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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Doch sie hatte nicht das Recht, einen der beiden zu verletzen oder gar zu töten. Bereits der Gedanke, die Hand gegen einen Diener Gottes zu erheben, würde ihr viele Jahre Fegefeuer eintragen.
    Bei dem Gedanken erschrak Ciara, und sie sprach rasch ein Gebet zur Heiligen Jungfrau Maria, ihr diese Verirrung zu verzeihen. Doch was Buirre betraf, nahm sie kein Wort zurück. Er war ein aufgeblasener Wicht, der ein einfacher Krieger geblieben wäre, hätte Saraid ihn nicht geheiratet. Nun war ihm die Verwandtschaft zum Clanoberhaupt zu Kopf gestiegen.
    »Oisin muss etwas tun, sonst bringe ich diesen Kerl doch noch um!« Ihre Stimme klang so blutrünstig, dass Ciara vor sich selbst erschrak. »Ich brauche frische Luft«, sagte sie, zog ihr Kleid über und verließ von Gamhain gefolgt den Raum.
    Der Krieger, der die Tür bewachte, sah erstaunt auf, als Ciara aus dem Wohngebäude trat und zur Wehrmauer hochstieg. Aber er hielt sie nicht auf, sondern lehnte die Tür nur an, damit sie jederzeit zurückkehren konnte.
    Als Ciara auf der Mauer stand, blickte sie hoch zu dem Sternenzelt, das sich in voller Pracht über ihr spannte. Mit einem Mal fühlte sie sich klein und hilflos. Jeder Mensch war seinem Schicksal unterworfen, ob er wollte oder nicht, sagte sie sich. Und das galt nicht nur für Menschen, sondern auch für ganze Länder. Irland kämpfte mit England um seine Freiheit. Auch Saraid hatte um ihre Freiheit gekämpft und verloren. Hoffentlich ist das kein böses Omen, fuhr es ihr durch den Kopf.
    Gamhains leises Bellen verriet ihr, dass sie nicht mehr allein auf der Burgmauer stand. Zuerst glaubte sie, es handele sich um Ionatán, der Nachtwache hielt. Da fiel der Schein des Mondes auf den Mann, und sie sah, dass es Ferdinand von Kirchberg war.
    Seit dem Sieg bei Clontibret hatte sie Simon von Kirchberg nur noch selten gesehen, und nun überlegte sie, ob sie von dessen Vetter nicht mehr über den Mann erfahren konnte, für den sie solch tiefe Gefühle hegte. Dann schoss ihr die Frage durch den Kopf, weshalb Ferdinand sich in der Burg aufhielt und nicht oben an der Straßenfestung.
    Kurz entschlossen trat sie auf ihn zu und sprach ihn an. »Bringt Ihr Botschaft von meinem Bruder?«
    Ferdinand hatte sich allein gewähnt und zuckte erschrocken zusammen. Dann erkannte er Ciara.
    »Herr Oisin hat mich tatsächlich geschickt, Herrin, und mir dafür sogar sein Pferd geliehen. Doch das hat ein Hufeisen verloren, und so musste ich es führen. Aus diesem Grund kam ich erst nach Einbruch der Dunkelheit an und wollte Euch nicht mehr stören.«
    »Gibt es etwas Besonderes?«
    »Nein! Euer Bruder lässt Euch auftragen, ihm ein Fass guten Mets und ein Fässchen Whiskey zu schicken, denn er hofft auf besondere Gäste. Zudem hat er mir einen Brief für Euch mitgegeben.«
    »Wollen die Engländer verhandeln? Oder hat er weitere Clans als Verbündete gewonnen?«, rief Ciara aus.
    »Aodh Ruadh O’Domhnaill hat bekundet, Euren Bruder aufsuchen zu wollen.«
    »O’Domhnaill? Aber der war schon immer Aodh Mór O’Néills ärgster Gegner! Allerdings hat er bisher nicht zugunsten der Engländer gegen uns Partei ergriffen.«
    Ciara wunderte sich über die Nachricht, hoffte aber, dass zwischen dem fremden Clan und dem ihren Frieden geschlossen wurde. Wahrscheinlich würde auch Aodh Mór O’Néill zu diesem Treffen kommen. Die beiden Anführer sahen Oisins hölzerne Festung wahrscheinlich als neutralen Ort an, bei dem sich keiner von ihnen etwas vergab, wenn er erschien.
    Ferdinands nächste Worte bestätigten ihre Vermutung. »Der Anführer der O’Domhnaills will mit dem Earl of Tyrone verhandeln, verzeiht – ich meine natürlich mit dem Oberhaupt der O’Néills.« Er lächelte entschuldigend, weil ihm der englische Titel des eigenen Anführers über die Lippen gekommen war. Da aber sein Vetter stets von Hugh O’Neill und dem Earl of Tyrone sprach, musste er erst überlegen, wie die irischen Ausdrücke lauteten.
    »Ich verzeihe Euch«, antwortete Ciara lachend. »Ihr werdet alles erhalten, was mein Bruder wünscht. Sagt ihm aber bitte, dass es das letzte Fass alten Whiskeys ist, das ich ihm schicke. Der andere muss erst reifen, bevor er getrunken werden kann. Ich hoffe, dass es bis zum Sieg über die Engländer so weit ist. Den sollten die Männer wirklich nicht allein mit Met feiern.«
    Ferdinands Wissen über die Herstellung von Wein, Met und Branntwein war zu gering, um ihr antworten zu können. Außerdem hatte er genug damit zu tun,

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