Feuertochter: Roman (German Edition)
Kerl, dass ich geblutet hab. Und andauernd wollte er rammeln wie ein Ziegenbock. Hat auch gestunken wie einer. War’s irgendwann leid und hab die Fliege gemacht. Hab mich hier gut eingerichtet. Zahl dem Verwalter vom Nebenhaus ’nen Shilling Miete im Monat für diese Hütte und kann dafür den Dienstbotenabtritt mitbenützen. Gelegentlich ruft er mich auch in ’nen Kellerraum, damit ich’s ihm besorge. Er macht’s gerne wie ein Hengst von hinten, aber bei seiner Alten bleibt ihm da der Schnabel sauber. Die legt sich brav aufs Kreuz, macht die Beine breit und schließt die Augen, bis er fertig ist.«
Ciara empfand unwillkürlich Mitleid mit der Frau, die ein hartes Schicksal zu tragen hatte und immer nur für den nächsten Tag leben konnte. Ein wenig wunderte sie sich, weshalb Maud jetzt freundlicher zu ihr war. Da bemerkte sie, dass Maud eine Flasche aus einer kleinen Truhe holte, die hinter dem Bett versteckt stand, und einen großen Schluck daraus nahm.
»Willste auch was?«, fragte sie.
»Nein, danke!« Ciara trank zwar gelegentlich einen Becher leichten Bieres oder dünnen Mets gegen den Durst, doch der Geruch, der aus der offenen Flasche drang, verursachte ihr Übelkeit. Wie es aussah, war es so etwas Ähnliches wie Whiskey, der in kleinen Mengen als Medizin brauchbar war und von Männern vor allem zum Vergnügen getrunken wurde. Allerdings war es ein Teufelszeug, denn es raubte ihnen den Verstand und ließ sie streitsüchtig und hemmungslos werden. Am nächsten Tag lagen die Männer dann in ihrem eigenen Schmutz und jammerten über Kopf- und Magenweh. Doch anstatt sich das eine Lehre sein zu lassen, tranken sie unverdrossen weiter. Wohin das führen konnte, hatte Ciara an Buirre gesehen.
Auch Maud schien sich durch den Genuss des scharfen Getränks zu verändern. Sie wurde zugänglicher und reichte Ciara wenig später sogar ein gutes Stück vom Rest der Fleischpastete.
»Muss eh bald gegessen werden, sonst wird se schlecht«, sagte sie und sah Ciara nachdenklich an. »Bist wirklich ’ne Noble! Wie biste denn in diese Lage gekommen?«
Ciara überlegte, wie viel sie ihr erzählen durfte, und berichtete schließlich, dass ihr Mann sie verstoßen habe.
»Hättest doch zu deinen Verwandten gehen können«, meinte Maud.
»Die leben in Irland oder sind tot.« Ciara wischte sich über die Wangen, die sich auf einmal nass anfühlten, und zuckte dann mit den Schultern. »Es gibt niemand auf der Welt, an den ich mich noch wenden könnte. Daher muss ich mein Leben selbst in die Hand nehmen und …«
Den Rest verschluckte sie, denn sie hatte sagen wollen, dass sie hoffte, den Tod Ferdinands und ihres Bruders an Simon von Kirchberg rächen zu können. Doch da würde wohl kein Weg hinführen. Für sie ging es nur noch ums Überleben.
»Ich habe noch ein paar Sachen retten können und will sie an einen Trödelhändler verkaufen. Wenn du mir einen nennen kannst, der mich nicht betrügen wird, kannst du ein paar Pennies haben«, bot sie Maud an.
»Freilich weiß ich einen! Verkauf ihm auch immer wieder Zeugs, das ich von Matrosen bekomme. Zeig mal, was du hast, damit ich sehen kann, was es wert ist.«
Nach einem kurzen Zögern öffnete Ciara ihr Bündel und breitete die Sachen aus.
Maud pfiff durch die Zähne. »Wenn du jetzt keine Noble wärst, hättste das aus ’nem noblen Haushalt geklaut. Das gibt ein paar Shillinge. Wennste willst, komme ich mit zum alten Tim und verhandle für dich. Krieg auf jeden Fall ’nen besseren Preis als du. Was willste dann mit dem Geld machen? ’ne bessere Wohnung wirste dir trotzdem nicht leisten können. Schlag vor, du bleibst erst mal bei mir und zahlst mir ’nen halben Shilling Miete und ’nen anderen halben fürs Essen. Wennste willst, bringe ich dir in der Zeit alles bei, waste als Hure können musst.«
»Ich will nicht als Hure arbeiten«, antwortete Ciara schroff.
»Wirste aber müssen! Selbst wenn dich ein Wirt als Schankmaid nimmt, musste für seine speziellen Gäste und ihn selbst die Beine breitmachen. Es ist nun mal so.«
»Ich will es nicht! Außerdem bin ich schwanger!«, rief Ciara erregt.
»Von dem Mann, der dir den Laufpass gegeben hat? Da wüsst’ ich mir Besseres!«
Bei Mauds Worten senkte Ciara den Kopf, damit die Frau nicht sehen konnte, wie sie errötete. In ihrem Herzen wuchs nicht Simon von Kirchbergs Kind heran, sondern das von Ferdinand. Aber das ging die Hure nichts an, und so erklärte sie, dass sie sich auf ihr Kind freue.
»Es ist
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