Feurige Begegnung auf Mallorca
zurückkehren“, sagte er, stand auf und zog sich an. Er erwähnte das, was zwischen ihnen vorgefallen war, mit keinem Wort. Bereute er es bereits und wollte deshalb nicht darüber sprechen? Oder spürte er, dass sie von Zweifeln geplagt wurde, und gab ihr deshalb noch ein wenig Zeit?
Wie auch immer der Grund lauten mochte, sie war froh darüber. Zuerst musste sie sich über ein paar Dinge klar werden, ehe sie entscheiden konnte, wie es weitergehen sollte.
Unter anderem auch über ihre Gefühle für Tómas. Bestand jetzt überhaupt noch eine Möglichkeit, die Aufgabe, die ihr Vater ihr aufgetragen hatte, zu erfüllen? Und wollte sie es überhaupt noch?
Während sie ihre Kleidungsstücke vom Boden einsammelte und sich dann schweigend unter Deck zurückzog, ging ihr diese eine Frage nicht mehr aus dem Kopf. Aber dann dachte sie an Eric und daran, wie er sich über ihr Versagen freuen würde.
Nein, sagte sie zu sich selbst, so weit wird es nicht kommen. Sie musste es einfach schaffen, denn wenn es ihr nicht gelang, würde ihr Vater niemals begreifen, dass sie das Zeug dazu hatte, seine Nachfolgerin zu werden. Und sie konnte es ihm nicht einmal verübeln, denn in Momenten wie diesen fiel es ihr selbst schwer, daran zu glauben.
Verdammt, wozu hatte er sich nur hinreißen lassen? Ratlos zuckte Tómas mit den Schultern, als sie sich auf den Weg zurück zum Hafen befanden. Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, waren sie noch lange engumschlungen nebeneinander liegen geblieben. Jetzt stand er am Steuer der Jacht, während Jenna unter Deck gegangen war, um sich frisch zu machen.
Es war dunkel geworden. Am Himmel funkelten unzählige Sterne, und das Licht des fast vollen Mondes tauchte die Wasseroberfläche in silbrigen Glanz.
Tómas atmete tief ein. Seine Absichten waren doch ganz klar gewesen: Er hatte vorgehabt, Jenna ein wenig den Kopf zu verdrehen, um ihr hinterher eine schmerzvolle Erfahrung zu bereiten. Ja, er wollte sie leiden sehen, so wie er damals gelitten hatte.
Doch dann war alles anderes gekommen. Als er vorhin gemerkt hatte, wie schwer sie von einem anderen Mann enttäuscht worden sein musste, war nichts als Mitgefühl und Wut in ihm gewesen. Mitgefühl für Jenna, weil sie offenkundig noch immer so litt, und Wut für den Mann, der ihr das angetan hatte.
Aber hatte er deshalb mit ihr geschlafen? Aus Mitleid? Oder einfach aus Begehren? Oder – und dieser Gedanke erschreckte ihn am meisten – war da noch viel mehr, das er für sie empfand?
Hatte er sich etwa in sie verliebt?
Scharf atmete Tómas ein. Nein, das konnte nicht sein, das durfte ganz einfach nicht sein! Er hatte sich geschworen, nie wieder einer Frau seine Liebe zu schenken, denn das brachte nur Unglück.
Und Unglück wünschte er Jenna am Allerwenigsten, das musste er sich inzwischen eingestehen.
Er wusste nicht, was genau er für sie empfand, aber eines war klar: Eine gemeinsame Zukunft mit ihr war ausgeschlossen. An seinem ursprünglichen Plan konnte er unter den gegebenen Umständen allerdings ebenso wenig weiter festhalten. Alles, was er wollte, wenn er ihr gegenüberstand, war, sie in die Arme zu ziehen und für alle Ewigkeit festzuhalten. Doch er wusste, dass diese Möglichkeit nur in seinen kühnsten Wunschträumen bestand.
Jennas Vater war der Mensch, den er auf der Welt am meisten verabscheute. Die Gefühle, die er für sie empfand, waren nichts weiter als ein überraschender Sommersturm, der über einen hinwegfegte und eine Menge Chaos anrichtete, an den aber niemand mehr dachte, sobald er sich verzogen hatte.
Es musste einfach so sein, denn etwas anderes kam für ihn ohnehin nicht infrage. Alles andere würde niemals gut gehen. Das wusste er spätestens seit der Sache mit Fernanda. Er war nicht gut für Jenna, und sie umgekehrt auch nicht für ihn. Er hasste alles, für das sie stand. Vielleicht stimmte es tatsächlich, und ihre Kindheit und Jugend war nicht so leicht gewesen, wie er immer geglaubt hatte. Doch was war das schon im Vergleich dazu, wie er aufgewachsen war? Immerhin hatte sie einen Vater gehabt – im Gegensatz zu ihm!
Seufzend fuhr Tómas sich durchs Haar. Das brachte doch alles nichts. Er sollte sich lieber Gedanken über die weitere Zukunft machen. Jenna lebte in seinem Haus, und er wusste, dass er es niemals über sich bringen würde, sie fortzuschicken.
Der Durst, sich an ihr für die Taten ihres Vaters zu rächen, hatte sich in Luft aufgelöst, und etwas anderes war an seine Stelle getreten. Etwas,
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