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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mein Freund, setz dich zu uns und stoße mit uns auf die Gesundheit Ihrer Majestät, Königin Elisabeth, an!«
    Bei den letzten Worten stand der Mann auf, packte einen Becher und kam schwankend auf Ferdinand zu. »Hier nimm und sprich recht laut, damit wir deinen Trinkspruch auch deutlich hören!«
    Das geht ja noch besser als erwartet, dachte Ferdinand und nahm den Becher entgegen. »Auf Euer Wohl, meine Herren!«, ahmte er Aithils irischen Akzent nach und sah zufrieden, wie die Mienen der Soldaten sich entspannten.
    Sie glaubten tatsächlich, er wäre so englisch gesinnt oder zumindest so ängstlich, dass er sie nicht verärgern wollte. Er wartete noch einen Augenblick, um Ciara die Zeit zu verschaffen, bis vor die Taverne zu kommen, dann hob er den Becher, so hoch er konnte.
    »Auf den Mann, den ihr Scheißengländer Hugh O’Neill nennt, den Befreier Irlands!«
    Zum Trinken kam Ferdinand nicht mehr. Die Engländer sprangen brüllend auf, und der, der ihm den Becher gebracht hatte, wollte ihn packen. Ferdinand schleuderte ihn mit einem kräftigen Fußtritt gegen seine Kameraden, drehte sich um und sprang zur Tür hinaus. Keine fünf Herzschläge später hielt er die Zügel eines prachtvollen Rappens in der Hand und schwang sich in den Sattel.
    »Komm, mein Guter, wir wollen ein wenig ausreiten«, sagte er im beruhigenden Ton, als das Tier sich widerspenstig zeigte. Zu seinem Glück hatte er, als der erste Engländer auftauchte, den Hengst unter Kontrolle gebracht und sprengte los.
    Ciara zerrte den vollbeladenen Esel zur Seite, so dass Ferdinand unbehelligt passieren konnte, und sah sich einem Haufen fluchender Engländer gegenüber.
    »Der Kerl hat meinen Hengst gestohlen! Lasst ihn nicht entkommen«, schrie der Anführer und schwang sich auf den nächststehenden Gaul.
    Für zwei weitere Engländer standen noch Pferde bereit. Der Rest musste laufen. Sie alle trafen bereits nach wenigen Schritten auf Ciara und deren Esel, der sich gerade querstellte und den Soldaten den Weg verlegte.
    »Verdammte Schlampe, aus dem Weg!«, schrie einer der Fußsoldaten, während die Reiter ihre Tiere um sie herum lenkten.
    Ciara zerrte am Zügel des Esels, als wolle sie ihn zur Seite führen. Da jedoch zwei Engländer mit den Fäusten auf das Tier einschlugen, zeigte es sich bockig. Als der Weg endlich frei war, hatte Ferdinand längst das Tor passiert und galoppierte auf den Wald zu.
    Die Engländer folgten ihm, so schnell sie konnten, zuvorderst die drei Reiter, dahinter deren Untergebene zu Fuß.
    Ciara sah ihnen nach und schüttelte in gespielter Entrüstung den Kopf. »Was ist denn in die gefahren?«
    »Irgendein Kerl hat einen Trinkspruch auf Aodh Mór O’Néill ausgebracht und ist dann mit dem Hengst des Edelmanns geflohen«, erklärte ihr die Schankmaid, die der Verfolgungsjagd von der Tavernentür aus zuschaute. »Schätze, dass sie ihn nicht erwischen. Aber du solltest ebenfalls Fersengeld geben! Sonst denkt dieser Sir, wenn er zurückkommt, der Pferdedieb wäre nur plötzlich deshalb entkommen, weil du seine Leute behindert hast, und lässt seinen Zorn an dir aus.«
    »Danke, dass du mich warnst!« Erleichtert, weil sie den Ort nun unauffällig verlassen konnte, ohne ihre Ware anpreisen zu müssen, zog Ciara den Esel herum und schritt eilig auf das Tor zu. Einer der Dörfler überlegte, ob er es vor ihr verschließen sollte, ließ sie aber durch und kehrte zu seinem Tagwerk zurück. Kurz darauf schritt Ciara kräftig aus und hoffte, dass alles so laufen würde, wie ihr Bruder es geplant hatte.

2.
    K urz bevor er den Waldrand erreicht hatte, drehte Ferdinand sich um. Der Anführer der Engländer war den beiden anderen Reitern bereits ein ganzes Stück voraus, während die einfachen Soldaten trotz ihrer schweren Rüstungen und Waffen flink hinter ihren Kameraden herrannten. Einen Augenblick zögerte Ferdinand. Wenn Oisins Männer auf den Edelmann losgingen, wurden die anderen gewarnt und konnten sich ins Dorf zurückziehen. Dann noch anzugreifen würde zu großen eigenen Verlusten führen. Daher sprengte Ferdinand an den wartenden Iren vorbei und winkte heftig mit der Linken.
    »Versteckt euch und kümmert euch um die Fußknechte!«
    Er sah noch Oisins verblüffte Miene, dann hatte er dessen Männer passiert und ritt auf dem schmalen Karrenpfad weiter in den Wald hinein. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass ihm die englischen Reiter unbeirrt folgten. Ferdinand versuchte die Zeit zu schätzen, welche die Fußkrieger

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