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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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redeten, wenn sie einen Krug Bier und etwas zu essen spendiert bekamen.
    Als Ferdinand sich an diesem Nachmittag mit Hufeisen in der Nähe des Towers traf, schüttelte er verzweifelt den Kopf. »Wenn wir so weitersuchen wie bisher, brauchen wir bis ins nächste Jahr, um alle Gasthäuser Londons zu durchsuchen.«
    »Wir dürfen auch die Tavernen in den Vorstädten nicht vergessen«, wandte Hufeisen ein. »Viele Besucher übernachten dort, weil ihnen die Preise in der Hauptstadt zu teuer sind. Euer Vetter besaß gewiss nicht viel Geld.«
    »Das beunruhigt mich ja! Wer weiß, in welches Loch er Ciara verschleppt hat. Meine größte Sorge ist jedoch, dass Simon und Ciara London bereits wieder verlassen haben. Wenn wir sie hier nicht finden und auch nicht herausbringen, wo sie sich hingewandt haben, stehen wir vor dem Nichts. Simon soll verflucht sein!« Ferdinand ballte die Faust. Dann klopfte er Hufeisen auf die Schulter. »Lass uns weitermachen. Ich nehme die linke Seite der Straße, du die rechte. Komm, Gamhain. Vielleicht kann deine Nase uns helfen!« Noch während Ferdinand dies sagte, sah er, wie die Hündin die Lefzen hochzog und leise knurrte.
    »Was ist los?«, fragte er noch, da stieß Hufeisen ihn an.
    »Seht doch, Herr! Wenn das nicht dieser Schurke Deasún O’Corraidh ist, könnt Ihr mich einen Narren heißen.«
    Ferdinand blickte in die Richtung, die Hufeisen ihm wies. »Tatsächlich! Nach allem, was wir in Irland noch erfahren haben, war der Kerl bei meinem Vetter. Los, den schnappen wir uns!«
    Die beiden Männer eilten sofort los. Gamhain folgte ihnen wie ein schwarzbrauner Schatten und wartete auf den Befehl, loszurennen und den Mann zu stellen. Zunächst aber galt es, die gut dreißig Yards aufzuholen, die Deasún Vorsprung hatte, und das ging nicht, ohne den einen oder anderen Passanten beiseitezustoßen. Ferdinand und Hufeisen ernteten einige Flüche. Angesichts der riesigen Hündin wagte es jedoch niemand, handgreiflich zu werden.
    Nicht lange, da wurde Deasún O’Corraidh darauf aufmerksam, dass sich etwas tat, drehte sich um und sah Ferdinand etwa fünf Schritte hinter ihm. Zunächst erkannte er den Mann nicht, der mit verbissener Miene auf ihn zukam, dann aber wurde sein Gesicht so weiß wie frisch gefallener Schnee.
    »Geh weg, du Geist! Ich habe nichts mit dir zu tun.«
    Er rannte los, rempelte eine Frau an und stieß sie Ferdinand in den Weg. Während dieser bremste, um nicht mit ihr zusammenzuprallen, machte Gamhain einige Sätze, erreichte Deasún und riss ihn um.
    Der Ire schrie wie am Spieß, als die scharfen Zähne die Haut seiner Kehle ritzten, wagte aber nicht mehr, sich zu bewegen. Stattdessen fuhr einer der Passanten, der Kleidung nach ein besser gestellter Herr, Ferdinand an, wie er es wagen könne, seinen Hund mitten in London auf andere Leute zu hetzen.
    »Das da ist ein verdammter Ire, der mich bestohlen hat!«, antwortete Ferdinand geistesgegenwärtig, weil auch andere Passanten Miene machten, sich zu Deasúns Gunsten einzumischen.
    »Der Mann lügt! Ich habe ihm nichts gestohlen«, kreischte Deasún, konnte aber seinen irischen Akzent nicht verleugnen. Daher winkte der Herr, der Ferdinand angesprochen hatte, verächtlich ab.
    »Iren sind Gesindel, das man nur mit der Peitsche zu einem ehrlichen, gottgefälligen Leben zwingen kann. Was wollt Ihr mit dem Kerl machen? Ihn den Stadtgarden ausliefern?«
    Ferdinand schüttelte den Kopf. »Damit er auch noch im Kerker auf Kosten der braven Bürgerschaft der Stadt London ernährt wird? Nein, den nehme ich mit in mein Quartier und verprügle ihn so lange, bis er mir sagt, wo er das gestohlene Gut versteckt hat.«
    »Das würde ich ebenso machen«, antwortete der Herr und ging seiner Wege.
    Auch die anderen Passanten verloren das Interesse, und so starrte Deasún O’Corraidh voller Angst zu Ferdinand hoch, als dieser sich über ihn beugte.
    »Ich werde jetzt Gamhain zurückrufen. Glaube aber nicht, dass du weglaufen kannst! Sie ist auf jeden Fall schneller als du und wird kräftiger zubeißen als jetzt. Hast du mich verstanden?«
    Da der Ire es wegen Gamhain, deren Zähne noch immer an seiner Kehle saßen, nicht wagte zu nicken, flüsterte er nur. »Ich habe verstanden.«
    Sein Gesicht war noch immer schreckverzerrt, denn er hatte selbst gesehen, wie die Spitze des Turmes explodiert war und samt allen, die sich darin befanden, ins Meer gestürzt war. War Ferdinand von Kirchberg etwa aus der Anderswelt zurückgekehrt, um Rache zu

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