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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Spring.
    Überhaupt konzentrierte sich die Fantasie der Leute auf das Offensichtliche: Andreas Kohler (man sprach gar von Selbstmord, konnte jedoch keinen Grund dafür angeben), Simon Abderhalden, die Leute von den EKW, die Übereifrigen von der AFBO.
    Seltsamerweise wurden auch je einmal Heinrich Müller und Nicole Himmel erwähnt.
    »Dabei sind wir es doch, die ermitteln und den Täter finden sollen«, entrüstete sich der Detektiv.

    Störfahnder Bernhard Spring konnte nicht viel unternehmen, bevor er nicht mehr über den Tod von Andreas Kohler wusste. Er ließ den Schuppen versiegeln, in dem der Tote gelebt hatte. Ein erster Blick in die beiden Räume hatte kaum Erfolg versprochen. Es konnte sich beim Sturz des Mannes auch um einen simplen Unfall handeln, zur Unzeit zwar; aber ungefährlich war der Grat ja nicht. Wenn man oben Spuren eines Kampfes fände, würde dies die Ausgangslage allerdings schlagartig ändern.
    Vorerst richtete der Störfahnder eine Gesprächszentrale im Gasthof Zum Roten Löwen ein, im kleinen Stübchen, das turnusgemäß für Gemeinderatssitzungen und den Umtrunk danach verwendet wurde sowie für Hochzeiten, die eher dem Druck der Ereignisse wegen geschlossen wurden als aus reiner Liebe und die nicht gar so viel öffentliche Aufmerksamkeit brauchten.
    Der Reihe nach traten die Dorfbewohner ein und gaben zu Protokoll, was sie wussten oder welche Gerüchte sie gern verbreitet hätten.
    Die Serviertochter brachte einen Oberhofner Säuerling 2006, »auf Kosten des Hauses«, wie sie versicherte. Heinrich Müller schaute ihr so lange nach, bis Nicole ihn in den Arm kniff. Der Anblick dieser Hüften hätte vielleicht die Statue des Adrian von Bubenberg kalt gelassen, aber keinen Mann aus Fleisch und Blut.
    »Andreas Kohler hatte noch einen Bruder«, erklärte eine behäbige Dame, die anonym bleiben wollte.
    »Die Intelligenz verfolgt dich«, flüsterte Nicole, »aber du bist schneller.«

    »Ja, und?«, fragte Bernhard Spring.
    »Der hatte doch die Apotheke in Gunten. Die hat er dann verkauft.«

    »Was macht er denn jetzt?« Spring musste ihr alle Würmer aus der Nase ziehen.
    »Man sagt, er sei in die Südsee ausgewandert. Vielleicht malt er, das hat er immer schon gemacht.«
    »Wie Paul Gauguin?«
    »Wieso? Hat der auch seine Apotheke verkauft?«
    Beat Ryf und Daniel Mäder bedauerten in erster Linie, auch wenn dies nicht protokolliert werden dürfe, den Verlust ihrer Enzianschnapsquelle.
    »Ersatz ist gar nicht so leicht zu beschaffen«, jammerte Ryf.
    Mäder sinnierte: »Im Engadin soll’s noch einen geben, der so was herstellt.«

    Darüber hinaus wollten sie nichts wissen.
    Die Nächste nannte sich Anna Log, sie arbeitete bei der Telefonbelästigungsagentur »My Client«, was sie wie »Miikliient« aussprach und sich eher wie das Geräusch einer eben ausgestorbenen Tierart anhörte. Sie bemängelte, dass der Tote kein Telefon besessen habe, um ihre Ware an den Mann zu bringen, »denn Geld, Geld hatte der immer im Sack, meist ein Bündel 100er-Noten«.
    Heinrich Müller war halb eingenickt, denn bei dieser Art von Befragung schlief sogar sein Schatten ein. Er träumte von einer Blondine, mit der er sich vor Jahren abgegeben hatte und von der er mit Bestimmtheit wusste, dass sie wirklich blond war. »Schön, dass es dich nicht mehr gibt«, hatte sie ihm zum Abschied gesagt, was ihn wieder in die Wirklichkeit der Gaststube zurückholte. Gerade zeitig genug, um den selbstsicheren Auftritt des Simon Abderhalden zu erleben.
    »Ah, heute mit dem Chef da«, begrüßte er Müller, wollte sich aber nicht setzen, da er eh nur ein paar Minuten Zeit habe. »Sie verstehen, eine so delikate Angelegenheit verlangt eine dringliche Sitzung des Gemeinderats.«
    »Wo waren Sie denn, als Kohler abgestürzt ist?«, fragte Spring.
    Abderhalden lachte. »Sie fragen mich ernsthaft nach einem Alibi? Ich war im Justistal, eine meiner Kühe auf Flüelaui brauchte den Tierarzt, das wollte ich aber zuerst überprüfen, bevor ich das viele Geld ausgebe.«
    »Wie sind Sie dorthin gelangt?«, fragte Müller.
    Abderhalden konnte sich kaum mehr zurückhalten. »Mit dem Auto natürlich, oder glauben Sie etwa, dass ich zu Fuß über den Berg steige? Die Armee hat schließlich eine Straße gebaut. Als ich zurückfuhr, hat mich der Senn gesehen. Und weil Sie das offenbar interessiert: Zu der Zeit, als der Mann von den EKW gestorben ist, bin ich mit dem Gemeindepräsidenten von Attersee unterwegs gewesen und habe ihm die Gegend

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