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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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in der Panik, die die englischen Schiffe ausgelöst hatten, entgangen waren.
    Die noch an Bord befindlichen Fässer mit Pökelfleisch, getrocknetem Fisch und Wein, die ebenfalls für diese Aktion gedacht gewesen waren, hielt der Kapitän jedoch zurück, da seine Männer die eigenen Vorräte über Bord geworfen hatten. Er selbst verließ das Schiff nicht, sondern sah vom Achterdeck aus zu, wie die beiden Soldaten, die sich um das Gepäck des Hauptmanns und seines Vetters kümmern mussten, zusammen mit Cyriakus Hufeisen und Pater Maitiú als Letzte im Beiboot Platz nahmen.
    »Richtet Capitano von Kirchberg meine besten Empfehlungen aus und sagt ihm, wir lichten den Anker, sobald das Beiboot zurück ist!«, rief er ihnen zu und trat dann zu seinem Steuermann. »Ist alles bereit?«
    »Si, Capitano!«, antwortete dieser und zeigte auf das halbe Dutzend Matrosen, das an der Winde stand und darauf wartete, den Anker lichten zu können. Allen an Bord war bewusst, dass sie so schnell wie möglich die offene See erreichen mussten. Wurden sie zu früh von einem englischen Schiff entdeckt und gegen die Steilküste mit ihren Klippen getrieben, waren sie ebenso verloren wie ihre Kameraden auf der Violetta.
    Pater Maitiú konnte es kaum erwarten, wieder irischen Boden unter den Füßen zu spüren. Seine Eltern hatten ihn bereits als Zehnjährigen nach Rom geschickt und dort zum Vorkämpfer gegen Häresie und Ketzerei ausbilden lassen. Nun war der Augenblick gekommen, in dem er seiner Bestimmung folgen konnte. Als das Boot über Kiesel schrappte, stieg er über Bord und rannte die letzten Schritte zum Strand hoch. Dort sank er in die Knie, krallte die Finger in den grobkörnigen Sand und weinte vor Freude.
    »Ich bin zurückgekommen!«, schrie er so laut, dass alle in der Nähe zusammenzuckten.
    »Verdammt, brüllt nicht so! Oder wollt Ihr, dass Euch die falschen Leute hören?«, fuhr Simon den Priester an. Dabei hielt er immer noch Ausschau nach dem Dorf, doch die Dunkelheit war schier undurchdringlich.
    »Jetzt ist Irland gerettet!«, setzte der Pater etwas leiser hinzu und blickte zum Himmel empor. Ihm war, als könne er in dem dunklen Blau der Nacht das Antlitz der Heiligen Jungfrau erkennen und deren gebieterisch ausgestreckten Arm, der in das Land hineinwies.
    »Oh Himmelskönigin, du geliebte Mutter unseres Erlösers Jesus Christus, gib mir deinen Segen«, flüsterte er ergriffen und senkte voller Demut sein Haupt.
    Simon von Kirchberg hatte an andere Dinge zu denken als an den himmlischen Segen. Von dem Dorf, in dem laut Aussage des Kapitäns treue Anhänger des Papstes lebten, war nicht die geringste Spur zu entdecken. Dabei standen knapp sechzig Männer um ihn herum, die alle unzureichend ausgerüstet waren. Daher mussten sie sowohl die englischen Patrouillen meiden wie auch jene Clankrieger, die auf der Seite der Engländer kämpften.
    »Hufeisen, die Männer sollen die Kisten aufmachen. Wenn Musketen, Pulver und Blei darin sind, werden diese an die besten Schützen verteilt. Die Spieße und Schwerter bekommen die stärksten Männer. Der Rest soll sich von den Bäumen im Wald Äste abschneiden und diese als Knüppel verwenden!«
    »Wird gemacht, Herr Hauptmann!« Hufeisen bestimmte mehrere Söldner, die noch vorhandene Ausrüstung zu sichten. Die Ausbeute war denkbar gering. Sie fanden sechs Musketen, aber kaum Schießbedarf, ein Dutzend Hellebarden, drei Bidenhänder und vier Kurzschwerter. Damit konnten sie nicht einmal die Hälfte der Männer ausrüsten. Simons Missmut steigerte sich noch, als sich herausstellte, dass nichts Essbares in den Kisten zu finden war.
    »Wir hatten doch genug Vorräte mitgenommen«, rief Ferdinand entrüstet.
    »Der verdammte Schiffer hat unsere Lebensmittel für sich zurückgehalten!« In diesem Augenblick bedauerte Simon von Kirchberg, dass Ferdinand auf seinen Befehl hin nicht erfahren hatte, wer für die Beule auf seinem Schädel verantwortlich war, denn nun hätte er dem Kapitän eine ordentliche Tracht Prügel vergönnt. Aber nutzlose Gedankenspiele brachten sie nicht weiter.
    Energisch winkte er Pater Maitiú zu sich. »Ist Euch diese Gegend hier bekannt, hochwürdiger Herr?«
    Der Priester schüttelte den Kopf. »Ich stamme aus dem Süden von Irland und kann nicht einmal sagen, ob das hier noch die Küste von Sligeach oder bereits die von Tir Chonaill ist.«
    »Das ist bedauerlich, denn ich hatte gehofft, Ihr könntet uns ein Dorf nennen, in dem wir Nahrung und vor allem einen

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