Feuertochter: Roman (German Edition)
einmischte. Stimmt das?«, fragte Oisin angespannt. Er fand den Streit zwischen seinem Stellvertreter und Ciara höchst unerfreulich und wollte ihn im Keim ersticken.
»Die Herrin ist in ihrer Kammer. Aber eingeschlossen hat sie sich nicht«, sagte Maeve und drückte sich an den beiden Männern vorbei. Ihr passte es nicht, dass Ionatán bei Oisin so viel Beachtung fand. Dann aber sagte sie sich, dass es nur wenig brauchte, Buirre dazu zu bringen, ihren Mann auf den Platz zu verweisen, der ihm zustand.
Ionatán sah seiner Frau bedrückt nach. Ihn schmerzte ihre Verachtung, und nicht zum ersten Mal überlegte er, ob es nicht besser gewesen wäre, sich von den Engländern erschlagen zu lassen. Zwar hätten diese Maeve hinterher ebenso vergewaltigt, aber er müsste sich nicht mehr von ihr als Feigling beschimpfen lassen. Dabei waren sie vor Gott und der Welt Mann und Frau und hatten geschworen, einander in guten wie in schlechten Tagen beizustehen.
Oisin bemerkte nichts von den Spannungen zwischen den Eheleuten, sondern betrat missmutig Ciaras Zimmer und sah seine Schwester neben dem Bett sitzen, auf dem eine andere Frau lag. Es dauerte einen Augenblick, bis er Saraid erkannte.
»Bist du krank?«, fragte er besorgt.
»Oisin, du?«, klang es gepresst unter dem Tuch zurück. Saraid musste sich zurückhalten, um nicht sofort mit Klagen über Buirre zu beginnen.
»Ionatán hat mir berichtet, es wäre ein Anschlag auf Ciara erfolgt, der Gott sei Dank gescheitert ist. Dafür werden diese verdammten Ui’Connor mir bezahlen.«
»Mit wem willst du noch alles Krieg anfangen?«, fragte Ciara bitter. »Sind dir die Engländer nicht genug?«
»Wer es wie die Ui’Connor mit den englischen Ketzern hält, ist ein Schurke, der sein Volk und seinen Glauben verrät!« Oisin wollte noch mehr sagen, verstummte aber, denn Politik war keine Sache für Frauen.
»Ich habe von Buirre gehört, dass ihr es an der nötigen Achtung ihm gegenüber fehlen lasst. Wie soll er seine Krieger anführen, wenn er sich nicht einmal gegen Weiber durchsetzen kann?«
»Vielleicht sollte er sie einzeln niederschlagen und ihnen damit zeigen, dass er möglicherweise nicht der bessere, aber auf jeden Fall der stärkere Mann ist«, stieß Saraid hervor und zog das feuchte Tuch von ihrem Gesicht.
Oisin schluckte, als er ihre angeschwollenen Lippen und den dunklen Bluterguss auf ihrer Wange sah. »Hat dein Mann dich so geschlagen?«, fragte er.
»So ist es!«, bestätigte Saraid. »Ich mache nun von meinem Recht Gebrauch, mich an unseren Taoiseach zu wenden, also an dich. Da mein Ehemann mich blutig geschlagen hat, lehne ich das weitere eheliche Zusammenleben mit ihm ab, bis er dafür bestraft worden ist.«
In Oisins Augen war Saraids Forderung fatal. »Wenn ich Buirre bestrafe, ist seine Autorität bei den Kriegern dahin«, antwortete er nach einer kurzen Pause. »Doch in unserer Situation brauche ich ihn dringend. Daher befehle ich dir, deinen Trotz aufzugeben und wenigstens nach außen hin so zu tun, als hättest du ihm vergeben.«
»Das ist gegen die Gesetze unseres Clans!«, rief Ciara empört.
»Es gibt Augenblicke, in denen man sich für eines von zwei Dingen entscheiden muss«, bekannte Oisin düster. »Unser Krieg mit den Engländern ist das Wichtigste, und diesem muss sich alles andere unterordnen.«
»Auch die heiligen Gesetze unseres Volkes, die seit tausend Jahren bestehen?« Ciara konnte es kaum fassen, dass ihr Bruder sich auf Buirres Seite stellte, obwohl dieser in ihren Augen unfähig war, der ihm übertragenen Verantwortung gerecht zu werden.
»Buirre ist schuld, dass Teige O’Connor starb!«, setzte sie empört hinzu.
»Er hat ihn wohl kaum selbst ins Handgelenk gebissen. Das war Gamhain!« Oisin wollte die Situation mit einer humorigen Bemerkung entschärfen, doch seine Schwester ließ nicht locker.
»Ich hatte Buirre aufgefordert, die Verletzung besser versorgen zu lassen. Aber das hat er nicht getan. Im anderen Fall hätten wir Teige O’Connor verhören und mehr über die Pläne unserer Feinde erfahren können. Auch wäre er eine gute Geisel für das Wohlverhalten der Ui’Connor gewesen!«
Obwohl Oisin seiner Schwester insgeheim beipflichtete, schüttelte er den Kopf. »Buirre hat vollkommen richtig gehandelt!«
Im Stillen setzte er hinzu, dass er Saraids Ehemann als Krieger dringend benötigte. Ciara mochte zwar einen scharfen Verstand haben, aber er konnte sie nicht als Anführerin an die Spitze einer Schar setzen, die
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