Feuertochter: Roman (German Edition)
drehte er sich um und ging zu seinem Pferd zurück.
Maeve starrte ihm zunächst verwirrt nach, folgte ihm dann aber und packte ihn, als er sich in den Sattel schwingen wollte. »Was soll das?«, fragte sie.
»Ich reite zur Burg«, antwortete Buirre harsch.
»Aber Ihr wolltet doch …«
»Nichts wollte ich. Gehab dich wohl!« Damit schüttelte Buirre sie ab, stieg in den Sattel und ritt davon.
Ein Stück rannte Maeve ihm noch nach. »Warum tut Ihr das? Herr Buirre, so bleibt doch hier. Wir können …«
Er antwortete nicht, sondern trieb sein Pferd zum Galopp, denn mit einem Mal wollte er nur noch fort von dieser Frau, deren Stimme wie eine Feile über seine Nerven raspelte. Von einem Moment auf den anderen konnte er nicht mehr begreifen, was er je an ihr gefunden hatte. Im Grunde war ein Weib genauso beschaffen wie das andere, und es war gleich, mit welchem man ins Bett stieg. Wichtig war nur, wer sie war und was für einen Vorteil ein Mann aus der Verbindung mit dem Weib ziehen konnte. In der Beziehung stand Maeve weit unter Saraid. Diese war wenigstens eine enge Verwandte des Clanführers, und solange sie seine Frau war, würde er im Clangefüge über allen anderen Ui’Corra mit Ausnahme von Oisin stehen, sogar über Aithil. Mit diesem Gedanken ritt er weiter, während Maeves zornige Stimme ihm folgte.
»Buirre O’Corra, das habt Ihr nicht umsonst getan. Dafür werdet Ihr bezahlen!«
Da Maeve nur eine Tagelöhnerin war, nahm er ihre Drohung nicht ernst. Sollte sie es zu bunt treiben, würde er sie verprügeln, bis sie Ruhe gab. Buirre verschwendete keinen Gedanken mehr daran, dass er sich vor ein paar Tagen noch nach ihr verzehrt hatte und auch an diesem Tag zehn Meilen durch die Nacht geritten war, um seine Lust an ihr zu stillen.
Das würde er von nun an wieder bei seiner Ehefrau tun, sagte er sich. Allerdings war ihm wohl bewusst, dass ihm dies nicht leichtfallen würde. Saraid war erbittert und würde ihn abweisen. Aber er war ihr Mann, und sie hatte ihm zu gehorchen. Kurz dachte er an Ciara, die sich mit Sicherheit auf Saraids Seite stellen würde. Ihretwegen konnte er Saraid nicht einfach packen und in seine Kammer zerren. Also musste ihm etwas anderes einfallen.
Der Priester! Vielleicht würde Athair Maitiú ihm helfen. Einen Versuch war es wert. Erleichtert ritt Buirre weiter und erreichte kurz nach Mitternacht die Burg. Die brennenden Fackeln auf der Mauer zeigten ihm, dass ein Mann Wache hielt. Als dieser ihn entdeckte und fragte, wer er sei, verzog Buirre den Mund. Warum hatte er ausgerechnet an Ionatán geraten müssen?
»Mach auf! Ich bin es, Buirre O’Corra, Anführer der zweiten Schar des Clans!«, gab er zurück.
Ionatán war alles andere als erfreut, Buirre vor sich zu sehen, denn der Mann brachte meist nur Ärger mit. Daher kniff er die Lippen zusammen und hob die Fackel, um sicherzustellen, dass Buirre tatsächlich allein gekommen war und niemand ihm folgte. Daraufhin stieg er die Treppe in den Hof hinab und öffnete das Tor. Der Willkommensgruß, mit dem er sonst Männer des Clans empfing, unterblieb jedoch.
»Wo ist der Priester?«, wollte Buirre wissen.
»Im Anbau neben der Kapelle. Aber er schläft jetzt«, antwortete Ionatán.
»Als Pfarrer ist er Tag und Nacht für seine Herde verantwortlich«, sagte Buirre mehr für sich als für den jungen Mann. Er warf Ionatán die Zügel des Pferdes zu, stiefelte zur Kapelle hinüber und klopfte an die Tür der Hütte, die dem Priester als Wohnstatt zugewiesen worden war.
Es dauerte eine Weile, bis Pater Maitiú durch die harten Schläge gegen die Tür wach wurde. Als er endlich öffnete, verriet seine Miene deutlich den Verdruss über die Störung. Da sank Buirre vor ihm auf die Knie und küsste ihm die Hand.
»Hochwürdiger Herr, verzeiht, dass ich Euch um diese Zeit belästige. Mein Herz ist schwer, und ich brauche Eure Hilfe!«
Pater Maitiú musterte ihn mit gerunzelter Stirn. »Du bist doch der Mann, der sein Weib wegen einer Tagelöhnerin verlassen hat!«
Mit betrübter Miene nickte Buirre. »Das ist wahr, Hochwürden! Doch ich bereue es zutiefst und flehe Euch an, Euch bei meinem Weib für mich zu verwenden. Gehe ich einfach so zu ihr, wird sie mir den Reisigbesen um die Ohren schlagen, und ich vermag es ihr nicht einmal zu verdenken.«
Nur schön den zerknirschten Sünder spielen, sagte Buirre sich, dann wird der Pfaffe mir schon helfen.
Seine Taktik verfing, denn Pater Maitiús Miene glättete sich, und er schlug sogar
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