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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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stellen, um Ciara zu finden.

16.
    S imon von Kirchberg empfand wenig Freude, als er das Schloss seines Onkels vor sich auftauchen sah. Einst war er von hier ausgezogen, um als Söldneroffizier Karriere zu machen, und nun kehrte er allein und ohne einen einzigen Soldaten zurück. Er hatte nicht einmal mehr einen Burschen, seit Deasún O’Corraidh verschwunden war.
    Zwar hatte er sich unterwegs einen neuen Diener suchen wollen, aber niemanden gefunden, der bereit gewesen wäre, ihm bis ins Land der Baiern zu folgen. Ohne die notwendige Pflege waren seine Stiefel und seine Kleidung verdreckt, und er wusste, dass dies bei seiner Tante heftigen Unwillen auslösen würde. Doch daran konnte er nichts ändern.
    Mit grimmiger Miene ritt er durch das Dorf, das zu Füßen des Schlosses lag, und achtete weder auf die verwunderten Blicke der Einwohner noch auf die neue, größere Kirche, die an der Stelle der alten Kapelle stand und einen schlanken Turm aufwies, der von einem Satteldach gekrönt wurde.
    Ein Dörfler sah seine Frau erstaunt an. »Das ist doch der Herr Simon! Was für ein Glück, dass er der Herrschaft jetzt beistehen kann, wo sie so viel Unheil hat erleiden müssen.«
    Die Frau schnaubte verächtlich. »Der denkt wohl, er wäre jetzt der Erbe, und hat daher weder Ross noch Gewand geschont. Aber da wird ihm der Schnabel sauber bleiben. Von meiner Base, der Rosi, weiß ich, dass der gnädige Herr sich für Ferdinand als Erben entschieden hat. Der ist mir ehrlich gesagt auch lieber als Herr Simon, denn bei dem hätten wir nichts zu lachen!«
    »Das kannst du laut sagen!«, antwortete der Mann und sah sich sogleich ängstlich um, ob jemand ihn gehört haben könnte.
    Unterdessen trabte Simon auf die Mauer zu, die das Schloss weiträumig umgab, und zügelte sein Pferd vor dem verschlossenen Tor. Der Pförtner seines Onkels, ein in Ehren ergrauter Knecht, kam gemächlich aus seinem Häuschen und kniff die Augen zusammen, um zu sehen, wer da zu seinem Herrn wollte. Wegen des abgerissenen und schmutzigen Aussehens wollte er den Reiter schon abweisen. Da erkannte er Simon und zuckte erschrocken zusammen.
    »Ihr, Herr?«, rief er und öffnete das Tor. »Da wird sich die Herrschaft gewiss freuen.«
    Es klang nicht gerade begeistert, denn der Pförtner wusste, wie rasch Simon mit der Peitsche bei der Hand war. Diesem Neffen des Schlossherrn stand eine große Enttäuschung bevor, und er würde sich gewiss ein Opfer suchen, an dem er seine Wut auslassen konnte.
    Simon ritt an dem kleinen, künstlich angelegten See vorbei, auf dem die Damen sich mit Kähnen rudern ließen, und verhielt kurz darauf sein Pferd auf dem mit feinem Kies ausgelegten Vorplatz des Schlosses. Halb hinter dem linken Flügel verborgen entdeckte er den alten Wehrturm, in dem das Pulver für die wenigen Kanonen des Schlosses und die Jagdbüchsen aufbewahrt wurde. Als Kinder hatten sein Vetter Andreas und er dort oft gespielt und versucht, sich ein wenig Pulver für eigene Zwecke anzueignen. Meist hatte der Leibjäger seines Onkels sie dabei erwischt und davongejagt.
    Verwundert, weil seine Gedanken sich plötzlich mit jenen alten Zeiten beschäftigten, schwang Simon sich aus dem Sattel, reichte einem herbeieilenden Knecht die Zügel und fragte: »Wo kann ich meinen Oheim finden?«
    Nun erst begriff der Knecht, wer vor ihm stand. »Herr Simon, Ihr seid es!« Er wies zu dem alten Pulverturm. »Die Herrschaften haben sich auf den Söller zurückgezogen. Doch wenn Ihr vor sie treten wollt, solltet Ihr Euch vorher reinigen und umziehen.«
    Der Rat kam aus aufrichtigem Herzen, wurde aber nicht gut aufgenommen. Simon besaß nicht einmal mehr ein Hemd zum Wechseln, seit er es in seiner Wut über die Abfuhr durch die englische Königin zusammen mit einigen anderen Sachen in der Londoner Herberge zurückgelassen hatte. Auch hatte er sich unterwegs nicht die Zeit genommen, die Kleidung zu ersetzen. Im Grunde hoffte er, einige Wochen auf Kosten seines Onkels leben und sich neu ausrüsten zu können. Obwohl er die dreißig Pfund in Gold, die Elisabeth ihm hatte geben lassen, für sich einen Bettel nannte, waren sie sein einziges Vermögen. Es reichte gerade, um eine neue Söldnerkompanie aufzustellen. Und selbst wenn ihm das gelang, würde er noch vieles auf Pump kaufen müssen.
    Als er das Schloss betrat, ballte er die Fäuste. Das Schicksal hatte ihn von Anfang an äußerst ungerecht behandelt, indem es seinen Vetter Andreas als Majoratserben und ihn als Sohn eines

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