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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Königreichs schmälerten.
    »Euer Majestät«, begann er erneut, »wollt Ihr, dass Spanien, Frankreich, ja ganz Europa über England lacht, weil es nicht einmal in der Lage ist, die Herrschaft über eine kleine Insel am Rande der Welt zu erringen? Eine Insel übrigens, die bereits Euer erhabener Vorfahr, König Heinrich II., Englands Macht unterworfen hat?«
    Der leidenschaftliche Appell rührte Elisabeth, und für einige Augenblicke überlegte sie, ob sie Essex nachgeben sollte. Da bemerkte sie Cecils angedeutetes Kopfschütteln und verwarf diesen Gedanken wieder. Sie wollte keinen Entschluss fassen, bevor sie mehr über die Lage in Irland erfahren hatte.
    Daher beugte sie sich ein wenig vor und musterte Essex mit einem traurigen Lächeln. Wie immer war er prachtvoll in silberdurchwirkten Brokat und Seide gekleidet. Seine aus feinster Spitze gefertigte Halskrause war so geschickt angebracht, dass sein gepflegter, rötlich schimmernder Bart anders als bei seinem Begleiter weich fallen konnte und nicht nach vorne gedrückt wurde. Einen Augenblick lang musterte Elisabeth Essex’ Sekretär. Anthony Bacons Kleidung stand der seines Herrn an Pracht nur wenig nach, aber bei seinem Kragen hatte er es arg übertrieben, denn dieser lag ihm wie ein Mühlrad um den Hals.
    Bacon stand drei Schritte hinter seinem Herrn, streckte aber immer wieder die Arme aus, als würde er Essex am liebsten zurückzerren und selbst mit ihr sprechen. Da er in jeder Hinsicht die Stimme seines Herrn war, würde das Gespräch mit ihm wohl ebenso unerquicklich verlaufen. Allerdings hätte sie Bacon mit einigen scharfen Worten abweisen können. Bei Robert Devereux – ihrem Robin, wie sie ihn insgeheim nannte – war dies jedoch nicht möglich. Daher bemühte sie sich, verbindlich zu bleiben.
    »Mein lieber Essex, ich achte Euren Mut und Eure Bereitschaft, mir zu dienen. Doch erfreue ich mich zu sehr an Eurer Gegenwart und will mich dieser nicht berauben. Lasst andere Generäle Irland niederwerfen! Sie werden niemals Euren Ruhm erlangen.«
    Obwohl die Königin ihn wie einen Freund ansprach, fuhr Devereux herum und wies mit der rechten Hand auf Robert Cecil. »Er war es! Gebt es zu! Er will nicht, dass ich Irland für England gewinne. Euer Majestät, hört nicht auf Cecil, sondern schickt mich nach Irland. Ich werde es Euch zu Füßen legen.«
    Essex’ Begeisterung war ansteckend. Elisabeth spürte, wie ihr Blut schneller durch die Adern rann, und fühlte sich wieder jung. Doch der Augenblick verging allzu rasch. Sie war die Königin von England und der Titel eines Lord Lieutenant von Irland keine Rose, die sie wie eine Maid dem Geliebten schenken konnte.
    »Mein Entschluss steht fest, Mylord. Bagenal soll selbst die Scharte auswetzen, für die er verantwortlich ist. Wenn ich Euch mit Ross und Reitern und einem großen Heer nach Irland schicke, würden alle Herrscher Europas glauben, wir seien nicht in der Lage, unsere Herrschaft in Irland aufrechtzuerhalten, und sich vielleicht zu unseren Ungunsten einmischen.«
    In den Worten der Herrscherin klang eine leise Warnung mit, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, doch Essex war zu erregt, um darauf zu achten. »Das ist nicht Euer Entschluss, sondern der dieses Krüppels dort!«
    Sein Zeigefinger stach anklagend auf Robert Cecil zu, der bereits etliche hohe Ämter an sich gerafft hatte, in denen sich Devereux bereits gesehen hatte.
    Trotz der beleidigenden Äußerung blieb Cecil ruhig, während Anthony Bacon verzweifelt den Kopf schüttelte. Wie oft hatte er seinem Herrn gepredigt, man könne mit Schmeicheleien mehr erreichen als mit Wutausbrüchen. Doch Essex’ hohe Meinung von sich ließ nur Gott über ihm stehen, und es ärgerte ihn, dass Elisabeth, die in seinen Augen nur ein altes Weib war, seine Meinung geringer achtete als die von Robert Cecil oder dessen Vater Lord Burghley.
    Elisabeth ließ sich nicht anmerken, wie sehr Essex’ aufbrausendes Wesen sie verärgerte. Im Allgemeinen war er ein wunderbarer Kavalier und als Edelmann eine Zierde für ihren Hofstaat. Auch konnte sie ihm nicht den notwendigen Mut absprechen, denn er eiferte den Helden Gawain und Lancelot nach, um große Taten zu vollbringen. Doch sein Wesen war zu sprunghaft, um eine Sache so zu Ende zu bringen, wie sie ihr selbst am besten dünkte.
    Da Essex keine Antwort erhielt, fühlte er sich missachtet und brauste erneut auf. »Euer Majestät, Ihr müsst mich zu Eurem Feldherrn in Irland machen. Dieser Mann

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