Feuertochter: Roman (German Edition)
Schiff verlassen konnten.
»Als Erstes brauchen wir ein nicht allzu teures Gasthaus, in dem wir unterkommen können. Von dort aus suchen wir eine Herberge nach der anderen auf und fragen nach Ciara und Simon«, erklärte er noch einmal, obwohl sie während der Schifffahrt oft genug darüber gesprochen hatten.
Während Bríd, Hufeisen und Ionatán nickten, brachte Saraid einen Einwand, den sie schon geraume Zeit mit sich herumtrug. »Was ist, wenn Ciara von Simon schwanger ist? Wollt Ihr sie dann bei ihm lassen?«
»Nein! Simon hat kein Recht auf sie, denn er hat ihre Familie verraten und ist schuld am Tod so vieler Ui’Corra. Entweder gibt er sie freiwillig auf, oder ich werde ihn dazu zwingen.«
Saraid nickte anerkennend. Aus dem Jüngling, der nach Irland gekommen war und seinen Vetter über die Maßen bewundert hatte, war ein Mann geworden, dessen Wort so fest wie ein Felsen stand.
»Wir werden sie finden!«, sagte sie mit einem hoffnungsfrohen Lächeln. Die Stadt mochte groß sein und die Suche der nach einer Nadel im Heuhaufen gleichen. Aber sie würden nicht aufgeben.
Währenddessen fragte Hufeisen Passanten nach einem brauchbaren Gasthaus. Er erhielt mehrere genannt und bat einen jungen Burschen, der scheinbar ziellos hier herumlungerte, sie zu einem zu bringen.
»Aber selbstverständlich, mein Herr«, erklärte dieser, machte aber gleichzeitig die Geste des Geldzählens.
Hufeisen holte einen Penny aus der Tasche und zeigte ihm diesen.
Doch der Kerl schüttelte den Kopf. »Dafür gehe ich keine zehn Schritte!«
Bevor Hufeisen etwas erwidern konnte, mischte sich ein Passant ein. »Hört nicht auf den Kerl! Der will euch nur betrügen. Der Gasthof ist dort vorne gleich links um die Ecke. Ihr könnt ihn nicht verfehlen.«
Hufeisen bedankte sich, wandte sich seinen Begleitern zu und forderte sie auf mitzukommen. Den Burschen, dem der Penny zu wenig war, beachtete er nicht mehr. Der zog ein griesgrämiges Gesicht, denn er hatte die Fremden für Provinzler gehalten, wäre aber auch mit der kleinen Münze zufrieden gewesen.
Sein Schaden war Ferdinands und Hufeisens Gewinn, und dieser wurde noch größer, denn der Pheasant erwies sich als sauberer Gasthof mit ihnen zusagenden Preisen. Ferdinand nahm eine Kammer für sich, Hufeisen und Ionatán sowie eine weitere für die beiden Frauen. Danach setzten sie sich in den Gastraum und bestellten sich eine Mahlzeit.
Gamhain legte sich wie schützend neben den Tisch und gähnte herausfordernd. Etliche Gäste warfen dem riesigen Tier ängstliche Blicke zu, denn sie übertraf jeden englischen Bullenbeißer an Größe, und ihre Zähne sahen aus, als könne sie den Oberschenkel eines kräftigen Mannes mit einem Biss zermalmen.
Der Appetit der Hündin galt jedoch mehr dem Ochsenknochen, den die Schankmaid ihr hingeworfen hatte. Dennoch hob sie, wie Ferdinand bemerkte, immer wieder den Kopf, schnupperte und winselte leise.
Das schien auch ihm ein eindeutiges Zeichen, dass sie Ciaras Geruch in die Nase bekommen hatte. Nun hoffte er selbst, dass die Hündin die Witterung seiner Geliebten aufnehmen und ihr folgen konnte. Dies sagte er auch zu den anderen, als sie später bei einem Becher Ale zusammensaßen. »Wir werden uns aufteilen. Hufeisen und ich machen uns einzeln auf die Suche. Wir sind des Englischen so mächtig, dass wir Fragen stellen können. Ionatán wird Saraid begleiten, die ich nicht allein durch diese Stadt laufen lassen will, und ich nehme Gamhain mit.«
»Ich würde schon nicht verlorengehen«, maulte die Irin.
»Wir kennen uns hier nicht aus und wissen nicht, welche Ecken Londons gefährlich sind. Daher ist es besser, ihr seid zu zweit. Ionatán kann nicht allein gehen, weil er die hiesige Sprache zu schlecht versteht. Deshalb braucht er dich. Bríd wird hier im Gasthof bleiben und den anderen Bescheid geben, wenn einer von uns etwas entdeckt hat.« Auch diesen Vortrag hatte Ferdinand schon mehrfach gehalten, aber er wollte sichergehen, dass jeder wusste, was er zu tun hatte.
»Wir sollten die Suchgebiete in der Stadt vorher aufteilen, damit wir nicht an einzelnen Stellen doppelt fragen«, schlug Hufeisen vor.
»Das machen wir! Aber heute werden wir uns gemeinsam in der Umgebung dieses Gasthofs umsehen. Außerdem werde ich den Wirt bitten, uns alle Herbergen und Gasthöfe zu nennen, die er kennt. Diese werden wir als erste aufsuchen.«
Eifriges Nicken folgte. Sie hatten London glücklich erreicht und waren bereit, die Stadt auf den Kopf zu
Weitere Kostenlose Bücher