Feuertochter: Roman (German Edition)
Bagenal seiner Ansicht nach zu zögerlich vorging. Nun aber streckte er ihm begeistert die Hand entgegen. »Ihr seid ein Mann ganz nach meinem Sinn, Sir Henry! Verzeihung, ich meinte natürlich Eure Exzellenz.«
»Für meine Freunde Sir Henry – und Ihr seid mein Freund, Sir Richard. Wenn dieser Aufstand vorbei ist, wird jeder von uns das Drei- bis Fünffache an Land besitzen.«
»Wo treiben wir die Iren hin?«, fragte Haresgill. »Es sind zu viele, um sie alle umzubringen. Außerdem brauchen wir Knechte und Tagelöhner für uns und unsere Pächter.«
Über Bagenals Gesicht huschte ein Lächeln. »Die sollen nach Connaught oder Donegal gehen. Dort ist genug Platz für das Gesindel.«
»Ganz meiner Meinung, Sir Henry! In Connaught oder Donegal will sowieso kein Engländer leben, weil es dort nur Moore, Wälder und Felsen gibt. Dort passen die Iren wunderbar hin. Trotzdem sollten wir genug von ihnen erschlagen, damit sie keinen Gedanken mehr an einen weiteren Aufstand verschwenden.«
»Das werden wir, Sir Richard! Darf ich Euch nun zu einem Glas Wein einladen, bei dem wir dieses Problem weiter erörtern können?« Bagenal zeigte mit einer einladenden Geste auf einen Stuhl und wies seinen Diener an, eine Karaffe Südwein und zwei Gläser zu bringen. Als dies geschehen war, stießen die beiden Herren miteinander an.
»Auf Englands Macht und unseren Reichtum!«, rief Bagenal aus.
»Auf Euch und darauf, dass Ihre Majestät Eure Größe erkennt und Euch schon bald zum Lord Lieutenant von ganz Irland ernennt.« Und mich zu Eurem Nachfolger als Lordpräsident von Ulster, setzte Haresgill in Gedanken hinzu und sah sich bereits über die Felder reiten, die ihm schon bald gehören würden. An die Iren, die jetzt noch dort lebten, verschwendeten weder er noch Bagenal einen weiteren Gedanken.
Zweiter Teil:
Die Ankunft
1.
F erdinand von Kirchberg beschattete seine Augen und starrte die Küste an, auf die die Margherita zuhielt. Vor ihnen lag ein wildes, sturmzerklüftetes Land, gegen das die Wellen des Ozeans mit voller Wucht anbrandeten. Angesichts der hoch aufragenden Kliffs und der kleinen Felsen, die das Meer abwechselnd überspülte und freigab, bezweifelte Ferdinand, dass das Schiff hier sicher anlanden konnte. Für einige bange Augenblicke sah er es mit aufgerissenem Rumpf untergehen, während die Menschen von der unbarmherzigen See mitgerissen wurden und elendiglich ertranken.
Doch der Kapitän lief nicht zum ersten Mal Irland an, und er hatte bisher noch nie eine der Hafenstädte angesteuert, die von den Engländern beherrscht wurden. Auch diesmal plante er, in einer winzigen Bucht vor Anker zu gehen und die Passagiere und die noch vorhandene Ladung so rasch wie möglich an Land zu setzen.
»Das hier ist die Küste der Gráinne Ní Mháille!«, vernahm Ferdinand Pater Matteos Stimme und wandte sich zu ihm um.
»Wer ist das?«
»Die Königin der westlichen Küsten! Die Engländer nennen sie Grace O’Malley und haben sie fürchten gelernt. Ich hoffe, sie wird sich dem ruhmreichen Aodh Mór O’Néill anschließen«, antwortete der Pater und stieß einige unverständliche Sätze aus.
»Was sagt Ihr, Pater Matteo?«
Der Priester war ein kleiner, schlanker Mann mit dunkelbraunen Haaren, einem asketisch schmalen Gesicht und einer Miene, die großes Selbstbewusstsein verriet. Nun wandte er sich Ferdinand mit einem sanften Lächeln zu. »Pater Matteo nannte man mich in Rom. Doch hier in meiner Heimat werde ich wieder den Namen tragen, der mir bei der Geburt gegeben wurde. Nennt mich von nun an Athair Maitiú! Ich bin aus der Ferne zurückgekehrt, um die Häresie in Irland auszumerzen und mein Volk in den Schoß der allein selig machenden Kirche zurückzuführen.«
»Das ist ein edler Vorsatz«, antwortete Ferdinand, weil ihm nichts anderes einfiel. Er hatte Pater Matteo, der sich nun Athair Maitiú nannte, für einen Römer gehalten, weil der Priester die dort gebräuchliche Form des Italienischen fließend sprach.
»Ich verstehe nicht, weshalb Ihr nicht schon bei Eurer Abreise erklärt habt, dass Ihr aus Irland stammt und das Land kennt«, sagte er nach einer Weile.
»Das musste ich verschweigen, denn die Ketzerkönigin hat ihre Spione überall! Hätten diese davon Wind bekommen, dass ein irischer Priester mit Euch fahren wird, hätten sie alles getan, um unsere Reise zu verhindern.«
»Das haben sie auch so«, erwiderte Ferdinand bitter. »Wir haben die meisten unserer Männer verloren, fast alle Waffen
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