Feuertochter: Roman (German Edition)
ihm, für die er mit einem Pferdegespann etliche Stunden brauchte. Daher schob er seinen leeren Napf und den Becher zurück und stand auf.
»Verzeiht, Herrin, aber wenn ich rechtzeitig zu Eurem Bruder zurückkehren will, muss ich mich auf den Weg machen.«
»Ich trinke nur noch einen Becher, dann komme ich mit«, mischte sich Buirre mit schleppender Stimme ein. Er trank rasch aus, füllte seinen Becher mit dem restlichen Whiskey und ließ diesen mit einem wohligen Ausdruck auf dem Gesicht die Kehle hinabfließen.
»So, jetzt können wir!«, erklärte er, hatte im nächsten Augenblick aber Probleme, durch die Tür zu kommen.
Ferdinand folgte ihm kopfschüttelnd, denn er konnte nicht begreifen, dass sich ein Mann bereits zu so früher Stunde derart gehenließ.
Saraid schloss sich ihnen mit einem höhnischen Lächeln an. Ciara packte sie besorgt am Arm. »Warum hast du das getan?«, wisperte sie ihrer Cousine zu.
Diese blieb stehen und verzog ihr Gesicht zu einer bösen Grimasse. »Buirre hat mich zum Gespött gemacht! Daher sollen sie jetzt über ihn lachen. Wahrscheinlich wird er das Wohlwollen des Taoiseachs verlieren, wenn er betrunken zu dessen Schar zurückkehrt, zumal er diese ohne Oisins Erlaubnis verlassen hat.«
Ciara begriff, dass Saraid zwar dem Zwang des Priesters nachgegeben hatte und Buirre nach außen hin gehorchte. Ihr Hass auf ihn war jedoch noch größer geworden, und nun suchte sie Rache.
»Wenn Buirre merkt, was du getan hast, wird er dich bis aufs Blut prügeln«, warnte sie.
Saraid winkte mit einem bösen Lächeln ab. »Jeden Schlag, den er mir versetzt, wird er bereuen, das schwöre ich dir!«
Sie hatte noch mehr sagen wollen, doch da hatten sie den Burghof erreicht. Kaum war Buirre an der frischen Luft, wurde ihm schwindlig. Er stolperte und hielt sich an Ferdinand fest.
»Was ist mit Euch?«, fragte dieser erstaunt, bekam aber keine Antwort mehr, denn Buirre rutschte langsam an ihm herab und blieb schnarchend auf dem Boden liegen.
Saraid musterte ihren Mann ohne jedes Mitgefühl und wies dann auf den von einem Pferd gezogenen zweirädrigen Karren, der mit einem großen und einem kleinen Fass beladen im Hof stand. »Wie es aussieht, werdet Ihr meinen Mann auf den Karren legen und sein Pferd hinten anbinden müssen. Reiten kann Buirre mit Sicherheit nicht.«
»Das sehe ich auch so!« Ferdinand seufzte, würde er sich doch nicht nur um die Fuhre, sondern auch noch um Buirre kümmern müssen. Längst ärgerte er sich, weil er nicht eingeschritten war, als der Ire so scharf gezecht hatte.
Unterdessen führte ein Knecht Ferdinands Pferd auf den Hof. Dieser wollte sich in den Sattel schwingen, doch Ciaras Ruf hielt ihn zurück.
»Leider kann ich Euch keinen Knecht mitgeben, um den Karren zu fahren. Ihr werdet es selbst tun müssen!«
»Ich bin doch kein Fuhrknecht!«, rief Ferdinand aus und sah Ciara verächtlich lächeln.
Entschlossen straffte er sich, band den Zügel seines Reitpferds ebenfalls hinten an den Wagen und stieg auf den primitiven Bock.
»Habt ihr Buirre gut gebettet, so dass er nicht hin und her rollt und sich blaue Flecke holt?«, fragte er die Knechte.
Diese hatten zwar darauf verzichtet, dem Betrunkenen eine Decke oder gar Streu unterzulegen, nickten aber eifrig. »Buirre liegt gut! Dem passiert schon nichts«, meinte einer von ihnen und kehrte mit seinen Kameraden an die Arbeit zurück.
Ferdinand drehte sich noch einmal zu Ciara um. »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Herrin!«
»Das werden wir gewiss!« Ciara lächelte, denn in dem Brief ihres Bruders, den Ferdinand ihr gebracht hatte, hatte Oisin ihr befohlen, zu seiner Festung zu kommen und beim Zusammentreffen der beiden Clanführer Aodh Mór O’Néill und Aodh Ruadh O’Domhnaill als Gastgeberin zu wirken. Das, so hoffte ihr Bruder, könnte der Stimmung zwischen den beiden alten Rivalen zuträglich sein. Sie hatte nichts dagegen, denn sie freute sich, Simon von Kirchberg wiederzusehen. Ein wenig bedauerte sie, nicht gleich mitkommen zu können, doch es galt, einiges für diesen Besuch vorzubereiten.
Gedankenverloren blickte sie dem Karren nach, der eben das Burgtor passierte. Auch wenn Ferdinand kein ausgebildeter Fuhrmann war, so machte er seine Sache gut. Sein Vetter hätte an seiner statt gewiss darauf bestanden, dass ein Knecht den Wagen fuhr. In der Hinsicht war Simon von Kirchberg ein stolzer und von sich eingenommener Mann.
Verwundert, weil sie an Ferdinand auf einmal bessere Züge entdeckte
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