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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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nicht.«
    »Findest du nicht, dass das irgendwie eigenartig ist?«
    »Nur nach menschlichen Maßstäben.« Und doch konnte er seinen Bruder anschauen. »Wenn ich sie sehe – wenn ich manchmal nur an sie denke –, bekomme ich Kopfweh«, gestand er. Er spürte es jetzt wieder, ein seltsames Drücken wie von Kopfschmerzen in seinem Schädel, das ihn in Versuchung führte, den Blick, die Aufmerksamkeit abzuwenden, auf etwas anderes. »Es ist fast wie ein Blendzauber.«
    »Ein was?«
    »Wie ein ganz bestimmter Zauber.« Sein Mund fühlte sich trocken an. »Der bewirkt, dass man wegsieht. Aber das hier – das ist anders.«
    Regina zog die Augenbrauen zusammen. »Könnte deine Schwester eine Selkie sein?«
    Sein Magen revoltierte. Seine Schläfen hämmerten. Alles in ihm wehrte sich allein schon gegen den Gedanken daran.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Er warf den Kopf hoch wie ein harpunierter Fisch. »Das würde ich wissen. Mein Volk würde es wissen.«
    »Aber du hast selbst gesagt, dass du sie nicht sehr gut kennst«, wandte Regina ein. »Vielleicht könntest du ein bisschen Zeit mit ihr verbringen, während du hier bist …«
    »Nein.
    »Warum nicht?«, fragte sie wieder. Stur. Unwiderstehlich. Hoffnungsvoll.
Menschlich.
Ihr Anblick riss eine Kluft in Dylans Brust auf, die so tief und schmerzhaft war wie dieser Missklang in seinem Kopf.
    »Weil wir hier nicht mehr lange genug sein werden.« Er sah sie unverwandt an, und sein Mund wurde zu einer dünnen, grimmigen Linie. »Ich bringe dich nach Sanctuary.«

[home]
    13
    R egina betrachtete die grüblerischen Augen und den verkniffenen Mund des Mannes, in den sie sich gerade verliebte, und fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen. An die Entscheidung, die seine Mutter gefällt hatte, als er dreizehn war, wollte sie gar nicht denken.
    »Weglaufen ist keine Lösung«, sagte sie.
    »Ich laufe nicht weg.« Seine Stimme war ausdruckslos. Seine Augen wirkten wild. »Ich bringe dich an einen Ort, an dem du in Sicherheit bist.«
    »Nach Sanctuary«, wiederholte sie.
    Er nickte, als ob er sich nicht zutraute, es auszusprechen, oder ihr nicht, es zu verstehen. Reginas Magen regte sich warnend. Er würde ihr nichts geben, um das sie nicht bat. Weder Information noch etwas anderes. Selbst letzte Nacht hatte sie praktisch darum betteln müssen, dass er mit ihr schlief.
    Okay, das musste sich ändern. Vielleicht liebte er sie nicht, aber er wollte sie. Und außerdem hatte sie noch so etwas wie Stolz.
    Aber im Moment gab es wichtigere Dinge, die ihr Sorgen bereiteten, als ihr Stolz.
    Sie biss die Zähne zusammen. »Und wo ist das?«
    »Das ist eine Insel jenseits der Hebriden. Vor der Küste von Schottland«, erklärte er. »Dort seid ihr in Sicherheit. Du und das Kind.«
    »Er heißt Nick.«
    Fasziniert beobachtete sie, wie sich Röte über seine harten Wangenknochen ergoss. »Ich meinte das Kind, das du erwartest.«
    Richtig. Das potenzielle Super-Selkie-Baby. Regina verdrängte einen plötzlich auftretenden stechenden Schmerz. Sie konnte nicht zulassen, dass ihre sich entwickelnden Gefühle für Dylan sie für seine wahren Prioritäten blind machten.
    »Ich kann nicht hier weg«, protestierte sie. »Ich habe …« Ein Strudel aus Bildern und Bedenken bedrängte sie: Nick, ihre Mutter, das Restaurant. »Ein Leben.«
    »Und ich hätte gern, dass du es behältst.«
    Angst zerrte an ihren Nerven, verkürzte ihren Atem. Sie schüttelte sie ab. »Ich habe Verpflichtungen.«
    »Deine erste Verpflichtung hast du gegenüber dem Kind.«
    Ihr Herz schlug schneller. »Ich habe zwei Kinder«, erinnerte sie ihn.
    »Du müsstest Nick nicht zurücklassen.«
    Wenigstens benutzte er diesmal den Namen ihres Sohnes.
    »Verdammt richtig«, erwiderte sie.
    »Er kann mit dir kommen«, fuhr Dylan fort.
    Mit dir.
Nicht:
Mit uns.
    »Nach Schottland«, ergänzte Regina.
    »Nach Sanctuary.«
    »Nein. Auf keinen Fall. Ich kann ihn doch nicht so einfach entwurzeln. Sein Zuhause ist hier, seine Freunde sind hier, seine Schule … Alles, was er kennt.«
    »Er ist noch klein. Er wird sich schon damit arrangieren.«
    »Wie du damals?«
    Er zögerte. »Ja.«
    Das kaufte sie ihm nicht ab. »Du warst dreizehn. Und ein Selkie, was du ja so gern betonst. Gibt es auf diesem Sanctuary noch andere Menschen? Andere Kinder?«
    Dylan hob unbehaglich die Schultern und starrte auf die schiefen Grabsteine und das sich im Wind wiegende Gras. »Nicht viele.«
    Aha. »Gibt es überhaupt welche?«, forschte sie.
    Seine Augen waren

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