Feuertochter: Roman (German Edition)
lassen. Die Tür stand offen, und der Mann, der hier Wache halten sollte, war verschwunden.
Ciara betrat den Kellerraum und sah Teige O’Connor starr und steif am Boden liegen. Der provisorische Verband, den sie dem Mann angelegt hatte, hatte sich gelockert, und sie konnte nicht sagen, ob dies während der Nacht von selbst geschehen und O’Connor im Schlaf verblutet war oder ob er die Binden selbst gelöst und den Tod gesucht hatte. Auf jeden Fall war es höchst ärgerlich, und so wandte Ciara sich voller Zorn Buirre zu, der ihr mit Saraid und zwei seiner Krieger gefolgt war.
»Das hier hätte nie geschehen dürfen!«
Ein kurzes Brummen kam von Buirre, dann machte er eine wegwerfende Handbewegung. »Der Kerl hat bekommen, was er verdient hat. Er war ein Engländerknecht!«
»Gerade weil er bei Männern wie Henry Bagenal und Richard Haresgill aus und ein ging, hätte er uns viel über deren Pläne erzählen können. Oder glaubst du, die Engländer legen die Hände in den Schoß und sehen zu, wie Irland ihnen entgleitet?«
»Die Engländer werden ausgerechnet einem O’Connor ihre Pläne anvertrauen«, biss Buirre zurück, der sich von Ciara zu Unrecht angegriffen fühlte. Schließlich hatte ihr Bruder ihn zum Herrn der Burg gemacht.
»Ich habe gestern gesagt, ihr sollt den Mann neu verbinden! Doch das ist nicht geschehen. Hätten wir Teige O’Connor gut behandelt, wäre er uns zu Dank verpflichtet gewesen. So aber haben wir neben unserem Krieg mit den Engländern auch noch eine Blutfehde mit den Ui’Connor am Hals.«
Jedes von Ciaras Worten traf Buirre wie ein Schlag. Sein Gesicht färbte sich dunkel, und mit einem Mal schrie er sie an, dass dies eine Sache der Männer sei und weder sie noch die anderen Weiber etwas anginge.
Bevor Ciara in ähnlicher Weise antworten konnte, griff Saraid ein. »Langsam glaube ich, dass unser Herrgott im Himmel die Frau nicht aus der Rippe, sondern aus dem Gehirn des Mannes geschaffen und vergessen hat, dieses wieder zu ersetzen.«
»Du …!«, brüllte Buirre und schlug, da ihm die Worte fehlten, mit blanker Faust zu.
Der Hieb traf Saraid völlig unvorbereitet, und sie stürzte zu Boden. Blut rann ihr von den aufgeplatzten Lippen, und für einige Augenblicke blieb sie wie betäubt liegen. Dann erhob sie sich zitternd und starrte ihren Mann hasserfüllt an.
»Das hast du nicht umsonst getan, Buirre O’Corra! Das schwöre ich dir. Auch nehme ich kein einziges Wort von dem zurück, was ich gesagt habe. Ich setze sogar hinzu, dass der Taoiseach einen schweren Fehler begangen hat, indem er dich zu seinem Verwalter machte.«
In Buirre rangen Zorn und Scham miteinander. Noch nie hatte er seine Frau so hart geschlagen. Aber dann sagte er sich, dass sie selbst schuld war. Wozu hatte sie ihn reizen müssen? Er hob drohend die Hand, um ihr zu zeigen, dass er sie jederzeit erneut züchtigen konnte, und starrte im nächsten Moment auf die Spitze von Ciaras Dolch.
»Tu das nie wieder, Buirre O’Corra, sonst lernst du mich kennen. Ich bin Caitlín Ní Corras Enkelin, vergiss das nicht!«
Der Hinweis auf die Ahnin, die ihren Mann Cahal blutig an den Ui’Néill gerächt hatte, verfing. Wenn Ciara auf ihn losging und er sie niederschlug oder gar verletzte, würde ihr Bruder Rechenschaft von ihm fordern. Dann war er mehr als nur seinen Posten als Verwalter los.
»Dummes Weibergesindel!«, schimpfte er und stapfte davon.
Ciara sah ihm kurz nach, schloss dann ihre Cousine in die Arme und führte sie in die Küche. »Komm mit! Ich werde dein Gesicht verarzten. Aus deiner Nase rinnt ein roter Bach, und deine Lippen sind ganz zerschlagen! Buirres Hieb war hinterhältig und gemein. Hoffentlich hat er dir keinen Zahn ausgeschlagen.«
»Früher war er anders«, flüsterte Saraid und stöhnte vor Schmerz. »Aber das Vertrauen unseres Taoiseachs ist ihm zu Kopf gestiegen, insbesondere die Tatsache, dass Oisin ihn im Krieg auf dem Kontinent zu einem seiner Unteranführer gemacht hat. Seitdem kennt er kein Maß und kein Ziel mehr. Gebe Gott, dass sich das nicht einmal bitter rächt!«
14.
B uirre war zunächst nur ziellos drauflosgestürmt. Erst ein Stück außerhalb der Burg blieb er stehen und fluchte lautstark vor sich hin. Zwar tat es ihm leid, Saraid blutig geschlagen zu haben, doch noch mehr ärgerte er sich darüber, dass ausgerechnet sie seine Autorität am meisten in Frage stellte.
»Ich hätte schon früher zum Stock greifen müssen«, stieß er wütend hervor. »Jetzt tanzt mir
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