Feuertochter: Roman (German Edition)
Hoffnungen, die er je gehegt hatte, waren in dem eisigen Wind, der über Irland hinwegpfiff, erstorben.
Auch Ciara begriff, dass diese Insel ihr nicht mehr die Heimat bieten konnte, die sie sich wünschte, und sie weinte ebenso wie Saraid um den Tod vieler Freunde.
Die Erwartung, die meisten anderen Ui’Corra-Krieger könnten überlebt haben und sich ihnen auf dem Heimweg anschließen, erfüllte sich nicht. Insgesamt stießen fünf eigene Leute zu ihnen, dazu ein Dutzend anderer Iren, die gleich ihnen von Uladh aus aufgebrochen waren, um den von Lord Mountjoy belagerten Spaniern beizustehen. Weshalb der von Aodh Mór O’Néill angeordnete Angriff gescheitert war, wusste keiner zu sagen, doch alle fluchten auf die Spanier, die von den Mauern Cionn TSáiles geschützt zugesehen hatten, wie die Engländer die irischen Truppen zerschlugen, ohne selbst in die Schlacht einzugreifen.
Ciaras und Saraids Voraussicht, Vorräte einzupacken und mitzunehmen, die sonst in die Hände der Engländer gefallen wären, erwies sich als segensreich, denn es ersparte der Gruppe, an fremde Türen zu klopfen und um Nahrung betteln zu müssen. Andere, die es taten, wurden häufig erschlagen oder an die Engländer verraten, sei es, weil sie einem Clan angehörten, mit dem der eigene seit Generationen in Fehde lag, sei es aus Angst vor Mountjoys Soldaten.
Nicht erspart blieben ihnen jedoch die kalten Nächte im Wald oder im Moor, in denen sie in ihre nassen Decken gehüllt versuchten, ein wenig Schlaf zu bekommen, um sich am nächsten Morgen steif und kaum weniger erschöpft als am Abend wieder auf die Beine zu kämpfen. Als sie sich schließlich bei Béal Tairbirt der Grenze Uladhs näherten, verließen die Männer, die nicht ihrem Clan angehörten, die Gruppe, um sich zu ihren Dörfern durchzuschlagen.
Am nächsten Morgen ließ Ferdinand seinen Blick durch die Umgebung mit ihren kahlen Mooren, den dichten Auwäldern und den unzähligen kleinen Seen schweifen. Dabei erinnerte er sich an eine Sage, die Saraid erzählt hatte. Einst habe hier ein Riese aus seiner Feldflasche getrunken. Dabei wären viele Tropfen auf den Boden gefallen und zu diesen Seen geworden.
»In dieser Gegend hier hätten wir gegen die Engländer kämpfen sollen. Der Zug nach Süden war sinnlos und hat uns unnötig Krieger gekostet«, sagte er zu Oisin.
»Er hat uns das Kreuz gebrochen«, antwortete dieser bitter. »Wie soll ich mit den paar Männern, die mir geblieben sind, weiterkämpfen? Ein Aodh Mór O’Néill kann versuchen, mit den Engländern zu verhandeln, und sie werden sich vielleicht sogar darauf einlassen. Diese Möglichkeit habe ich nicht. Die Sasanachs liefern mich höchstens Richard Haresgill aus, und der würde mich mit Vergnügen am Turm meiner eigenen Burg aufhängen.«
»Was habt Ihr vor?«, fragte Ferdinand.
»Ich werde meine Leute aus unserem Tal holen und sie nach Tir Chonaill führen. Danach kehre ich auf den Kontinent zurück und kämpfe für Könige, die nicht die meinen sind, in Schlachten, die mich im Grunde nichts angehen.« Oisins Stimme verriet die Verzweiflung, die in ihm wühlte.
Da er Ferdinand leidtat, versuchte dieser, ihn aufzurichten. »Morgen erreichen wir Léana. Dort finden wir erst einmal Ruhe und können entscheiden, wie es weitergehen soll!«
»Ihr seid ein guter Mensch! Doch ich glaube nicht, dass die Stadt noch uns gehört. Euer Vetter ist niemand, der sich für eine verlorene Sache schlägt. Ich schätze, er hat die Stadt bereits den Engländern übergeben.«
»So ehrlos kann Simon doch nicht sein!« Noch während Ferdinand es sagte, erinnerte er sich an die Pferde, die Simon ihm gegen jedes Recht abgenommen hatte, und das selbstherrliche Verhalten seines Vetters bei seinem letzten Aufenthalt in der Stadt. Außerdem hatte Simon Ciara bedrängt. Plötzlich war ihm jede Lust vergangen, nach Léana zu gehen, und er winkte Toal zu sich.
»Du bist doch ein guter Späher. Glaubst du, du kannst dich nach Léana durchschlagen und die Lage sondieren?«
Toal nickte eifrig. »Gewiss! Wenn Ihr wollt, gehe ich gleich los. Ich kann in der Nähe der Stadt in einem Gebüsch schlafen und mich gleich am Morgen umsehen. Ich komme Euch dann entgegen.«
»Mach das, mein Junge!« Ferdinand klopfte Toal auf die Schulter und sah zu, wie dieser loslief und zwischen den knorrigen Bäumen verschwand.
Er selbst blickte zum Himmel hoch, der sich grau wie Eisen über ihnen spannte, und versuchte die Zeit zu schätzen. Es war jedoch fast
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