Feuertod
als er einen dumpfen Schlag hörte: Die Kapsel war gelandet. Er legte sein Pad in den Wüstensand und ging zu der Kapsel hinüber, um sie auf eventuelle Schäden zu untersuchen.
Die zylindrische Kapsel war keine dreißig Zentimeter hoch, vielleicht fünf Zentimeter breit und komplett schwarz. Von außen sah alles in Ordnung aus und auch auf dem Eingabefeld an der Oberseite leuchteten, abgesehen von der Hitzeanzeige, nur grüne Lampen. Zufrieden nahm er sich wieder sein Pad und las weiter.
Zehn Minuten später hörte er ein leises Fiepen mit dem die Kapsel signalisierte, dass sie abgekühlt war und auf die Passworteingabe wartete. Wenn er das nicht in den nächsten zwei Minuten eingeben würde, würde sie sich selbst zerstören. Mit einem seufzen legte er sein Pad wieder beiseite und gab das Passwort ein, das die Kapsel freigab. Er hätte gerne noch weitergelesen - wer wusste schon, wann er das nächste Mal dazu kommen würde - aber seine Pflicht ging vor.
Mit einem Zischen öffnete sich der Deckel und ein kleiner Metallbehälter schob sich hinaus. Er schraubte den Deckel des Behälters ab und holte einen kleinen Lederbeutel heraus, in dem sich die Nanos befanden, und steckte ihn sich in die Hosentasche.
Nachdem er sichergestellt hatte, dass sich keine weiteren Gegenstände in dem Metallbehälter befanden schob er ihn wieder in die Kapsel, die sich von selbst verschloss und dann auf der Oberseite einen Countdown anzeigte, der von 15 herunterzählte. Wenn er bei null ankam würde die Kapsel wieder starten und auf einem vorprogrammierten Kurs zur
Lupardus
zurückkehren. Für den Fall, dass das Schiff nicht in der Lage wäre, sie unbemerkt aufzunehmen, würde ihr Kurs sie normalerweise direkt in die Sonne schicken. Aber, aufgrund ihrer Probleme eigene Tarntechnologie herzustellen, hatte Roberto Anweisungen gegeben, sie stattdessen auf einen Kurs zur
Feuertod
-Station zu programmieren. Dort könnte sie unbemerkt an die Station andocken und bei nächster Gelegenheit hoffentlich wieder aufgesammelt werden.
Der Plan fußte darauf, dass eventuelle Entdecker davon ausgingen, dass die Kapsel ihren normalen Vernichtungskurs fliegen würde. Wenn sie annahmen, dass sie das nicht tat und sie verfolgten und aufsammelten… Dann hätte Roberto ein Problem. Er hätte dem Orion Pakt eine Tarnkapsel in die Hände gespielt – die Admiralität würde ihm das niemals vergeben.
Natürlich gab es auch die Möglichkeit, einen Selbstzerstörungsbefehl zu übermitteln, aber die Explosion wäre nicht zu verbergen gewesen.
Roberto trat ein paar Schritte zurück und wartete, dass der Countdown bei null ankam und die Kapsel ihre Tarnvorrichtung aktivierte. Für einen kurzen Moment war sie im Wüstensand beinahe unsichtbar, doch dann stieg sie in die Luft und er konnte ihre Umrisse erkennen. Hätte er nicht gewusst, dass sie da war, wäre es ihm aber noch immer schwer gefallen.
Sobald sie eine gleichmäßige Geschwindigkeit erreichte, würde es auch mit wissendem Blick wieder deutlich schwerer werden, sie zu entdecken. Beruhigt drehte er sich um und ging zu dem kleinen Freizeitgleiter, mit dem er in die Wüste geflogen war.
Auf ihm war grade genug Platz für eine Person. Der Gleiter ähnelte sehr seinem antiken Motorrad, mit dem er auf Rateri I herumfuhr, wenn er sich einen ruhigen Platz zum Lesen suchen wollte. Aber im Orion Pakt durfte er kein Motorrad benutzen, es berührte schließlich den Boden. Zwar genoss er auch den Freizeitgleiter, aber es war einfach nicht dasselbe – auf seinem Motorrad fühlte er sich freier.
Für seine Freunde war das nie wirklich nachvollziehbar gewesen, außer für Zetoras. Er hatte sofort verstanden, dass all die Sicherheitsmechanismen in einem Freizeitgleiter (Autopilot, Kraftfelder, Notruffunktion etc.) das Gefühl ruinierten, wirklich frei und draußen zu sein. Als Roberto den Gleiter in die Luft steigen ließ und in Richtung Shannon losflog, konnte er nicht mal den Fahrtwind auf seiner Haut spüren – ein nicht abschaltbares Kraftfeld verhinderte das, damit man nicht vom Wind heruntergestoßen wurde.
Wenn ich meine Umwelt nicht spüren kann, wo ist dann der Sinn?
, dachte er bei sich und schüttelte den Kopf.
Da kann ich mir auch gleich ein Video angucken, statt einen Fuß vor die Tür zu setzen.
Unter ihm flog der helle Wüstensand nur so dahin, bis er in der Stadt ankam. Dort veränderte sich die Landschaft. Es wurde es grün. Bäume, Wiesen und Sträucher fingen den Blick und machten es schwer
Weitere Kostenlose Bücher