Feuertochter: Roman (German Edition)
in die Schlacht zog.
»Bitte, tut mir den Gefallen und lenkt ein. Wir stehen vor einem Kampf auf Leben und Tod! Wenn wir verlieren, werden in unserem Land bald nur noch die Tempel der Ketzer stehen und kein Ire mehr so zu seinem Gott beten können, wie es der Brauch ist.«
Genau das war es, was die Ui’Connor und die anderen Clans, die sich auf die Seite der Engländer geschlagen hatten, nicht bedachten, durchfuhr es Oisin. Diese Leute hofften auf ein paar Felder, Schafe oder Rinder als Beuteanteil, während die Engländer sich riesige Landstriche aneignen wollten.
»Aodh Mór O’Néill muss alle irischen Clans dazu bewegen, sich uns anzuschließen. Gemeinsam können wir die Engländer aus Irland vertreiben!«
Oisins Stoßseufzer war nicht für die beiden Frauen bestimmt. Sie verstanden jedoch seine Probleme und sagten sich, dass sie diese nicht noch vergrößern durften. Allerdings würden sie Buirre spüren lassen, dass sie nichts vergessen hatten.
16.
S ir Richard Haresgill war sauer, denn Henry Bagenal ließ ihn schon über eine Stunde im Vorzimmer warten, obwohl er an diesem Tag der Einzige war, der um eine Unterredung mit dem neuen Lordpräsidenten von Ulster ersucht hatte. Wie es aussah, war die Ernennung Bagenal zu Kopf gestiegen, denn im Grunde nahm der Mann keinen höheren Rang ein als er selbst, sondern war auch nur ein Landedelmann. Allerdings besaß Bagenal noch alle seine Ländereien, während er und seine Leute von Oisin O’Corra vertrieben worden waren. Nun benötigte er Hilfe, um sein Land wiederzugewinnen. Das wusste Bagenal und ließ es ihn spüren.
Obwohl Haresgill vor Wut fast platzte, war ihm nur allzu bewusst, dass er sich bei dem Gespräch mit dem Lordpräsidenten beherrschen musste. Daher rang er seinem Gehirn mehrere Sätze ab, die Bagenal überzeugen sollten, ihn zu unterstützen.
Endlich unterbrach Bagenals Haushofmeister Haresgills Grübeln. »Sir Richard, Seine Exzellenz ist gewillt, Euch zu empfangen.«
Jetzt lässt sich der Bastard bereits Seine Exzellenz nennen, fuhr es Haresgill durch den Kopf, während er dem Haushofmeister in Bagenals Bibliothek folgte. Da die Vorhänge zugezogen waren, konnte er nicht sehen, wo der Lordpräsident saß oder stand. Erst eine Bewegung im Halbdunkel verriet es ihm, und er deutete eine Verbeugung in diese Richtung an.
»Sir Henry, ich bin gekommen, um …«, begann er, wurde aber von seinem Gastgeber unterbrochen.
»Wartet, bis ein Diener die Kerzen angezündet hat, Sir Richard. Ich habe sie vorhin ausgemacht, um ein wenig zu schlafen.«
Richard Haresgill konnte kaum glauben, was er da vernahm. Man hatte ihn warten lassen, weil Bagenal schlafen wollte! Mit Mühe hielt er sich im Zaum und wartete, bis ein Diener mit einem brennenden Fidibus hereinkam und die auf einem silbernen Leuchter steckenden Kerzen anzündete.
Endlich konnte Haresgill den Lordpräsidenten erkennen. Obwohl es bereits früher Nachmittag war, saß Bagenal im Morgenrock in einem bequemen Ohrensessel. Vor ihm stand ein Tisch, auf dem mehrere Karten und Notizzettel lagen. Als Haresgill einen Blick darauf zu werfen versuchte, deckte Bagenal alles mit einem bestickten Seidentuch zu.
»Es ist nicht so, dass ich Euch misstraue, Sir Richard. Doch ein unbedachtes Wort hat schon manche Pläne zum Scheitern gebracht.«
Haresgill beugte sich interessiert vor. »Ihr entwickelt also Pläne, wie wir diese verdammten Iren zur Räson bringen können?«
»Vielleicht plane ich auch nur, mir ein neues Stadthaus in Belfast zu bauen«, antwortete Bagenal bissig.
»Ihr müsst die Iren niederwerfen, Sir Henry, wenn Ihr nicht wollt, dass diese elende Rebellion weiter um sich greift. Noch hat Hugh O’Neill nur wenige Clans um sich versammelt. Ruft die Miliz von Ulster zusammen und schlagt diesem Verräter aufs Haupt. Das wird Ihre Majestät ganz gewiss von Euch erwarten.«
Haresgills Stimme klang beschwörend, doch der Lordpräsident ließ sich nicht drängen. »Ich habe die Nachricht von O’Néills Rebellion bereits nach Dublin und London gemeldet und erwarte jeden Tag meine Befehle von Ihrer Majestät.«
»Wenn Ihr warten wollt, bis die Königin Euch Soldaten und Waffen schickt, dürftet Ihr enttäuscht werden. So glorreich die Herrschaft Ihrer Majestät auch ist, so weist unsere jungfräuliche Königin leider zwei durchaus weibliche Charakterzüge auf: Zum einen zaudert sie zu lange, und zum anderen ist sie sehr haushälterisch, um nicht zu sagen: geizig. Sie schickt Euch
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