Feuertochter: Roman (German Edition)
beschützen zu können.
Vierter Teil:
Kriegslist
1.
O isin bedachte Ciara und Ferdinand mit einem fragenden Blick. »Seid ihr bereit?«
»Das sind wir«, antwortete Ciara für sich und Ferdinand.
Dennoch fragte Oisin auch ihn. »Ihr wisst, was Ihr zu tun habt?«
»Ich gehe in die Schenke, bestelle einen Becher Wein und bringe einen Trinkspruch auf Aodh Mór O’Néill aus. Dann renne ich davon.«
»Hoffentlich kommt Ihr noch dazu«, wandte Ciara besorgt ein.
Ferdinand grinste übers ganze Gesicht. »Ich konnte schon als Junge schnell laufen.«
»Du kommst den Engländern, die Herrn Ferdinand verfolgen, wie zufällig mit deinem Esel in den Weg und sorgst dafür, dass er einen Vorsprung gewinnt. Er muss immerhin eine halbe Meile bis zum Waldrand zurücklegen. Dort werden wir Elisabeths Soldknechte gebührend empfangen.«
Am liebsten hätte Oisin diesen verrückten Plan aufgegeben, der sowohl Ferdinand wie auch Ciara in große Gefahr brachte. Doch bislang hatten sie mit ihren Aktionen weit weniger Aufsehen erregt, als O’Néill es erhofft hatte. Zwar waren ihnen kleinere Überfälle gelungen, und sie hatten auch ein paar englische Boten abfangen können, doch mittlerweile schickten Elisabeths Statthalter und Offiziere mehrere Männer mit derselben Botschaft los, und einer von ihnen kam immer durch. Auch den Warentransport zwischen den englischen Festungen und den Städten hatten sie bis jetzt nicht entscheidend stören können. Aus diesem Grund wollte Oisin eine neue Strategie erproben.
»Möge Gott mit euch sein«, flüsterte er seiner Schwester und Ferdinand zu.
Während Ciara als arme Hökerin verkleidet war, die mit ihrem Esel und einigen Waren von Gehöft zu Gehöft zog, steckte Ferdinand in einem grünen Wams und eng an den Beinen anliegenden karierten Hosen. Er hatte das Schwert auf den Rücken geschnallt, damit es ihn beim Laufen nicht behinderte. Das dunkelblonde Haar lugte struppig unter einem mit einem silbernen Kleeblatt verzierten Barett hervor und verlieh ihm ein verwegenes Aussehen.
»Brecht auf, aber nicht zugleich!«, forderte Oisin sie auf und wandte sich dann an seine Männer. »Macht euch bereit! Notfalls müssen wir dem Deutschen entgegenlaufen. Ionatán, du wirst mit fünf anderen dafür sorgen, dass Ciara nichts passiert.«
»Nicht, solange wir leben!« Ionatán klopfte auf sein Kurzschwert, bereit, Ciara, die es ihm ermöglicht hatte, sich Oisins Kriegern anzuschließen, mit seinem Leben zu verteidigen.
Derweil zog Buirre eine saure Miene. Seit er sich mehrmals bis zur Bewusstlosigkeit betrunken hatte, vertraute Oisin ihm keine wichtigen Aufgaben mehr an. Nun zu sehen, dass der frühere Tagelöhner das Kommando über fünf Clankrieger erhielt, ließ ihn innerlich kochen. Er hatte Oisin bereits gefragt, ob er nicht mit Aithil tauschen und erneut den Posten als Kastellan der Burg übernehmen sollte. Doch der Taoiseach hatte ihm eine Abfuhr erteilt und erklärt, wenn es ihm nicht passe, könne er sich gleich O’Néill anschließen. Aber bei diesem Anführer würde er nur einer von vielen Söldnern sein und kein Mann, der auf seine Verwandtschaft mit dem Oberhaupt des Clans pochen konnte.
Nun überprüfte Buirre wie alle anderen seine Waffen. Wenn die Engländer von dem Deutschen aus der Schenke gelockt wurden und hierherkamen, wollte er beweisen, dass er der beste unter Oisins Kriegern war.
Unterdessen wanderte Ferdinand auf das kleine Dorf zu. Es wies keine direkte Wehranlage auf, war aber von einer Mauer aus aufgeschichteten Feldsteinen umgeben. Er schätzte die Höhe der Umfriedung und war sicher, darüber springen zu können, sollte ihm jemand das Tor vor der Nase zuschlagen. Mit diesem Gedanken betrat er die Ortschaft und wandte sich der Taverne zu. Mehrere vor dem Haus an Pfosten gebundene Gäule brachten ihn auf eine bessere Idee. Es war unnötig riskant, zu Fuß fliehen zu wollen, wenn Verfolger hoch zu Ross hinter ihm her waren. Also würde er ein Pferd stehlen.
Mit einem kundigen Blick suchte er sich den passenden Gaul aus und betrat dann grinsend die Schenke. An der Tür drehte er sich noch einmal kurz um und sah die verkleidete Ciara ins Dorf kommen. Hoffentlich stößt ihr nichts zu, fuhr es ihm durch den Kopf. Dann entdeckte er die englischen Soldaten, die sich an zwei großen Tischen flegelten und die Schankmaid mit anzüglichen Bemerkungen bedachten.
Als einer von ihnen Ferdinand sah, zeigte er lachend mit der Hand auf ihn. »Schaut, da kommt ein Ire! Komm her,
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