Feuertochter: Roman (German Edition)
Macht steht, gerne!« Da Simon sich diesem Mann verpflichten wollte, war er zu vielem bereit.
»Es geht um Oisin O’Corra. Ich habe keine Nachricht, ob er die Schlacht bei Kinsale überlebt hat, doch ein Mann wie er hat neun Leben wie eine Katze. Solange er noch unter den Lebenden weilt, ist er eine ständige Gefahr für mich. Iren sind nicht wie andere Menschen, müsst Ihr wissen. Ein vernünftiger Mann weiß, wann er geschlagen ist, und akzeptiert es. Iren sind jedoch durch das Leben auf dieser abgelegenen Insel am Rande der Welt verrückt geworden. Man kann sie schlagen, wie man will, sie erheben sich immer wieder. Nur wenn sie tot sind, hat man Ruhe vor ihnen.«
»Ihr wollt Oisin O’Corra also tot sehen!« Simon dachte für einen kurzen Moment daran, dass er diesen Mann einst Freund genannt und auf dem Kontinent sogar Bruderschaft mit ihm getrunken hatte. Doch wenn er seinen Weg gehen wollte, durfte er sich keine Sentimentalitäten leisten. Immerhin war er Oisin O’Corra nicht gut genug für dessen Schwester gewesen.
Während Simon diese Gedanken durch den Kopf schossen, sprach Haresgill weiter. »Solange Oisin O’Corra lebt, muss ich damit rechnen, dass er zurückkommt und mir mein Haus über dem Kopf anzündet oder gar einen Mordanschlag auf mich verübt. Also muss er beseitigt werden. Doch Iren sind ebenso schwer zu fangen wie Aale mit der bloßen Hand.«
Simon spürte die Angst des Mannes und gedachte, sich diese zunutze zu machen. »Ich wäre bereit, Euer Lordschaft beizustehen, um Oisin O’Corra endgültig zu beseitigen. Doch sollte sich dies in einem größeren Stück Land oder klingender Münze niederschlagen.«
»Ich werde bei Ihrer Majestät darauf hinwirken, dass Ihr so viel Land erhaltet, wie es möglich ist.« Das Versprechen fiel Haresgill leicht, denn es kostete ihn nicht mehr als ein paar Sätze, die er auf Papier schreiben und an den Hof in London schicken musste. Da er sich selbst einen großen Anteil an der Niederschlagung des irischen Aufstands zuschrieb, war es für ihn undenkbar, dass die Königin sein Ansinnen ablehnen würde. Zwar würde Kirchberg möglicherweise weniger Landbesitz erhalten, als dieser es sich wünschte, doch das konnte ihm persönlich gleichgültig sein.
»Euer Lordschaft sollten die Stadt so rasch wie möglich übernehmen und dann ins Tal der O’Corras vorstoßen, bevor Oisin aus dem Süden zurückkehrt und sich dort festsetzen kann«, schlug Simon vor.
Haresgill musterte ihn gereizt. »Wenn ich das tue, wittert der Fuchs die Falle und schlägt sich nach Frankreich oder Spanien durch. Dann muss ich zeit meines Lebens befürchten, dass er entweder selbst zurückkommt oder einen Meuchelmörder schickt.«
»Lasst seine Leute, die sich noch in der Burg befinden, fliehen, dann muss er sich um sie kümmern. Ich weiß, wohin er sie bringen wird«, antwortete Simon lächelnd.
Haresgill sah ihn zweifelnd an. »Ich habe von einer alten Turmburg an der Donegalküste gehört, die im Besitz der O’Corras sein soll. Doch wo diese liegt, weiß keiner.«
»Ich kenne sie! Vor etlichen Jahren war ich dort zu Gast und habe mich ein wenig umgesehen. Der Turm liegt zwar versteckt, doch ich bin sicher, dass ich ihn finden kann.«
Simon von Kirchberg lächelte zufrieden. Wie es aussah, hatte er Sir Richard Haresgill so weit, wie er es für seine Pläne brauchte. In den nächsten Minuten sprach er mit ihm die Übergabe der Stadt durch und entwickelte einen Plan für ihr weiteres Vorgehen.
Als er sich schließlich von Haresgill verabschiedete, tat er es mit dem Gefühl, einen guten Freund und Verbündeten gefunden zu haben.
Auf dem Rückweg wollte er sich mit James Mathison unterhalten, doch dieser blieb stumm und starrte verbissen vor sich hin. Obwohl Mathison Engländer war, passte ihm der offene Verrat nicht, den der Deutsche an seinen bisherigen Verbündeten beging.
Daher hatte Simon Zeit, über seine Zukunft nachzudenken. Zuerst spottete er in Gedanken über Haresgills Angst vor irischen Meuchelmördern, gestand sich jedoch ein, dass er, wenn bekannt wurde, dass er Oisin O’Corra verraten hatte, in die gleiche Situation geraten würde. Am besten erschien es ihm, wenn niemand von seinem Mitwirken an Oisins Untergang erfuhr. Dennoch blieb ein beunruhigendes Gefühl zurück, das nicht weichen wollte.
Es musste einen Weg geben, der ihn in den Augen der Iren nicht als Feind erscheinen ließ, sondern als jemand, der zwar englischer Untertan geworden war, aber immer noch
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