Feurige Begegnung auf Mallorca
das Tómas zugleich fremd und vertraut, angenehm und furchteinflößend erschien.
Doch das half ihm alles nicht, die eine Frage zu beantworten, die jetzt wirklich wichtig war: Wie sollte es nun weitergehen? Und als die Lichter des Hafens von Palma vor ihm auftauchten, war er der Lösung noch immer keinen Schritt näher gekommen.
8. KAPITEL
„Natürlich bin ich noch daran interessiert, Eurostores Limited zu übernehmen!“ Tómas warf dem Telefon, das auf Lautsprecher geschaltet war, einen finsteren Blick zu. „Was soll die Frage, Ramón? Du weißt genau, dass ich auf dieses Ziel nun schon seit Jahren hinarbeite.“
„Ich dachte nur, dass sich an deiner Einstellung etwas geändert hat“, erwiderte sein Stellvertreter ungerührt. „Könnte es vielleicht sein, dass sich deine Interessen vielleicht ein wenig verlagert haben?“
„Unsinn!“, erwiderte Tómas sofort. „Es hat sich rein gar nichts an meinen Interessen geändert.“ Er seufzte innerlich und musste sich die unbequeme Frage stellen, ob das wirklich den Tatsachen entsprach. Doch die Antwort war nicht leicht, denn die Wahrheit lautete, dass er seit letzter Nacht einfach nicht mehr genau wusste, was er wollte und was nicht. „Jetzt sag schon“, forderte er Ramón auf. „Was sind das für Neuigkeiten, von denen du sprachst?“
„Clifford hat sich gemeldet. Er ist endlich bereit, zu verhandeln. Aber der Preis, zu dem er sein Aktienpaket von Eurostores anbieten will, ist absolut indiskutabel. Ich denke, unter diesen Umständen sollten wir keinesfalls …“
„Aber ohne seine Anteile können wir eine feindliche Übernahme von Eurostores vergessen!“
„Und genau das weiß der alte Fuchs genau“, erwiderte Ramón. „Er ist sich seiner Position nur zu bewusst.“
Tómas atmete tief durch. „Gerade deshalb dürfen wir ihm jetzt nicht noch mehr das Gefühl geben, am längeren Hebel zu sitzen. Gehe ein wenig auf Distanz zu ihm. Er soll denken, dass unser Interesse abflaut. Das sollte genügen, dass er seine Forderungen wieder hinunterschraubt. Aber was auch immer geschieht – wir brauchen seine Aktien!“
Er beendete das Gespräch und horchte tief in sich hinein. Eigentlich hatte er allein Grund, zufrieden mit sich zu sein. Wenn es ihm gelang, mit John Clifford ins Geschäft zu kommen, war seine Rache an Richard Fitzgerald so gut wie perfekt. Zudem hatte er noch ein weiteres Ass gegen ihn in der Hand. Er würde den alten Mann genau dort treffen, wo er am verletzlichsten war: seiner Firma.
Tómas wusste natürlich, dass Fitzgerald längst plante, sich in absehbarer Zeit in den Ruhestand zurückzuziehen. Und genau deshalb war der Zeitpunkt einfach ideal, denn wenn es jetzt zu einer feindlichen Übernahme käme, müsste Jennas Vater mit ansehen, wie ihm sein Lebenswerk aus den Händen gerissen wurde.
Jenna.
Sobald er an sie dachte, kamen wieder die Zweifel auf, die ihn seit ihrem ersten Zusammentreffen regelmäßig überfielen. Doch nachdem sie gestern miteinander geschlafen hatten, konnte er kaum noch an etwas anderes denken. Die ganze Nacht lang hatte er kaum ein Auge zubekommen und nur darüber nachgrübeln können, ob es wirklich richtig war, was er plante. Und er wusste, dass er nur imstande sein würde, auf diese Frage eine Antwort zu finden, wenn er sich zuvor über seine Gefühle zu Jenna klar wurde.
Doch genau da lag das Problem: Er konnte schlicht nicht sagen, was er für sie empfand. Er hatte es genossen, mit ihr zu schlafen, sogar mehr als das. Er mochte sie, fühlte sich wohl, wenn sie sich in seiner Nähe aufhielt, und schaffte es zudem kaum einmal, den Blick von ihr zu lassen.
Aber war es Liebe?
Nein! Entschieden schüttelte er den Kopf. Er hatte sich nicht in Jenna verliebt, und selbst wenn doch, so würde es dennoch keine gemeinsame Zukunft für sie geben.
Er machte sich da nichts vor: Nach der Sache mit Fernanda hatte er sich geschworen, niemals mehr einer Frau einen Platz in seinem Leben einzuräumen.
Und somit niemals mehr eine Frau ins Unglück zu stürzen.
Gequält stöhnte er auf, als die Geister der Vergangenheit mit aller Kraft auf ihn einstürzten. Er sah Bilder von Fernanda vor sich, kurz nach dem Unfall, blutüberströmt. Später, wie sie regungslos in ihrem Krankenzimmer lag, die Haut ganz blass und durchscheinend, die Lider geschlossen …
Schmerzerfüllt schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren die Bilder verschwunden, und er atmete auf, wusste jedoch, dass sie immer wiederkehren
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