Feuertochter: Roman (German Edition)
brauchten, um den Wald zu erreichen, und hörte im nächsten Moment hinter sich Lärm und das Klirren von Waffen. Sofort zügelte er den Hengst und zog ihn herum.
Auch sein hartnäckigster Verfolger hatte sein Pferd angehalten und lauschte. Anscheinend begriff er gerade, dass er in eine Falle getappt war, und schien nicht recht zu wissen, was er tun sollte. Um ihm die Entscheidung abzunehmen, zog Ferdinand sein Schwert und ritt auf ihn zu.
»Na, du Weiberknecht!«, rief er dem Mann zu, als Anspielung darauf, dass England von einer Frau regiert wurde. »Jetzt werden wir sehen, ob dein Schwertarm mit deinem Maul mithalten kann!«
Der Engländer sah ihn an, stellte fest, dass ihm nur ein einzelner Mann gegenüberstand, und zog ebenfalls sein Schwert. Dabei schien er darauf warten zu wollen, bis seine beiden Reiter zu ihm aufgeschlossen hatten.
Doch die Zeit ließ Ferdinand ihm nicht. Er trieb sein Pferd an und schwang seine Waffe. Stahl traf auf Stahl, und zunächst erwies sich der englische Edelmann als gleichwertiger Gegner.
Dann aber vollführte Ferdinand eine Finte, auf die sein Gegner prompt hereinfiel. Im nächsten Moment stieß er ihm die Klinge in die Schulter. Der Engländer stürzte mit einem Schrei aus dem Sattel und blieb verkrümmt auf dem Boden liegen.
Ferdinand wollte auf den nächsten Reiter losgehen, sah aber, dass etliche Iren mit Ionatán an der Spitze heraneilten. Die beiden Engländer nahmen ihre Gegner nun ebenfalls wahr und berieten, was sie tun sollten. Der Erste lenkte seinen Gaul in den Wald hinein, und nach einem kaum merklichen Zögern folgte ihm sein Begleiter. Ihre Hoffnung, auf diese Weise entkommen zu können, erfüllte sich jedoch nicht, denn zu Pferd kamen sie zwischen den Bäumen langsamer voran als Ionatán mit seinen Männern.
Ferdinand wollte den anderen folgen, doch da forderte der englische Edelmann seine Aufmerksamkeit. Der Mann stöhnte zwar schmerzerfüllt, stand aber auf und versuchte, sein Schwert aufzuheben, das bei seinem Sturz vom Pferd zu Boden gefallen war. Bevor er die Waffe erreichte, war Ferdinand aus dem Sattel und richtete seine Klinge auf ihn.
Die Schwertspitze vor Augen blieb der Engländer stehen. »Ich bin Euer Gefangener, Sir!«
»Das wird auch gut sein!« Aufatmend nahm Ferdinand die Waffe das Mannes an sich und fing die beiden Pferde ein. »Wie schwer seid Ihr verletzt?«, fragte er, als er sah, dass es zwischen den Fingern der Hand, die der andere gegen die Schulter presste, rot hervorquoll.
»Euer Schwertstoß ging nicht ins Leben, doch werde ich wohl verbluten, wenn ich nicht bald verbunden werde«, antwortete der Engländer und deutete eine leichte Verbeugung an. »Erlaubt, dass ich mich vorstelle. Sir John Crandon zu Euren Diensten.«
Auch Ferdinand beschloss, höflich zu sein. »Mein Name ist Ferdinand von Kirchberg.«
»Ihr seid also tatsächlich kein Ire!«, sagte der Engländer nachdenklich. »Nun, dafür habe ich Euch von Anfang an nicht gehalten, sondern eher für den Nachkommen eines der normannischen Barone, die unter Richard Strongbow und Henry II. auf diese Insel gekommen sind, um die Ureinwohner zu zivilisieren.«
»Wir sollten weniger schwatzen, als uns um Eure Wunde kümmern. Könnt Ihr Eure Rüstung allein ablegen, oder muss ich Euch helfen?«
Der Engländer versuchte vergeblich, seinen Brustpanzer zu lösen. »Wie es aussieht, bin ich voll und ganz in Eurer Hand«, meinte er mit einem resignierten Unterton.
Ferdinand wies auf einen umgestürzten Baum. »Setzt Euch dorthin.«
Crandon gehorchte, und so konnte er ihm sowohl den Brustpanzer wie auch Rock, Weste und Hemd ausziehen. Gerade als er aus dem Hemd ein paar Streifen herausschneiden wollte, um sie als Binde zu verwenden, tauchte Oisin mit dem größten Teil seiner Männer auf. Die Kleidung der Iren war blutbespritzt, und da sie keine Gefangenen mit sich führten, begriff Ferdinand, dass sie die englischen Fußsoldaten niedergemacht hatten.
Hinter den Kriegern folgte Ciara mit ihrem Esel. Ferdinand sah ihr erleichtert entgegen. Gerade, als er sie bitten wollte, seinen Gefangenen zu verbinden, entdeckte Buirre den Edelmann und zog sein Kurzschwert.
»Da ist ja noch eines dieser englischen Schweine. Gleich bist du in der Hölle, du Hund!« Buirre holte aus, um den Mann zu töten, doch bevor er dazu kam, saß ihm Ferdinands Schwertspitze an der Kehle.
»Dieser Mann ist mein Gefangener, habt Ihr verstanden? Wer ihn ohne meine Erlaubnis anrührt, wird mir dafür
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