Feuertochter: Roman (German Edition)
ihre Zeit mit der Hündin verbringen sollte anstatt mit notwendigen Arbeiten. Daher schürzte sie abwehrend die Lippen. »Es ist zu viel hier zu tun! Mit dem Hund kann ich auch morgen oder übermorgen nach draußen gehen.«
»Nichts da! Es ist der Befehl des Taoiseachs, dass du dich um Gamhain kümmern sollst. Es geht schließlich um deine Sicherheit. Ganz im Vertrauen gesagt, mag ich es nicht, wenn der Hund seine Hinterlassenschaften in der Burg verteilt, obwohl im Freien genug Platz dafür wäre. Für dich heißt das, dass du Gamhain sowohl am Morgen wie auch unter Tag und am Abend nach draußen führen wirst – und das bei jedem Wetter! Schau dabei nach, ob du weitere Stellen findest, an denen essbare Wurzeln und Beeren wachsen. Dann kannst du ein paar Frauen hinschicken, um sie zu sammeln.«
Obwohl Ciara es nicht mochte, dass einfach über sie bestimmt wurde, musste sie lachen. »Mein Bruder hätte besser dich zu seinem Stellvertreter ernannt als deinen Mann. Du hättest die Krieger unseres Clans vollkommen im Griff.«
»Jetzt rede kein dummes Zeug! Krieg ist etwas für Männer. Damit haben wir Frauen nichts zu tun«, antwortete Saraid harsch.
Ciaras Blick flog zu der Gruppe von Frauen, zu denen sich jetzt auch Maeve gesellt hatte, und seufzte. »Der Krieg mag eine Sache der Männer sein, doch du wirst mir wohl nicht widersprechen, wenn ich dir sage, dass wir Frauen am meisten darunter zu leiden haben.«
»Deshalb brauchst du Gamhain zu deinem Schutz, und das so rasch wie möglich. Also hol die Hündin und nimm sie mit ins Freie«, antwortete Saraid gelassen und schritt davon.
11.
G amhain schlief lang gestreckt auf einer Strohschütte in einer Ecke der großen Halle. Unsicher blieb Ciara stehen. Da öffnete Gamhain ein Auge und musterte sie.
»Du bist also wach«, sagte Ciara und fragte sich, ob sie der Hündin einen Lederriemen um den Hals legen sollte. Dann wurde ihr klar, dass sie ohnehin nicht in der Lage war, das kräftige Tier festzuhalten, und stellte sich das Gelächter der anderen vor, wenn sie von Gamhain quer durch die Burg gezerrt würde. Daher sah sie das Tier auffordernd an.
»Wir beide sollen ins Freie gehen. Komm mit!«
Gamhain rührte sich nicht und schloss das Auge wieder.
»Also gut, dann lassen wir den Ausgang heute. Beschwere dich aber nicht, dass Saraid dir den Besenstiel überzieht, wenn du deinen Haufen oder eine Pfütze an einer Stelle hinterlässt, wo sie es gar nicht mag.«
Erneut öffnete die Hündin erst das eine Auge, dann das andere und stand scheinbar ungelenk auf. Wieder erschrak Ciara angesichts von Gamhains Größe. Das Tier war einfach riesig und mit Sicherheit schwerer als sie selbst. Trotzdem nahm sie allen Mut zusammen und krallte die Rechte in das Nackenfell der Hündin. »Willst du jetzt mitkommen?«
Gamhain gab einen kurzen Laut von sich und stolzierte in Richtung Tür. Ohne sie loszulassen, hielt Ciara mit ihr Schritt und trat gemeinsam mit ihr auf den Burghof. Dort scheuchte ihre Cousine gerade mehrere Mägde an die Arbeit. Als sie Ciara mit der Hündin auf sich zukommen sah, schnappte sie nach Luft. Auch die anderen Frauen starrten das seltsame Paar mit großen Augen an.
»Ich würde mich diesem Biest nicht auf mehr als fünf Schritte nähern, doch die Schwester des Taoiseachs hält es am Genick, als wäre es ein kleiner Welpe!«, rief eine junge Magd aus.
Saraid nickte anerkennend. »Das Blut der Ui’Corra fließt in Ciara. Die Hundesippe, aus der dieses Tier stammt, hat immer nur dem Taoiseach und seinen engsten Verwandten gedient. Es heißt, eine Elfenkönigin habe Gamhains Ahnin einst dem ersten O’Corra geschenkt, weil dieser ihr einen großen Gefallen getan hatte, und die magische Kraft, die die Familie mit den Hunden verbindet, besteht noch immer.«
Ohne sich um die Verwunderung ihrer Cousine und der anderen Frauen zu kümmern, führte Ciara die Hündin ins Freie. Dort riss Gamhain sich los, schlug Haken und machte einige übermütige Luftsprünge. Dabei entfernte sich das Tier nie weiter als zwanzig Schritte von ihr, kehrte immer wieder zurück und schnupperte an ihr, als wolle es sie genauer kennenlernen.
»Wohin sollen wir gehen?«, fragte Ciara, als wäre Gamhain ein Mensch, und schüttelte dann über sich selbst den Kopf. Wenn hier jemand den Weg vorgab, so war sie es.
»Komm!«, forderte sie Gamhain auf und wanderte in Richtung des nächstgelegenen Dorfes.
Gamhain blieb zuerst ein paar Schritte hinter ihr zurück, überholte sie
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