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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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glitt Maud an ihm vorbei ins Hinterzimmer. Er folgte der Hure beinahe auf dem Fuß. Seufzend blieb Ciara im Laden zurück. Da der Durchgang zum hinteren Raum keine Tür hatte, konnte sie mithören, was dort geschah, und sah die Schatten der beiden, die an die Wand gemalt wurden. Maud legte sich rücklings auf einen Ballen und zog die Röcke hoch, während der Mann an seiner Hose nestelte und ihr dann zwischen die Beine glitt. Dabei keuchte er so laut, dass Ciara glaubte, es müsse draußen auf der Straße zu hören sein.
    Sie spürte, dass sie rot wurde, und drehte dem Schatten des kopulierenden Paares den Rücken zu. Dabei fragte sie sich, in was für eine Umgebung sie hineingeraten war. Hier schien Hurerei so alltäglich zu sein wie Essen und Trinken.
    Nach einer Weile grunzte Tim mehrmals laut, dann war es vorbei. Beide kamen wieder nach vorne, der Pfandhändler mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht und Maud mit einer noch halbvollen Flasche Branntwein, die Tim ihr zugesteckt hatte.
    »Wir können jetzt gehen«, erklärte sie Ciara.
    Diese schüttelte sich, als müsse sie einen schlechten Traum vertreiben, und folgte ihr nach draußen. »Es tut mir leid, dass du dich dem Kerl hingeben musstest«, sagte sie leise zu Maud.
    »Das hier war’s wert!«, antwortete diese grinsend und hielt ihr die Flasche vors Gesicht.
    In diesem Augenblick war für Ciara klar, dass sie nicht den gleichen Weg nehmen würde wie Maud. Zwar blieb ihr nichts anderes übrig, als sich vorerst bei dieser einzumieten, doch irgendwie würde sie ihr Schicksal wenden, und wenn es durch Diebstahl war. Der Gedanke, dass es Engländer und damit Angehörige des verhassten Volkes treffen würde, half ihr, jegliche Gewissensbisse zu unterdrücken.

15.
    E ndlich lag London vor ihnen! Ferdinand und seine Begleiter hatten noch zweimal das Schiff wechseln müssen, bis das letzte sie endlich in die Hauptstadt gebracht hatte. Auch wenn die anderen Kapitäne lange nicht so erpresserische Forderungen gestellt hatten wie der englische Schmuggler, war Richard Haresgills anfänglich wohlgefüllte Börse um einiges dünner geworden. Die Überlegung, über Land zu reisen, hatten sie rasch aufgegeben, denn dafür hätten sie sich Pferde kaufen müssen. Eine solche Ausgabe aber hatten sie sich nicht leisten können. Hufeisen hatte schon mehrmals bedauert, dass sie nach dem Tod Haresgills und seiner Männer nicht nach den Pferden der Engländer gesucht hatten.
    Als er wieder davon anfing, schüttelte Saraid den Kopf. »Zu Pferd wären wir niemals heimlich durch Tir Chonaill gekommen. Außerdem können weder Bríd noch ich reiten.«
    Bevor Hufeisen etwas entgegnen konnte, klopfte Ferdinand ihm auf die Schulter. »Gräme dich nicht, alter Freund. Wir haben London schließlich doch erreicht. Hol unsere Sachen, damit wir schnell von Bord kommen. Vielleicht können wir heute noch nach meinem Vetter und Ciara forschen.«
    »Wollen wir hoffen, dass sie noch hier sind«, antwortete Hufeisen düster.
    »Wenn nicht, werden wir erfahren, wohin sie sich gewandt haben, und ihnen folgen, und sei es bis zu den Toren der Hölle!«
    Die Tage auf See hatten Ferdinand gutgetan. Seine Abschürfungen und Quetschungen, die er sich beim Sprung aus dem Turmfenster und beim Schwimmen zwischen den Klippen zugezogen hatte, waren verheilt und seine Kraft zurückgekehrt.
    Ein Matrose scheuchte ihn von seinem Platz, weil die Leinen bereitgelegt wurden, mit denen das Schiff am Kai vertäut werden sollte. Während Ferdinand ein paar Schritte beiseitetrat, verschwanden die anderen unter Deck, um das Gepäck heraufzuholen. Als sie wiederkehrten, legten die Matrosen bereits die Rampe aus.
    Als Ferdinand den Kai betrat, musste er alle Kraft aufwenden, um Gamhain zu halten. Die Hündin schnupperte unruhig und schien sogleich losrennen zu wollen. Auch ihre Verletzungen waren während der Überfahrt gut verheilt, und sie sehnte sich nach der Enge des Schiffes danach, sich wieder einmal richtig auszutoben. Doch das war hier in der Stadt unmöglich.
    Schließlich half Ionatán, das Tier zu bändigen. »Sie benimmt sich, als hätte sie Ciara bereits gewittert«, sagte er zu Ferdinand.
    Dieser überlegte, ob er die Hündin loslassen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie waren fremd hier, und er wusste nicht, ob Gamhain sie bei der Überfülle an Gerüchen, die hier herrschte, wiederfinden würde.
    »Würde sie Ciara wittern, gäbe sie Laut«, antwortete er und trat beiseite, damit die anderen das

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