Feuertochter: Roman (German Edition)
sicher schön, mal so ’n Würmchen zu haben. Hätt auch gerne eins gehabt, aber zweimal hat mein Mann mich so verhauen, dass es abging. Danach war’s aus. Bin jetzt froh darum, wenn ich die anderen Huren seh, die sich noch mit ihren dicken Bäuchen von den geilen Kerlen rammeln lassen müssen. Sollten jetzt aber zu Tim gehen. Dürfte inzwischen wach sein.« Mit diesen Worten stand Maud auf, warf sich ihr Schultertuch über und trat zur Tür.
Ciara packte ihre Sachen wieder ein und folgte ihr. Draußen sperrte die Hure umständlich zu und steckte den Schlüssel unter ihr Kleid. »Wegen der Diebe«, erklärte sie Ciara.
Diese hatte längst begriffen, dass sie nicht gerade im vornehmsten Viertel von London gelandet war, und fragte sich bang, wie sie hier überleben und ihr Kind gesund zur Welt bringen sollte.
14.
D er Laden des Pfandleihers und Trödlers Tim lag in einer schmalen Seitengasse, die von alten Fachwerkhäusern gesäumt wurde. Ein schlichtes Schild über der Tür wies darauf hin, dass hier alle Waren an- und verkauft wurden.
Ciara blieb kurz davor stehen, atmete tief durch und ging auf die Tür zu. Bevor sie die Hand danach ausstrecken konnte, wurde diese geöffnet, und ein Mann trat heraus, der in einen weiten Mantel gehüllt war. Er sah Ciara, grinste und fasste nach ihrem Kinn.
»Du könntest mir gefallen, Kleine. Komm mit! Ich habe wieder Geld und kann deinen Preis bezahlen.«
»Das glaube ich weniger«, antwortete Ciara kühl und zwängte sich an dem Mann vorbei ins Innere des Ladens. Sie hörte noch, wie er sie eine dumme Kuh nannte, und atmete auf, als er weiterging. Statt seiner kam Maud herein und trat lächelnd auf einen lang aufgeschossenen, mageren Mann zu, der glitzernde Gegenstände in einer Schublade verstaute.
»Grüß dich, Master Tim«, begann sie.
Der Mann schloss die Schublade und drehte sich zu ihr um. »Maud, du bist es! Hast wohl wieder einen deiner besoffenen Hurenböcke um ein paar Sachen erleichtert?«
»Ach Gottchen, als wenn ich das tun würde!«, rief die Frau scheinbar entrüstet und zeigte dann auf Ciara. »Es geht um die Lady hier. Hat letztens Pech gehabt und braucht ’n wenig Geld. Maudie, hab ich mir gesagt, bringse zu Master Tim. Der hat immer ’n Herz für Frauen, denen Unglück geschehen ist.«
»Versuche nicht, mich einzuseifen. Das kann ein Barbier besser. Also, was will die Frau loswerden?«
»Ist ’ne echte Lady, aber aus Irland«, erklärte Maud. »Der musste ’nen guten Preis machen. Schon mir zuliebe. Müsst mich schämen, wennstes nicht tätest.«
Maud lächelte dabei vielversprechend, doch die Miene des Trödlers wurde womöglich noch mürrischer. »Ich sagte, ich will die Sachen sehen.«
Ciara öffnete ihr Bündel und breitete ihre Besitztümer vor ihm aus. Es handelte sich um eines von Simons Hemden sowie ein Essmesser und eine Gabel mit silbernem Griff, die er verwendet hatte, um seinen Stand als adeliger Offizier zu unterstreichen. Bei dem Anblick zeigte Tim sich interessiert. Er nahm sie in die Hand, prüfte das Besteck und nickte unwillkürlich.
»Italienische Arbeit! Nicht schlecht gemacht. Ich gebe dir fünf Shilling dafür!«
»Master Tim, das kannste nicht machen. Das ist mindestens vier Mal so viel wert«, rief Maud aus.
Mit einem Achselzucken packte Ciara die Sachen wieder ein. »Einen Versuch war es wert. Aber jetzt werden wir doch einen anderen Pfandleiher aufsuchen müssen. So weit unter Wert verkaufe ich meine Sachen nicht.«
»Jetzt man halblang mit den jungen Pferden!«, rief Tim. »Tu die Sachen wieder hin. Ich schau mir alles an, und dann reden wir weiter. Aber eins sage ich dir gleich: Ich muss auch leben! Daher werde ich dir den Preis nennen, den ich vertreten kann, und dann akzeptierst du ihn oder nicht. Denke aber nicht, dass ein anderer dir mehr zahlen würde. Ich tu’s auch nur der guten Maud zuliebe. Dafür aber habe ich bei dir was gut, nicht wahr?«
Während Ciara noch verwundert schaute, wusste Maud sofort, was Tim meinte. »Wennste ein kleines Stößerchen machen willst, können wir nach hinten gehen. Aber erst, wennste der Lady ’nen guten Preis gemacht hast.«
Danach ging es ganz schnell. Tim schätzte die wenigen Habseligkeiten, nannte Ciara einen Preis, der zwar noch weit unter dem wirklichen Wert lag, aber doch um einiges besser war als sein erstes Angebot. Dann schob er ihr ein Häuflein unterschiedlichster Münzen zu und sah Maud auffordernd an.
»Komm jetzt!«
Beinahe erwartungsvoll grinsend
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