Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
dann konnte das nur einen Grund haben. Die Geschäftsfrau Phoebe war ihm im Moment absolut gleichgültig. Sie schaute zu Dariusz und Leon hinüber, die beide unangenehm berührt schienen. Phoebe löste sich aus der Umarmung und sah ihren Vater fragend an.
»Phoebe – jetzt schau nicht so. Ich weiß, dass ihr drei harte Wochen hinter euch habt und euch einen netten Abend machen wolltet. Well, sollen wir etwas essen gehen? Leon erzählte von einem Laden, wo es nur Hühner gibt …«
»Ich dachte, du kämst erst in drei Tagen«, sagte Phoebe, ohne auf das Geplänkel einzugehen. Ihr Vater zuckte mit den Schultern.
»Wollte ich auch. Aber dann kam der Deal mit Schumann, und ich musste dringend mit den beiden Jungs hier reden. Darum bin ich hier. Jetzt schon. Schlimm, mein Mädchen?«
Phoebe schüttelte den Kopf. »Und mit mir wolltest du dann irgendwann mal reden. In den nächsten Tagen vielleicht, wenn du alles Wichtige erledigt hast, aber spätestens auf der Vernissage, habe ich recht?« Phoebes Augen blitzten zornig auf. Dariusz ahnte, dass das Gespräch zwischen Vater und Tochter in einem handfesten Streit enden würde, ginge es so weiter. Er trat auf Phoebe zu und legte beruhigend seine Hand auf ihre Schulter.
»Dein Vater hat interessante Neuigkeiten. Für uns alle. Lass uns in Ruhe darüber sprechen.«
»Ich bin nicht krank, Dariusz, und auch nicht blöd«, zischte Phoebe und schüttelte seine Hand ab. »Du kannst ganz normal mit mir reden.«
»Genau das kann man eben nicht«, mischte sich nun auch Leon ein. Mit einem Seitenblick auf Matthew fügte er hinzu: »Du weißt schon lange, weshalb ich hier bin, Phoebe, aber du verdrängst es. Und damit es endlich mal gesagt ist: Matthew wird mir die Galerieleitung übertragen, honey . Ich bin nun mal der bessere Verkäufer von uns beiden, und ich werde mich um mehr als um einen Künstler gleichzeitig kümmern können, believe me . Aber Matthew – dein Dad – hat tolle Ideen für dich und deine Zukunft. Hör ihn doch wenigstens einmal an. By the way – ich habe Hunger. Fahren wir nun zu den Hühnern?«
Leon klatschte in die Hände, wie um das Signal zum Aufbruch zu geben. Dariusz nahm seine Jacke vom Sofa und seufzte.
»Lass es uns hinter uns bringen, Phoebe«, sagte er leise und schob seine Geliebte vor sich her. »Nach dem vierten Juli sieht die Welt sowieso ganz anders aus. Für uns alle.«
Die Hähnchenbraterei in Kreuzberg war bis zum letzten Platz besetzt, so dass ihnen nichts anderes übrigblieb, als an der Theke auf einen freien Tisch zu warten. Matthew nutzte die Gelegenheit für Smalltalk und brachte mit der einen oder anderen Anekdote Leon und Dariusz zum Lachen. Nur Phoebe blieb ernst und schweigsam und ließ sich nicht aus der Reserve locken. Bereits auf der Fahrt hatte sie das Gefühl gehabt, in dem Quartett völlig deplaziert zu sein. Am liebsten wäre sie gegangen. Kurz hatte sie auch daran gedacht, einfach nach Hause zu fahren, aber das wäre einer Kapitulation gleichgekommen und hätte ihren Vater noch mehr in seinem Entschluss bestärkt, Leon ihr vorzuziehen. Und jetzt, nach einer halben Stunde am Tresen, war es für eine Szene dieser Art sowieso zu spät.
In ihrem Kopf tanzten die Gedanken Ringelreihen. Was konnte ihr Vater ihr im Gegenzug für die Galerie schon bieten? Angestrengt blickte Phoebe in ihr Weinglas. Erst eine leichte Berührung von Dariusz holte sie in die Gegenwart zurück. Noch immer in Gedanken folgte sie den drei Männern zum Tisch.
»Mädchen.« Ihr Vater hatte die Bestellung aufgegeben und widmete sich nun seiner Tochter. »Ich weiß, dass dir das alles nicht passt. Glaube mir, selbst ich habe eine kleine Ahnung davon, wie viel Engagement und Liebe du in die Galerie gesteckt hast. Aber dein Dariusz ist ein wirklicher Ausnahmekünstler, und du kannst dich nicht jedes Mal exklusiv auf einen einzigen Künstler konzentrieren. Dazu noch jahrelang. Das wäre nicht besonders ökonomisch, oder?« Matthew blickte seine Tochter ernst an. Als er sah, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten, wurde seine Miene weicher.
»Ich war einmal Meeresbiologin, und ich habe es geliebt«, flüsterte Phoebe. »Das alles habe ich nur für dich aufgegeben. Am Anfang. Dann aber habe ich gemerkt, wie sehr ich auch die Galerie liebe. Und jetzt nimmst du sie mir wieder weg.«
Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Du liebst Dariusz und seine Arbeiten, und darum liebst du die Galerie. Wenn er nicht mehr dort ist – vielleicht sogar nicht
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