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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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betraut hatte. Vorher war er auch ihr gegenüber immer höflich gewesen und hatte zugehört, wenn sie etwas gesagt hatte. Doch nun trat er auf, als wäre er der Taoiseach persönlich und sie, die Schwester seines Anführers, nur eine unbedeutende Magd. Sein Verhalten gegenüber Saraid hatte sich ebenfalls zum Schlechteren gewandelt. Dabei stand seine Ehefrau höher im Ranggefüge des Clans als er. Zudem hatte Saraid seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr den Turm am Meer verwaltet und dafür gesorgt, dass die dorthin geflohenen Clanmitglieder nicht verhungerten. Es war eine schwere Zeit gewesen, und Ciara hatte ihrer Cousine so gut geholfen, wie sie es als Kind vermocht hatte.
    »Wen bringst du in Gedanken gerade um?«, fragte Saraid, der Ciaras Miene zu düster wurde.
    »Wenn du es genau wissen willst: deinen Mann! Oisin vertraut ihm, doch weiß ich nicht, ob er dieses Vertrauen auch verdient. Bei Teige O’Connor hat er bereits versagt. Was wird erst sein, wenn er einmal ein bedeutenderes Problem zu lösen hat?«
    »Das möge Gott verhüten!«, stieß Saraid erschrocken hervor. »Er braucht eine Autorität, der er sich beugen muss! Daher hoffe ich, dass dein Bruder uns bald einen Priester schickt. Den benötigen wir dringend, damit wir endlich zur Messe gehen und beichten können. Außerdem kann ein Priester Buirre ins Gewissen reden, und mein Mann wird ihm gehorchen müssen.«
    »Wir aber auch«, murmelte Ciara verdrossen.
    Saraid sah zu ihrer Cousine auf und musterte sie. Zwar fand sie Ciara hübsch, aber deren Miene verriet einen gewissen Starrsinn, mit dem der Mann, den sie nach dem Willen ihres Bruders irgendwann heiraten musste, noch Probleme bekommen würde. Sollte Ciaras Zukünftiger sich zu sehr auf die Wirkung des Stocks verlassen, würde Ciara diese Zumutung mit dem Dolch vergelten, wie es Frauen ihrer Familie schon mehrfach getan hatten.
    »Jetzt wüsste ich gerne, was du denkst«, unterbrach Ciara Saraids Überlegungen.
    »Ich dachte nur, dass dein Bruder sich einen möglichen Bräutigam für dich sehr genau ansehen sollte, ob er auch zu dir passt«, antwortete Saraid ausweichend. »Aber jetzt solltest du eine Magd rufen, damit ich frisches Wasser vom Bach bekomme und mein Gesicht weiter kühlen kann. Außerdem läuft mir immer noch Blut in den Rachen.« Um dies zu beweisen, nahm Saraid ein Taschentuch und schneuzte sich heftig. Als sie das Tuch danach Ciara zeigte, war es voll von halb geronnenem Blut.
    »Ein Mann, der sein Weib so schlägt, ist ein Schuft!« Ciaras Worte hörten sich an wie ein Urteil, und Saraid ahnte, dass es Buirre viel Mühe kosten würde, das Vertrauen ihrer Cousine zurückzugewinnen.
    »In Tir Chonaill war das Leben auf eine Art für uns leichter«, sagte sie. »Der Landstrich war zu abgelegen, als dass die Engländer sich dafür interessiert hätten, und den Clans in der Nachbarschaft zu unfruchtbar, so dass niemand uns diesen Besitz streitig gemacht hat. Außerdem waren die meisten Männer mit deinem Bruder auf dem Kontinent, und wir hatten unsere Ruhe.«
    »Du klingst ja geradezu so, als würdest du dich in diese kalte, feuchte Ruine zurücksehnen und zu dem Hunger, der unser täglicher Begleiter war!« Ciara schüttelte es bei dem Gedanken. Dann rief sie eine Magd.
    Kurz darauf erschien Maeve, die beide Frauen mit einem höhnischen Blick maß. Ciara interessierte sich jedoch nicht für die Frau, sondern wies auf den Eimer. »Hol frisches Wasser vom Bach, und zwar von oberhalb des Haselnussstrauchs, wo es noch am saubersten ist, und bringe es hierher!«
    »Wie Ihr befehlt, Herrin!« Maeve deutete einen Knicks an und warf einen Blick auf Saraid. Was würde die Frau wohl sagen, wenn sie wüsste, dass ihr Mann sich eben mit mir gepaart hat?, dachte sie und begriff, dass sie in dem Fall ganz besonders auf Buirres Schutz angewiesen sein würde. Der Lohn, den er dafür erhielt, würde ihre Hingabe sein, zu der dieses schroffe Weib niemals fähig war. Zufrieden damit, dass ihr Schicksal sich zum Besseren zu wenden begann, nahm Maeve den Eimer und verließ den Raum.
    Auf dem Weg nach draußen begegneten ihr Oisin und Ionatán. Maeve knickste vor dem Taoiseach, gönnte aber ihrem Ehemann keinen Blick. Für sie war das Band zwischen ihnen zerschnitten, seit er weder ihr Kind noch sie gegen die Engländer verteidigt hatte.
    »Buirre sagte mir, meine Schwester hätte sich schmollend in ihre Kammer eingeschlossen, weil er nicht zulassen wollte, dass sie sich in die Sachen der Krieger

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