Feuertochter: Roman (German Edition)
später bezeugen können, dass er der Kapitulation nur zugestimmt hatte, um seiner Verantwortung für die Bürger der Stadt gerecht zu werden.
Keine Stunde später ritt Sir Richard Haresgill an der Spitze seiner Truppe durch das offene Tor in die Stadt ein. Die Engländer, die hier lebten, und die Iren, die zu ihnen hielten, jubelten seinen Soldaten zu, und einige junge Mädchen begrüßten sie sogar mit Blumen.
Während Simons auf dem Marktplatz angetretene Söldner erleichtert aussahen, verrieten die Mienen der englischen Soldaten, dass diese die Stadt lieber im Sturm genommen und hinterher nach Herzenslust geplündert und vergewaltigt hätten. So aber mussten sie froh sein, wenn sie einen Becher Wein umsonst erhielten.
Ihrem Anführer und auch Simon von Kirchberg waren die Gefühle der einfachen Männer gleichgültig. Sie hatten den ersten Teil des Schauspiels aufgeführt, das mit Oisin O’Corras Untergang und dem seines Clans enden sollte.
11.
D ie Kunde von der Niederlage drang auch bis ins Ui’Corra-Tal. Während Buirre auf den Schreck hin erst einmal ein paar Becher Met brauchte, wirbelten Bríds Gedanken wie Staubteufel herum. Zwar verstand sie nicht viel vom Krieg, ahnte aber, dass sie weder die Burg noch das umliegende Land mit sechs Kriegern würden halten können.
Da Buirre bereits viel zu betrunken war, suchte sie Seachlann auf. »Ich muss mit dir reden«, begann sie.
»Das wird schon was Gescheites sein«, antwortete der Krieger mit einem verächtlichen Abwinken.
»Du hast gehört, dass die Unseren im Süden geschlagen worden sein sollen?«
Seachlann knurrte wie ein gereizter Kettenhund. »Ja, das habe ich gehört!«
»Glaubst du es?«, bohrte Bríd nach.
»Du meinst, es könnte ein Trick der Engländer sein, um uns Angst zu machen?«
Unschlüssig zuckte Bríd mit den Schultern. »Ich weiß es nicht! Aber die Nachricht klingt in meinen Ohren nicht nach einer List.«
»Du glaubst es also!« Seachlann atmete tief durch und sah Bríd nachdenklich an. »Das tue ich auch, denn ich kenne den Mann, der es uns erzählt hat. Er ist zwar kein Kämpfer, aber er steht insgeheim auf unserer Seite. Außerdem hatte er ein Flugblatt bei sich, auf dem Lord Mountjoy mit seinem Sieg über unsere Truppen geprahlt hat. Das hätte der Sasanach nicht getan, wenn er geschlagen worden wäre.«
»Dann müssen wir etwas tun!«, rief Bríd verzweifelt aus.
»Was denn?«
»Wir können nicht hier im Tal bleiben. Bis Oisin mit unseren Kriegern zurückkommt, wird es Wochen dauern. Aber Richard Haresgill ist mit seinen Truppen nur zwei oder drei Tagesmärsche von hier entfernt. Wenn er erfährt, dass O’Néill geschlagen wurde, wird er als Erstes hierherkommen. Glaubst du, dass ihr zu sechst mit über hundert schwerbewaffneten Engländern fertig werden könnt?«
Bríds verzweifelter Appell verfing. Nervös rieb Seachlann sich über das Kinn und starrte in die Ferne. »Es könnte schon sein, dass Haresgill seinen Vorteil nutzen wird. Ich hatte schon lange befürchtet, dass er die Abwesenheit unserer Krieger ausnützen und uns angreifen könnte. Aber er hat anscheinend auch nach Süden gestarrt und abgewartet, wie die Schlacht ausgeht. Hätten die Unseren gewonnen, stände ihm nun ein Heer aus verschiedenen Clans gegenüber, und das hat er sicher nicht riskieren wollen. Doch jetzt wird ihn nichts mehr aufhalten.«
»Wenn wir hierbleiben, sind wir ihm und seinen Soldaten hilflos ausgeliefert. Ich will nicht, dass mir oder den anderen Frauen dasselbe passiert wie Maeve. Sie ist daran zugrunde gegangen.«
Seachlann sah sie fragend an. »Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
»Uns nach Tir Chonaill zurückziehen. Der alte Turm, in dem wir früher gelebt haben, liegt abseits aller Wege, und die Engländer wissen nicht, wo er zu finden ist. Dort sind wir sicher und können auf unsere Freunde warten. Oisin wird sich denken können, dass Haresgill das Tal eingenommen hat, und sich dorthin wenden.«
»Wenn er noch lebt!«, warf Seachlann düster ein.
»Wenn er nicht mehr lebt, ist es umso wichtiger, dass wir dorthin gehen. Wir sollten es bald tun, sonst steht Haresgill vor dem Tor. Ich werde mich eher selbst töten, als die englischen Schurken ertragen zu müssen, selbst wenn ich dafür in die Hölle komme.«
Bríd kämpfte zitternd gegen ihre Tränen an, weil Maeves Schicksal ihr so deutlich vor Augen stand. Aus ihrer Sicht war die Frau durch die Untat der Engländer verrückt geworden und hatte auch Buirre damit
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