Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
seine Hand und setzte sich dann kerzengerade hin.
»Falk?«
Der Kunsthändler schaute sie entgeistert an. Wie sollte er sie denn jagen, wenn sie sich ihm so bereitwillig vor die Flinte legte? Das war keine Einladung, das war eine Aufforderung. Falk dachte kurz nach.
»Das Grandhotel im Grunewald hat eine sehr intime Bar.«
»Und du bist sicher, dass man dort auch tanzen kann?«
Schumann zuckte mit den Schultern und winkte nach dem Kellner. »Letzte Woche konnte man das noch«, sagte er, ohne ihren Blick loszulassen. Das war glatt gelogen; Falk war seit einer Ewigkeit nicht mehr dort gewesen und hatte keine Ahnung, ob die Bar um diese Zeit überhaupt noch geöffnet sein würde. Aber egal, in dem Fall würde ihm schon etwas einfallen.
Die Bar des kleinen Schlosshotels war nicht nur geöffnet, sondern zu Falks Verwunderung auch recht gut besucht. Angenehme Loungemusik rieselte auf die Gäste hinab, die es sich in cognacfarbenen Lederfauteuils vor einem großen steinernen Kamin und auf Barhockern bequem gemacht hatten. Falk lenkte Phoebe zur Bar und bestellte zwei Gin Fizz. Die Galeristin sah sich um.
»Tanzen kann man hier aber nicht«, sagte sie sichtlich enttäuscht. Falk schob ihr einen Drink zu und hob sein Glas an den Mund. Er zuckte mit den Schultern.
»Dann müssen wir uns wohl wieder treffen – allen potenziellen diametralen Interessen zum Trotz, hm?« Er prostete ihr zu.
Phoebe nickte zustimmend. Das, was sie sich hier leistete, war eine ziemlich abgefahrene Nummer. Aber Dariusz war auch ein begnadeter Idiot gewesen. Sich in die Höhle des Löwen, sprich in die Factory W ., zu begeben hatte schon etwas von unübertrefflicher Dämlichkeit. Und noch dazu alleine. Falk konnte sogar Eskimos Kühlschränke verkaufen, seine Rhetorik war einmalig. Der Eindruck, den er bei ihrem Schützling hinterlassen hatte, war demzufolge auch mehr als gut gewesen. Begeistert hatte Dariusz nach dem Gespräch grob das Angebot von Schumann skizziert. So viel war klar: Sie musste sich etwas einfallen lassen, um Dariusz weiter unter Vertrag halten zu können. Und das bedeutete im Klartext, dass sie die Kröte Schumann schlucken musste, was immer das auch hieß. Natürlich würde sie auch mit Falk ins Bett gehen, wenn es ihr nützen könnte. Es stand zu viel auf dem Spiel, um jetzt über Moral nachzudenken. Sie betrachtete ihren Konkurrenten eingehend. Obwohl Falk um einiges älter war als sie, konnte er noch als durchaus attraktiv durchgehen. Seine halblangen Haare gaben ihm etwas Verwegenes und standen im durchdachten Kontrast zu seinem ansonsten klassisch-eleganten Auftritt. Gedankenverloren starrte sie auf seine Manschettenknöpfe, bevor sie sich sammelte und die Unterhaltung fortsetzte.
»Warum wolltest du ausgerechnet hierhin?«, erkundigte sie sich und trank einen Schluck. »Wir hätten doch genauso gut nach Mitte fahren können.«
Falk lachte. »Das willst du nicht wirklich wissen, meine Liebe.«
»Will ich doch«, beharrte Phoebe und sah ihn provozierend an. Wieder lachte Falk. Dann beugte er sich so nah zu ihr, dass ihn ihre Haare an der Nase kitzelten. Vorsichtig strich er ihr eine Locke hinter das Ohr und raunte: »Weil sie hier Betten haben, Phoebe, darum. Wir sind in einem Hotel.« In Erwartung einer Ohrfeige zog er schnell den Kopf zurück. Er wusste, dass er sich ziemlich unverschämt verhielt. Dabei lag doch genau darin der Reiz.
Aber Phoebe sah ihn mit blitzenden Augen an. Ihr Mund zuckte spöttisch. »Und warum sitzen wir dann noch hier?«
Als Falk die Balkontüren geöffnet hatte, umspielte eine warme Brise den dünnen seidenen Vorhangstoff und plusterte ihn auf. Der Kunsthändler lehnte am Türrahmen, trank Gin und sah fasziniert zu, wie Phoebe sich mit einer Lässigkeit vor ihm auszog, als würde sie es jeden Tag tun. Das Zimmer war dunkel, aber aus dem Bad drang Licht in den Raum, das ihren zarten Körper wie einen lebendigen Scherenschnitt wirken ließ. Er wusste immer noch nicht, warum sie das alles tat, aber der Grund war im Augenblick völlig nebensächlich. Er nahm noch einen Schluck Gin, dann ging er einen Schritt auf sie zu. Lächelnd wich sie zurück.
»Warte. Ich bin noch nicht so weit.«
Der Scherenschnitt entfernte sich weiter von ihm und ließ sich auf der Bettkante nieder. Bis auf Schuhe und BH war Phoebe vollkommen nackt.
»Komm näher«, lockte sie ihn dann, und Falk gehorchte. Er tat zwei Schritte, dann war sie nur noch eine Armeslänge von ihm entfernt.
»So ist es gut«,
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