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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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deren Untergang in Verbindung bringen, hat er die Lady geheiratet.«
    »Außerdem wollte er Euch endlich übertrumpfen!«, warf Saraid mit bitterer Miene ein, um dann die Frage zu stellen, die alle bewegte. »Was sollen wir jetzt tun? Es war schon schwierig genug, die Gasthäuser in London aufzusuchen. Doch wenn Euer Vetter meine Cousine wirklich im Stich gelassen hat, kann sie überall in London sein, ja sogar bereits auf dem Heimweg nach Irland.«
    »Wo sie auch sein mag: Wir werden sie finden«, antwortete Ferdinand leise. Es klang wie ein Schwur.

Neunter Teil:
Das Ende des Weges
    1.
    F ür Ciara wurde das Zusammenleben mit Maud immer schwieriger, denn die Hure verdiente nicht genug, um sich jeden Tag eine Flasche Schnaps leisten zu können. Nüchtern aber war sie ein elendes Biest, das ihr sämtliche Arbeiten überließ und sie wie eine Magd behandelte. Außerdem bedrängte Maud sie immer mehr, dass sie unter ihrer Anleitung lernen sollte, ebenfalls ihren Körper zu verkaufen.
    Auch nun fing sie wieder damit an. »Wirst’s irgendwann doch tun müssen! Oder glaubste, ich will dich noch länger durchfüttern?«
    »Der Vorwurf ist ungerecht!«, rief Ciara empört. »Ich zahle dir gutes Geld dafür, dass ich auf einer Decke unter deinem Tisch schlafen kann, und für das wenige Essen, das du mir zuteilst.«
    »Ist viel zu wenig! Du weißt nicht, wie teuer’s hier in London ist«, keifte Maud zurück. »Daher wirste mir ab Sonntag vier Pennies mehr pro Woche geben, sonst kannste gehen!«
    »Du hast schon letzte Woche mehr Geld von mir verlangt!« Ciara war so wütend, dass sie Mauds Hütte am liebsten auf der Stelle verlassen hätte. Doch ganz auf der Straße leben, ohne jede Möglichkeit, sich sauber zu halten, das vermochte sie nicht. Und um sich irgendwo anders einzumieten, fehlte ihr das Geld. In Gedanken verfluchte sie Simon, der sie in diese entsetzliche Stadt verschleppt und einfach hier zurückgelassen hatte.
    »Zahl oder geh!«
    Mauds Antwort riss Ciara wieder aus ihren Gedanken, und sie zählte die wenigen Münzen, die sie noch besaß. Zwar hatte sie mehrfach versucht, auf der Straße und am Markt Frauen anzusprechen, ob diese ihr Arbeit geben wollten, war aber stets abgewiesen worden. Auf ehrliche Weise würde sie ihr Los daher niemals ändern können, und als Hure wollte sie es nicht.
    »Ich bin schwanger«, wiederholte sie.
    Maud winkte lachend ab. »Kenne genug Kerle, die scharf darauf sind, ’nen dicken Bauch zu schieben. Zahlen ganz gut! Könntest genug verdienen, damit wir hinten ’nen Yard oder zwei anbauen und ’n Dummerchen vom Land einfangen können, das ebenfalls mitarbeitet.«
    Ciara begriff, dass Maud die Chance sah, von einer nachrangigen Hure zu einer Kupplerin zu werden, die weniger durch eigene Arbeit als durch die ihrer Mägde ihren Lebensunterhalt verdiente. In gewisser Weise verstand sie die Frau sogar. Maud war nicht mehr die Jüngste und würde in ein paar Jahren von vielen Männern, die ihr jetzt noch zwischen die Beine stiegen, nicht einmal mehr angesehen wurden. Zu denen würde wohl auch der Trödler Tim gehören, der sich Mauds Bereitschaft mit Schnaps erkaufte. Doch die letzte Flasche war nur mehr zu einem Drittel voll gewesen.
    »Ich werde anders zu Geld kommen, und wenn ich es stehlen muss!«, erklärte Ciara.
    »Wennse dich erwischen, steckense dich in ’nen Sack und werfen dich in die Themse, weil ’n Weibsstück hierzulande nicht aufgehängt wird. Wennste lieber ertrinken willst, ist’s deine Sache!«
    Maud lachte, griff nach der Flasche und leerte sie ganz. Doch es war zu wenig Schnaps, um ihre Laune zu verbessern, und sie keifte so lange, bis Ciara es nicht mehr aushielt und aufstand.
    »Wo willste hin? Zum Anschaffen ist’s noch zu früh«, fragte Maud.
    »Ich will zusehen, ob ich nicht doch eine Arbeit finde«, gab Ciara kurz angebunden zurück.
    »Gibt keine für unsereins, außer im Liegen.« Mauds Spott verfolgte Ciara bis auf die Straße.
    Zuerst wusste die junge Irin nicht, was sie tun sollte. Andere Leute zu bestehlen widerstrebte ihr, auch wenn es sich um Engländer handelte. Daher ging sie zum Markt und sah den Frauen zu, die dort einkauften. Die meisten achteten sehr auf ihr Geld, denn es trieb sich überall Diebesgesindel herum.
    Auch Ciara spürte Hände, die sie abtasteten, doch trug sie ihr Geld unter dem Kleid versteckt, da sie auch Maud nicht traute. Als der Kerl ihr, weil er nichts fand, einen Rippenstoß versetzte, drehte sie sich um und schlug

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