Feuertochter: Roman (German Edition)
das Kreuz über ihn. »Das Weib ist aus der Rippe des Mannes geschnitten worden und ihm daher untertan«, erklärte er mit Nachdruck. »Gehorcht es nicht, soll der Stock es Gehorsam lehren!«
Genau das war Buirres Dilemma. Er konnte es sich nicht leisten, Saraid so lange zu verprügeln, bis sie nachgab. Daher mimte er weiterhin den Zerknirschten. »Hochwürdiger Herr, ich habe vor Gott gesündigt und meinem Weib Schande angetan. Würde ich sie jetzt den Stock kosten lassen, wäre sie zu Recht zornig auf mich. Bitte, sprecht mit ihr und redet ihr ins Gewissen, damit sie ihren Trotz aufgibt und mir wieder das Weib ist, das unser Herrgott im Himmel mir bestimmt hat.«
»Ich vergebe dir deine Sünde und werde dir helfen, mein Sohn. Komme morgen wieder und ich werde mit deinem Weib sprechen.« Pater Maitiú wollte sich wieder in seine Hütte zurückziehen, doch Buirre hielt ihn fest.
»Verzeiht, Hochwürden, könntet Ihr das nicht jetzt gleich tun? Morgen früh muss ich wieder zu meinen Kriegern zurückkehren, um Irland von den englischen Ketzern zu befreien.«
»Ich soll um diese Zeit noch mit Saraid reden?«, fragte der Pfarrer verwundert.
Buirre nickte eifrig. »Ja, Herr! Ich will, dass zwischen mir und ihr wieder alles in Ordnung kommt, bevor ich erneut das Schwert gegen die Engländer ziehe!«
Zwar standen keine Schlacht und kein Feldzug an, doch Buirre klang so drängend, dass der Pater nachgab und seufzend seine Kutte überstreifte. Nachdem er auch noch den Rosenkranz an sich genommen hatte, folgte er Buirre bis zum Eingang des Wohngebäudes.
In solch unsicheren Zeiten wurde dessen Tür von innen verschlossen, und so musste Buirre klopfen. Es dauerte eine Weile, bis eine Stimme aufklang und fragte, wer um diese Stunde Einlass begehrte.
»Ich bin es, Buirre O’Corra, und Seine Hochwürdigkeit, Athair Maitiú!«, gab Buirre zurück.
Jemand öffnete die Tür einen Spalt und steckte eine Fackel heraus. »Tatsächlich, du bist es. Was ist los? Schickt der Taoiseach Botschaft oder greifen die Engländer an?«, fragte der Mann.
»Weder noch! Wir wollen nur ins Haus und mit meinem Weib reden.« Buirre klang verärgert, denn als er noch Kastellan gewesen war, hatten die Leute ihm rascher geöffnet.
Endlich schwang die Tür auf, so dass der Pater und Buirre eintreten konnten.
»Du willst zu Saraid? Dann pass auf, dass sie nicht die Bratpfanne für sich sprechen lässt«, sagte der Krieger, der hinter der Tür geschlafen hatte, mit einem breiten Grinsen.
Pater Maitiú sah aus, als wolle er den Mann zurechtweisen, doch Buirre nahm die Laterne und zog ihn weiter. »Lasst den Narren schwatzen! Wichtiger ist, dass Ihr meiner Frau ins Gewissen redet.«
Da der Priester endlich zurück ins Bett wollte, nickte er stumm und folgte Buirre nach oben. Als dieser die Tür der Kammer öffnete, die er bis vor wenigen Wochen mit seiner Frau bewohnt hatte, war niemand darin.
»Wo mag Saraid sein?«, fragte er sich.
Der Pater sah die Gelegenheit, sich wieder schlafen zu legen. »Wir werden sie morgen suchen, mein Sohn!«
»Ich habe doch gesagt, dass ich nicht die Zeit habe. Oisin erwartet mich morgen früh an der Straßenfestung!« Buirre überlegte wütend, wohin seine Frau sich zurückgezogen haben könnte, und schlug sich dann mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Natürlich! Die ist wahrscheinlich bei Ciara. Dort werden wir sie finden. Kommt mit!«
Pater Maitiú war nicht wohl dabei, die Schwester des Clanführers weit nach Mitternacht aus dem Schlaf zu reißen, doch Buirre schleifte ihn drei Türen weiter und schlug so laut gegen das Holz, dass es durch den gesamten Turm hallte.
»Kannst du nicht leiser sein? Du weckst ja noch alle auf«, tadelte der Pater ihn, weil Gamhain im selben Augenblick zu bellen begann.
Er ahnte nicht, dass Buirre es darauf anlegte. Möglichst viele sollten miterleben, wie der Priester Saraid ins Gewissen redete, ihm wieder zu gehorchen. Zufrieden grinsend wartete er, bis Ciara die Tür öffnete und herausschaute.
»Was ist? Schickt mein Bruder Nachricht?«, fragte sie, noch bevor sie die beiden Männer vor ihrer Tür erkannte.
Pater Maitiú fand, dass die Würde seines Amtes verlangte, Buirre nicht weiter die Führung zu überlassen. Daher bedachte er Ciara mit einem strengen Blick und ergriff das Wort. »Wir suchen Saraid!«
»Was wollt ihr von mir?«, erscholl es verschlafen aus der Kammer. Saraid war ebenfalls wach geworden und wunderte sich, den Priester um diese Zeit zu
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