Feuertochter: Roman (German Edition)
halten!«
»Keine Sorge, Euer Lordschaft! In der nächsten Stadt finde ich gewiss einen Pfaffen, der Euch für ein kleines Geschenk diesen Gefallen tut«, erklärte der Ire.
Simon überlegte, wie viel Geld er ausgeben konnte, und nickte schließlich. »Auch sollten wir bald ein Schiff finden, das uns nach London bringt.«
»Das ist leicht, Euer Lordschaft. Die Stadt, in der ich den Priester suchen will, hat einen Hafen. Es sind zwar meistens Schmuggler, aber die bringen uns mit Sicherheit zu einer Stadt, von der aus Schiffe nach London gehen.«
Deasún zwinkerte Simon zu und rieb sich innerlich die Hände. Es war offensichtlich, dass der Deutsche sich trotz der vielen Monate in Irland in diesem Land noch immer nicht zu helfen wusste. Also brauchte Kirchberg jemanden, der für ihn übersetzen und Sachen erledigen konnte. Da er selbst keine Lust hatte, seine heilen Knochen noch einmal für Königin Elisabeth zu riskieren, sah er es als erstrebenswertes Ziel an, Kirchbergs Diener zu werden.
Um zu beweisen, was er wert war, lotste Deasún den Deutschen und dessen hübsche Begleiterin in eine kleine Ortschaft am Meer, die zu unbedeutend war, um als Zankapfel zwischen Engländern und Iren zu dienen. Die Schiffer, die diesen Hafen anliefen, wurden nicht nach ihrer Volkszugehörigkeit gefragt, weil sie jene Dinge lieferten, die man teuer ins Hinterland verkaufen konnte.
Obwohl der Ort nicht groß war, gab es eine recht saubere Taverne. Der englische Wirt war mit einer Irin verheiratet und buckelte vor Simon, der deutlich herausstrich, ein Mann von Adel zu sein.
»Ich brauche eine Kammer mit einem großen Bett«, forderte Simon und ließ Ciara dabei nicht aus den Augen.
Diese sah ihn erschreckt an, sagte aber nichts. Wenn ihm seine heile Haut lieb ist, dachte sie, sollte er besser nicht versuchen, sich ihr zu nähern.
»Wenn die Herrschaften mir folgen würden!« Der Wirt nahm eine Lampe, um den düsteren Treppenaufgang auszuleuchten, und führte sie in eine passabel aussehende Kammer mit einem Schrank an der Wand und einem breiten Bett.
»Sind die Herrschaften damit zufrieden?«, fragte er, nachdem Ciara und Simon eingetreten waren.
Er nickte. »Das sind wir. Lass uns in einem der Extrazimmer ein Mahl auftragen. Der Priester wird bald kommen, und du kannst dann als Zeuge den Heiratskontrakt unterschreiben.«
»Die Herrschaften wollen hier heiraten? Ich werde selbstverständlich alles so herrichten, wie es gewünscht wird.«
Ciara wartete, bis der Wirt das Zimmer wieder verlassen hatte, und wollte dann ein paar deutliche Worte zu Simon sagen. Da fühlte sie plötzlich, wie ihr Magen revoltierte. »Ich muss zum Abtritt«, brachte sie noch mühsam hervor. Dann presste sie die Lippen ganz fest aufeinander und eilte mit wehenden Röcken davon.
Sie kam gerade noch in den Hof des Gasthauses und erbrach dort in kurzen, heftigen Schüben. Zunächst fühlte sie sich nur elend, spürte aber bald, wie ihre Lebensgeister wieder erwachten und sie einen gewaltigen Hunger bekam.
Erleichtert ging sie zum Brunnen, wusch sich den Mund aus und kehrte in die Herberge zurück. Unterwegs fielen ihr hundert Dinge ein, die sie Simon an den Kopf werfen wollte. Heiraten würde sie ihn auf jeden Fall nicht.
Als sie die Treppe hinaufsteigen wollte, öffnete sich eine Tür, und Simon blickte heraus. »Ich habe hier auftragen lassen!«
Ciara nickte und trat wortlos ein. Beim Anblick des Schinkens und der Würste, die auf mehreren Holztellern serviert worden waren, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Noch während sie sich setzte, nahm sie etwas Brot und ein Stück Schinken und steckte beides in den Mund. Während sie kaute, erinnerte sie sich, dass ihr vor zwei Tagen genauso übel gewesen war. Da hatte sie nicht ganz so stark erbrechen müssen, war hinterher aber genauso hungrig gewesen. Ciara war unter vielen Frauen aufgewachsen und begriff daher schnell, was ihr Zustand zu bedeuten hatte. Sie war schwanger!
Im ersten Augenblick erschreckte sie der Gedanke, dann aber durchzuckte sie es wie ein Blitz: Sie trug Ferdinands Kind! Es war sein Vermächtnis für sie, sein letztes Geschenk! Nun wusste sie, was sie zu tun hatte. Zwar verachtete sie Simon von Kirchberg, doch sie durfte sein Werben nicht ablehnen, sonst würde ihr Kind als Bastard zur Welt kommen. Er bot ihr die Chance, es in einer vor Gott geschlossenen Ehe zu gebären. Auf diese Weise erhielt das Kind den Namen, der ihm zustand.
Ciara schauderte es bei der Vorstellung, mit
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