Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
mehr in Berlin –, was ist dann?« Phoebes Antwort war ein verächtlicher Blick. Was ging ihren Vater ihre Beziehung zu Dariusz an, und was bildete er sich überhaupt ein, ein solches Gespräch mit ihr vor Leon und Dariusz zu führen?
»Hast du schon mal etwas vom SevenOceans Project gehört?« Matthew schien nicht bemerken zu wollen, in welcher Verfassung seine Tochter war. Phoebe schluckte. Langsam gewann sie ihre Fassung zurück. Sie würde nicht losheulen. Darauf konnte ihr Vater lange warten. Phoebe sah ihn geradeheraus und betont gleichgültig an, sie kannte das Projekt aus der Presse. Private Investoren versuchten seit Jahren, eine Baugenehmigung für das interaktive Museum zu bekommen, doch unter dem jetzigen Senat schien die Lage aussichtslos.
»Natürlich«, antwortete Phoebe. »Und?«
»Es wird nun doch gebaut«, sagte Matthew leichthin und bedankte sich mit freundlichem Lächeln bei der Bedienung für sein Brathähnchen. »Und ein Vögelchen hat mir zugeflüstert, dass noch ein Berater gesucht wird. Mit Qualifikation in Meeresbiologie und einem Auge für künstlerische Umsetzung.« Genüsslich biss er in eine Keule und sah Phoebe erwartungsvoll an, die entnervt ihren Teller von sich schob. So wie es aussah, hatte ihr Vater ihr einen neuen Job gekauft, damit sie sich nicht nutzlos vorkam. Sie verstand ihn einfach nicht, würde ihn niemals verstehen. Kurzentschlossen griff sie nach ihrer Handtasche. Dariusz sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass im Moment jedes Wort zwecklos war.
»Guten Appetit noch«, sagte Phoebe in die Runde. Und an Matthew gewandt: »Wir sehen uns dann bei der Vernissage, Vater. Gute Nacht.«
Dariusz blickte ihr nach, wie sie zur Tür ging. Für eine Sekunde dachte er daran, ihr zu folgen, doch er kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie jetzt allein sein wollte. Seufzend wandte er sich seinem Hähnchen zu. Wirklich die besten Brathähnchen in ganz Berlin. Genussvoll biss er in die Keule.
»Du hast ihr den Job gekauft?«, wollte Dariusz wissen, während er den Teller an die Bedienung zurückgab. Von einigen kleinen Bemerkungen von Matthew abgesehen, hatten sie schweigend ihr Geflügel verzehrt. Der Künstler fixierte Matthew scharf, der nickte und seine Serviette beiseitelegte. »Nachgeholfen trifft es besser, würde ich mal sagen. Es gab noch andere Kandidaten.« Zufrieden sah er Dariusz an.
»Und wie kommst du darauf, dass Phoebe das mitmachen würde?« Er schwankte zwischen Belustigung und Bestürzung. »Sie ist schließlich kein kleines Mädchen mehr.«
»Das sehe ich etwas anders, mein Lieber«, erwiderte Matthew. »Oder was sagst du zu ihrem Auftritt vorhin?«
Dariusz verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich denke, sie war gekränkt, und ich kann sie verstehen. Was du als väterliche Unterstützung betrachtest, empfindet sie als einen Affront. Am besten, ich sehe mal nach ihr.« Er stand auf und deutete eine Verbeugung an.
Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sagte Leon leise:
»Und wenn er damit recht hat? Wenn sie wirklich nicht will?«
»Dann macht sie halt etwas anderes. Geld öffnet jede Tür, Leon. Rufst du uns bitte ein Taxi?«
Als Dariusz in der Mollstraße parkte, sah er Phoebe rauchend auf dem Balkon stehen. Die Fenster ihrer Wohnung waren hell erleuchtet. Er winkte ihr zu, aber sie rührte sich nicht. Das kann ja heiter werden, dachte er, dann beschleunigte er seine Schritte und klingelte. Er musste nicht lange warten, bis der Summer ertönte. Entgegen seiner Gewohnheit entschied sich Dariusz für den Weg durch das Treppenhaus. Als er ein paar Minuten später vor ihrer Wohnung stand, lehnte Phoebe bereits im Türrahmen und ließ ihn eintreten. Ohne Gruß schob er sich an ihr vorbei und durchquerte das Wohnzimmer. Abgesehen von der Festbeleuchtung sah es zudem auch noch vollkommen chaotisch aus. Offene Schranktüren und Schubladen, auf dem Boden verteilte Fotos und schriftliche Unterlagen ließen den Raum wirken, als hätte gerade eine Hausdurchsuchung stattgefunden. Dariusz musste sich beherrschen, um keinen abfälligen Kommentar abzugeben. Nachdem er tief durchgeatmet hatte, betrat er den Balkon. Phoebe stellte sich neben ihn und reichte ihm ein Glas Wein, das er in einem Zug leerte. Dann betrachtete er eingehend, wie sich seine Freundin in einen dicken Pullover gehüllt an die Balkonbrüstung drückte. Neben ihr türmten sich Zigarettenkippen auf einer Untertasse.
»Komm mal her, Phoebe.« Er stellte das Glas ab, und
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