Feuertochter: Roman (German Edition)
hier« – erneut deutete sein rechter Zeigefinger auf Cecil – »wird noch Euer Untergang und der von England sein. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass er Verrat plant und …«
»Ich will Eure Anschuldigungen Eurer Enttäuschung zugutehalten. Doch wiederholt sie niemals wieder!«, warnte Elisabeth ihn unwillig. Sie hasste es, wenn ihre Höflinge einander belauerten und bekämpften, denn dies hielt die Männer davon ab, ihre ganze Kraft England so zu widmen, wie sie selbst es tat.
Essex funkelte sie so wütend an, als hätte sie ihn vor versammeltem Hof einen Wurm genannt. »Ihr werdet es noch bereuen«, schrie er, drehte sich um und stürmte an Anthony Bacon vorbei aus dem Zimmer.
Mit zusammengekniffenen Lippen sah Elisabeth ihm nach, bis ein Diener die Tür schloss. Dann erst wandte sie sich an Cecil. »Ich hoffe, Ihr tragt Essex seine unbedachten Worte nicht nach. Gewiss wird er sie morgen bedauern.«
Obwohl Robert Cecil das stark bezweifelte, nickte er zustimmend. »Selbstverständlich, Euer Majestät!«
Unterdessen fand Anthony Bacon es an der Zeit, sich für seinen Herrn zu verwenden. Er trat einen weiteren Schritt auf Elisabeth zu und verbeugte sich tief. »Euer Majestät, mein Herr wünscht sich nichts mehr, als Euch mit aller Kraft zu dienen und Eure Feinde niederzuwerfen. Nur deshalb hat er es gewagt, Euch um Entsendung nach Irland zu bitten.«
»Er soll mir so dienen, wie ich es für richtig halte, und nicht seinen Launen folgen! Über die habe ich mich schon oft genug geärgert. Sagt ihm das, Bacon!«
Die Handbewegung, mit der Elisabeth ihre Worte begleitete, zeigte dem Mann deutlich, dass er entlassen war. Um den Unwillen der Herrscherin nicht noch mehr herauszufordern, verbeugte er sich und zog sich rückwärtsgehend zurück. Er hatte die Tür noch nicht erreicht, als Cecils Stimme ihn erreichte. »Wartet draußen auf mich, Bacon! Ich muss noch etwas mit Euch besprechen.«
»Aber erst, wenn ich mit Euch fertig bin«, erklärte Elisabeth mit einem bitteren Lächeln.
Während Anthony Bacon den Raum verließ, wandte sie sich an Cecil. »Was denkt Essex sich bloß? Soll ich seinetwegen die Schatztruhe bis auf den Grund leeren, nur damit er in Irland mit einem großen Heer prunken kann?«
»Nicht immer ist es ratsam, zu sparsam zu sein«, antwortete Cecil nachdenklich. »Euer Majestät sollte dem Aufstand in Irland die nötige Aufmerksamkeit schenken. Der Earl of Tyrone ist kein Wilder aus den irischen Wäldern und Mooren, sondern hat lange genug im Pale gelebt, um uns Engländer zu kennen. Mittlerweile scharen sich etliche Clans um ihn, die für ihn kämpfen, und einige davon waren früher seine erbitterten Feinde.«
»Ihr glaubt also nicht, dass Sir Henry Bagenal in der Lage sein wird, den Aufruhr in Ulster zu unterbinden?« Elisabeth klang nachdenklich. Wenn Cecils Worte der Wahrheit entsprachen, würde sie tatsächlich einen Feldherrn mit einem Heer nach Irland schicken müssen, und da keiner ihrer Generäle es sich mit Essex verderben wollte, würde nur er ihr für diese Aufgabe zur Verfügung stehen.
Robert Cecils Gedanken gingen in die gleiche Richtung. »Ich bete zu Gott dem Allmächtigen, dass er Bagenal die Kraft gibt, Hugh O’Neill niederzuwerfen. Doch als treuer Diener Eurer Majestät darf ich die Möglichkeit einer Niederlage nicht außer Acht lassen.«
»Denkt über diese Möglichkeit nach und tragt mir Eure Überlegungen morgen vor! Ich bin müde und will ruhen.«
Elisabeth erhob sich schwerfällig und wandte sich zum Gehen. Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie Cecil sich verneigte und dann mit schleppenden Schritten auf die Tür zum Flur zuging. Von hinten war der Buckel, mit dem Gott ihn geschlagen hatte, deutlich zu erkennen. Sein Verstand war jedoch messerscharf, und als Sohn ihres treuen Burghley war er von diesem in seine Pflichten eingewiesen worden. Sie konnte sich felsenfest darauf verlassen, dass er sich anders als der Earl of Essex nicht von Gefühlen zu etwas hinreißen ließ, das ihr und damit England schadete.
Bei dem Gedanken an Robert Devereux seufzte sie tief. Er erinnerte sie an jene Zeiten, in denen sie gelacht und den Komplimenten der Kavaliere gelauscht hatte. Nun aber war sie alt und fühlte sich verbraucht.
»Warum kann Robin sich nicht beherrschen und sich meinem Willen beugen?«, murmelte sie leise vor sich hin, während sie ihre privaten Räume betrat.
Robert Cecil hatte sich unterdessen Anthony Bacon zugewandt, der draußen auf dem Flur
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