Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
Freund, nur ihr Liebhaber, aber trotzdem: So ging das nun auch wieder nicht.
»So geht das nicht.« Dariusz stand jetzt nah vor ihr. Er hatte seine langen Haare zu einem dicken Zopf gebunden und sah hinreißend aus. Seine alten, zerrissenen Jeans, die auf seinen Hüftknochen hingen, ließen erkennen, dass er mal wieder auf Unterwäsche verzichtet hatte. Der Oberkörper steckte in einem uralten T-Shirt, das nur von Dreck und Staub zusammengehalten wurde.
»Hast du mich verstanden, Frau Galeristin?« Er stand immer noch dicht vor ihr. »Das hier ist meine Komfortzone. Du hast hier ohne Einladung nichts zu suchen. Hast du eine?«
Er war wirklich sauer. Phoebe seufzte. »Wer war das?«
»Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, erwiderte er schroff. Dann bückte er sich nach seiner Maske, nahm den Schweißbrenner und ging zur Werkbank zurück. Als er sich umdrehte, um den Gashahn anzustellen, war Phoebe bereits verschwunden.
Falk war nervös. Schon lange stand Phoebe als Objekt der Begierde auf seinem Wunschzettel, und gerade die Tatsache, dass sie sich ihm gegenüber seit Jahren so konstant spröde verhielt, hatte seinen Jagdtrieb nur noch verstärkt.
Gut, sie war keine klassische Schönheit, und irgendwie hatte sie auch etwas leicht Fades an sich, keine Spur von Rassigkeit wie Nadeshna, aber gerade darin lag der Reiz. Außerdem hatte es ihm immer besonderes Vergnügen bereitet, Frauen gegen ihren Willen zu verführen, und er wusste, dass er eine empfindliche Stelle bei Phoebe entdecken würde. Es gab immer irgendeine. Auf jeden Fall aber würde er endlich erfahren, warum sie es mit der Vernissage auf einmal so eilig hatte. Und ob ihr langmähniger Künstler ihr schon etwas von dem Angebot erzählt hatte. Notfalls würde er die Antworten aus ihr herauskitzeln, was keine unangenehme Vorstellung war. Am meisten interessierte es ihn aber, warum Phoebe seine Einladung sofort angenommen hatte.
Sie hatten sich in einer traditionellen Brasserie am Ku’damm verabredet. Er war gerne hier und hatte das Restaurant vorgeschlagen, ihr war es egal gewesen, und nun saß er hier und wartete. Wie jeden Tag war das Lokal gut besucht; die ausnahmslos französischen Kellner unterhielten die Gäste mit untadeligem Service und kleinen Artigkeiten und waren wohl der wahre Grund für die Beliebtheit der Brasserie, denn die Karte war nach Falks Ermessen eher mittelmäßig. Aber da ihr Treffen eher geschäftlicher denn privater Natur war, war er mit der Wahl der Lokalität sehr zufrieden. Der Kellner brachte gerade Brot und Butter, als Phoebe hereinrauschte. Irgendwie sah sie anders aus als sonst. Weiblicher. Er winkte ihr zu, so dass sie Kurs auf seinen Tisch nahm. Geschmeidig erhob er sich und half ihr aus dem Mantel, wobei er kurz ihr Haar berührte und ihren Duft einatmete. Phoebe, dachte er, du bist ja tatsächlich eine Frau! Als hätte sie seine Gedanken gelesen, lächelte sie ihn an. Falk stutzte. Sie hatte ihn noch nie so offen angelächelt. Vielmehr war sie in seiner Gegenwart immer eine schlechtgelaunte, dünne Frau im Hosenanzug mit einer tiefen Stirnfalte gewesen. Selbst jetzt blieb diese Falte zwischen ihren geschwungenen Brauen erhalten, aber Phoebe hatte schöne klare Augen. Er rückte ihr den Stuhl zurecht. Der Abend schien ganz anders zu verlaufen, als er ihn geplant hatte. Aber gut. Er konnte auch improvisieren.
»Warum sind wir nicht eher miteinander ausgegangen, Phoebe?« Entspannt drehte Falk sein Weinglas. Sancerre im Sommer war etwas Köstliches. Und er machte seiner Erfahrung nach die Damen nicht so müde wie Rotwein. Phoebe spielte mit ihrer Serviette. Sie schien guter Stimmung zu sein. Ihre Wangen hatten einen rosigen Ton, und ihre Augen leuchteten, wenn sie lachte. Sie lachte viel an diesem Abend. Jetzt sah sie ihn unvermittelt an.
»Weil es keinen Grund gab, Falk. Unsere Interessen verlaufen – gelinde gesagt – diametral.«
»Aber für einen Abend könnten wir unsere Interessen doch mal vergessen. Nur für heute, Phoebe.« Er legte seine Hand auf ihre und war erstaunt, dass sie sich ihm nicht entzog. Stattdessen legte sie den Kopf etwas schief und lächelte ihn an. Bei jeder anderen Frau hätte er das als Einladung zum Flirten verstanden – aber bei Phoebe? Wahrscheinlich hatte sie einfach etwas zu viel getrunken. Das Vernünftigste würde es sein, sie jetzt nach Hause zu fahren, bevor der Abend noch aus dem Ruder lief. Obwohl …
»Ich würde gerne noch tanzen, Falk. Magst du?« Phoebe drückte
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