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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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denn?«
    Es klang nicht gerade freundlich.
    »Wir sind uns in der Nacht begegnet, und du hast mich eingeladen, bei dir zu schlafen«, antwortete Ciara.
    »Muss besoffen gewesen sein. Was willste?«
    »Wo ist hier der Abtritt?«
    »Hinten raus, an der Wand entlang und dann rechts ums Eck. Pass auf, damit dich keiner sieht. Musst sonst ’nen Penny zahlen.«
    »Danke!« Da Ciara keinen einzigen Penny mehr besaß, beschloss sie, die Warnung zu beherzigen. Sie verließ den Verschlag durch eine schmale Tür und huschte zwischen den drei Stockwerk hohen Gebäuden nach hinten. Bei einem der Anwesen schloss sich eine hohe Gartenmauer an, während es bei dem anderen einen Holzzaun mit zwei losen Brettern gab, die beiseitegestellt werden konnten.
    Als Ciara hindurchspähte, sah sie nur wenige Schritte entfernt den Abort. Niemand war in der Nähe, daher sauste sie hin und verriegelte die Tür von innen. Sie war froh, dass es rasch ging und sie kurz darauf wieder durch den Zaun schlüpfen konnte.
    In Mauds Verschlag zurückgekehrt, sprach diese sie mürrisch an. »Hat dich keiner gesehen? Will keine Scherereien wegen dir bekommen.«
    »Nein, da war niemand.«
    »Wollens hoffen. Wo du schon mal hier bist, kannste am Brunnen Wasser holen.« Maud zeigte auf einen Holzeimer, der in einer Ecke stand, und dann auf ein Schaff. »Mach’s aber richtig voll!«
    Ciara nickte und ging los. Der Brunnen war gut zweihundert Yards von Mauds Verschlag entfernt und wurde von schmuddeligen Weibern und Kindern umlagert, die alle Wasser holen wollten. Dabei ging es nicht gerade friedlich zu, und Ciara musste einige derbe Stöße einstecken, bis sie sich nach vorne gekämpft hatte. Selbst hier wollte ihr eine Frau noch den Schöpfeimer entreißen.
    Ciara fauchte die andere aufgebracht an. »Lass deine Finger davon!«
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle die Frau sie schlagen. Doch als Ciara nach ihrem Dolch griff, zuckte die andere zurück, und sie konnte ihren Eimer füllen.
    Bei ihrer Rückkehr saß Maud am Tisch und schaufelte die Fleischpastete in sich hinein. Bei dem Anblick meldete sich Ciaras Magen in schmerzhafter Weise, und sie blieb neben der Frau stehen.
    Diese sah ärgerlich auf. »Biste mit dem Wasserholen fertig?«
    »Ich habe einen Eimer voll gebracht!«
    »Das seh ich«, sagte Maud mit verkniffener Miene. »Mach weiter. Es gehen fünf Eimer ins Schaff.«
    »Ich habe Hunger!«, bekannte Ciara.
    »Soll ich dich auch noch durchfüttern? Mach, dass du das Wasser holst. Danach kannste meinetwegen was von der Pastete abhaben.« Noch während sie es sagte, schnitt Maud sich ein weiteres Stück ab und stopfte es sich in den Mund.
    Ciara hätte es ihr am liebsten aus den Händen gerissen, so hungrig fühlte sie sich, obwohl sie am Abend vorher noch gut gespeist hatte. Bei dem Gedanken daran nahm sie den Eimer und ging wieder hinaus. Am Brunnen merkte sie, dass sie sich ein wenig Achtung verschafft hatte, denn diesmal machte ihr niemand den Schöpfeimer streitig. Es war dennoch eine schweißtreibende Arbeit, bis sie das Schaff in Mauds Verschlag gefüllt hatte. Als sie schon hoffte, endlich etwas zu essen zu erhalten, wies die andere sie an, einen weiteren Eimer Wasser zu holen.
    »Zum Waschen. Die Kerle mögen’s nicht, wenn man bei der Arbeit stinkt«, erklärte sie.
    Da Ciara auch nichts dagegen hatte, sich waschen zu können, ging sie erneut zum Brunnen. Als sie zurückkam, zeigte Maud auf den Stuhl.
    »Stell den Eimer da drauf.« Danach zog sie sich ungeniert bis auf die Haut aus und begann sich mit einem halbwegs sauberen Lappen zu waschen.
    Unterdessen hielt Ciara nach etwas Essbarem Ausschau, doch Maud hatte alles wieder verräumt. Diese bemerkte ihren Blick, kümmerte sich aber nicht darum, sondern säuberte sich und zog sich anschließend wieder an.
    »Jetzt kannst du dich waschen!«, sagte sie.
    Da Ciara nicht das Wasser benutzen wollte, mit dem die Hure sich gewaschen hatte, ging sie noch einmal zum Brunnen. Dort spülte sie den Eimer zunächst kräftig aus und kehrte mit frischem Wasser zurück.
    »Bist wohl ’ne ganz Vornehme, was?«, spottete Maud, als Ciara sich zu waschen begann. Sie hielt jetzt ein großes Stück Brot in der Hand, von dem sie einen kleinen Teil abriss und ihn ihrem Gast zuwarf.
    »Hier, für dich!«
    Ciara fing das Brot auf und begann es heißhungrig zu essen.
    »Ganz so vornehm biste doch nicht«, kommentierte Maud. »Bist wohl deinem Mann weggelaufen. Bin’s auch! Hat mich geschlagen, der

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