu, der mit Fahne und Kreuz in den Händen unter allen Iren hervorstach.
    »Weiche zurück, du unreiner Geist, und fahre zur Hö…«, schrie der Pater noch, da holte der Engländer aus und schlug zu.
    Entsetzt sahen die Iren, wie der Kopf des Paters durch die Luft flog und etliche Schritte entfernt auf dem Boden aufschlug. Sein Körper machte noch zwei, drei Schritte, dann stürzte er und begrub O’Néills Fahne unter sich.
    Für die Iren war es ein Menetekel. Sie standen immer noch wie erstarrt, als die Reiter in ihre Reihen einbrachen und Mann für Mann erschlugen.
    Hufeisen sah seine Kameraden um sich fast ohne Gegenwehr fallen und stieß Ferdinand an. »So wird das nichts, Herr! Die Ketzer machen uns nach Belieben nieder. Ich schlage vor, wir nehmen die Beine in die Hand und sehen zu, dass wir von hier wegkommen.«
    »Wir sollen fliehen?« Im ersten Augenblick wollte Ferdinand diesen Vorschlag empört zurückweisen. Dann aber sah er, dass immer mehr Iren kehrtmachten und davonrannten.
    »Ich glaube, du hast recht!«, rief er, wich Schritt für Schritt zurück und wehrte dabei die Klingen der auf sie eindringenden Engländer ab.
    Oisin, Aithil und die anderen Ui’Corra, die den ersten Ansturm des Feindes überlebt hatten, folgten seinem Beispiel. Ihre Hoffnung, sich planmäßig zurückziehen zu können, erfüllte sich jedoch nicht, denn kaum hatten die Engländer erkannt, wie angeschlagen der Feind war, stießen sie noch schneller vor und schlugen auf alle ein, die noch standen oder sich regten.
    Zuletzt warfen die Iren Schwerter, Schilde und alles andere weg, was sie beim Laufen behinderte, und flohen wie die Hasen.
    Mitten in diesem Getümmel entdeckte Ferdinand Aodh Mór O’Néill, der verzweifelt versuchte, seine Männer zum Standhalten zu bewegen. Es war vergebens. Selbst als in der Nähe Kampflärm aufklang und anzeigte, dass Aodh Ruadh O’Domhnaill mit seinen Männern auf den Feind gestoßen war, blieb kein Ire stehen. Zwischen den Fliehenden und dem rettenden Wald lag ein breiter Streifen moorigen Landes, doch auch über diesen setzten ihnen die englischen Reiter nach.
    Ferdinand war bislang einfach in einem Pulk mitgelaufen, doch dann blieb er mit einem Mal wie angewurzelt stehen.
    »Wir müssen zu den Frauen, sonst sind sie ohne jeden Schutz«, rief er Hufeisen zu.
    Der nickte verbissen. »Wird nicht leicht werden!«
    »Wenn wir es nicht versuchen, werden wir es nie herausfinden«, rief Ferdinand und bog nach links ab.
    Während die Ui’Corra kopflos weiterrannten, folgte Hufeisen ihm. Einige hundert Schritte kamen sie gut voran, dann hörte Ferdinand ein Pferd hinter sich schnauben. Er drehte sich um und erschrak, als er sah, wie nahe der Reiter bereits herangekommen war. Offensichtlich hatte der weiche Moorboden die Hufschläge des Pferdes verschluckt.
    Der Engländer stieß einen triumphierenden Ruf aus und hob seinen Pallasch zum Schlag. Ferdinand blieb regungslos stehen, als wäre er vor Angst erstarrt. In Wahrheit wartete er auf seine Chance und wunderte sich, wie ruhig er sich fühlte.
    In dem Augenblick, in dem die Brust des Pferdes ihn zu streifen drohte, trat er einen Schritt beiseite. Der Pallasch des Engländers pfiff haarscharf an ihm vorbei. Zu einem zweiten Schlag kam der Mann nicht, denn Ferdinand packte ihn und riss ihn aus dem Sattel. Der Kürassier schlug schwer auf den Boden, versuchte aber trotz seiner hinderlichen Rüstung sofort wieder auf die Beine zu kommen. Da trat Ferdinand ihm mit dem Stiefelabsatz mit aller Wucht gegen den Kopf. Er hörte unter dem Helm Knochen bersten und vernahm ein Wimmern, das rasch verstummte.
    »Das war verdammt leichtsinnig von Euch, Herr Ferdinand. Ihr hättet den Kerl mit Eurem Schwert erledigen sollen«, tadelte Hufeisen, der das Pferd des Engländers eingefangen hatte.
    »Wenn meine Klinge an seiner Rüstung abgeglitten wäre, hätte er einen zweiten Schlag führen können. Das durfte ich nicht riskieren«, antwortete Ferdinand und sah sich um. Zum Glück war ihnen nur dieser eine Reiter gefolgt. Die anderen jagten weiter hinter den in kleinen Gruppen fliehenden Iren her.
    Hufeisen sah es ebenfalls und atmete tief durch.

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