Feurige Begegnung auf Mallorca
würden.
Und erneut wurde ihm klar, dass aus Jenna und ihm niemals etwas werden konnte. Nicht nur, weil sie die Tochter seines ärgsten Feindes war, sondern vor allem, weil sie ihm inzwischen viel zu viel bedeutete, um sie unglücklich sehen zu wollen.
Doch unglücklich machen würde er sie zwangsläufig, wenn er seinen Plan, ihren Vater zu ruinieren, weiterhin konsequent umsetzte. Aber wollte er das wirklich noch?
Tómas atmete tief durch. Solange er zurückzudenken vermochte, verfolgte er nun schon sein großes Ziel, sich an dem Mann, der seinen Vater auf dem Gewissen hatte, zu rächen. Doch jetzt, wo er kurz davor stand, alles zu erreichen, auf das er die ganze Zeit hingearbeitet hatte, bekam er plötzlich Zweifel.
Und das lag allein an Jenna. Seit langen Jahren war sein Leben nur von Gefühlen wie Hass und Schuld erfüllt gewesen, dass er gar nichts anderes mehr kannte. Doch mit Jenna hatte etwas anderes, etwas Neues Einzug gehalten, und er wusste einfach nicht, wie er damit umgehen sollte.
Innere Unruhe erfüllte ihn. Er stand auf und machte sich auf den Weg zu seinem Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Was er jetzt vor allem brauchte, war ein kühler Kopf. Und beim Laufen gelang es ihm am Besten, abzuschalten und einfach an gar nichts zu denken. Vielleicht fand er dabei auch die Antwort auf die Frage, wie er nun mit Jenna umgehen sollte.
Für gewöhnlich drehte er seine Runden entweder früh am Morgen oder spät am Abend, wenn die Sonne nicht mehr ganz so unbarmherzig vom Himmel brannte. So manch einer würde ihn für verrückt erklären, in der brütenden Mittagshitze Joggen zu gehen, doch Tómas wusste, dass es sich genau umgekehrt verhielt: Wenn er jetzt nichts unternahm, um Körper und Geist gleichermaßen zu beschäftigen, würde er ganz sicher den Verstand verlieren.
Es dämmerte bereits, als Jenna hinaus in den Garten der Villa trat. Die Schatten zwischen den Bäumen wurden länger, und die sinkende Sonne ließ den Himmel in einem satten Orangerot erglühen.
Sie hatte Tómas den ganzen Tag nicht gesehen, vermutlich war er geschäftlich unterwegs. Ihre Zeit verbrachte sie damit, ein wenig die nähere Umgebung zu erkunden, aber mit ihren Gedanken war sie dabei immer nur bei ihren Problemen gewesen. Nun schlenderte sie ziellos über den gewundenen Weg, entlang prächtig blühender Bougainvillea- und Hibiskussträucher. In dem kleinen Teich, der im hinteren Bereich des Gartens lag, schwammen Goldfische zwischen Seerosenblättern. An seinem Ufer stand eine Bank, auf die sie sich nun setzte.
Gedankenverloren schaute sie auf das Wasser. Sie dachte an Tómas. Natürlich, an wen auch sonst? Er schien in letzter Zeit ihre Gedanken zu beherrschen. So sehr sie sich auch bemühte, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, es gelang ihr nur höchst selten.
Und mittlerweile fragte sie sich auch immer öfter, ob es überhaupt noch eine Möglichkeit gab, den Mittelweg zwischen den Wünschen ihres Vaters und ihren eigenen zu finden.
Es überraschte sie selbst fast ein wenig, dass sie inzwischen tatsächlich eigene Interessen mit ihrem Aufenthalt auf Mallorca verfolgte. Die Sache mit Kevin schien sie nicht immun gemacht zu haben für die Art von Gefühlen, die sie für Tómas entwickelt hatte. Man konnte sich noch so sehr dagegen wehren, gegen die Liebe war niemand gewappnet.
Aber war sie wirklich in Tómas verliebt?
Wenn sie ehrlich zu sich selbst sein wollte, konnte es auf diese Frage nur eine einzige Antwort geben: Ja, sie war in ihn verliebt, und das wahrscheinlich schon vom ersten Augenblick an. Sie hatte sich gleich zu ihm hingezogen gefühlt. Natürlich wusste sie, dass körperliche Anziehungskraft und Liebe nicht unbedingt immer dasselbe sein mussten. Doch das, was sie für Tómas empfand, ging über ein rein sexuelles Interesse weit hinaus.
Sie fühlte sich wohl in seiner Nähe. Er vermittelte ihr das Gefühl, schön und begehrenswert zu sein. Wenn sie bei ihm war, gab es nichts, vor dem sie sich fürchten musste. Er beschützte sie. Seltsam, dass ausgerechnet sie das als angenehm empfand, wo sie doch sonst immer so viel Wert darauf legte, auf eigenen Beinen zu stehen und für sich selbst zu sorgen. Doch bei Tómas konnte sie sich fallen lassen, so sein, wie sie wirklich war. Ihm brauchte sie nicht die starke Frau vorzuspielen, die sich in einer Welt, die viel zu oft noch immer von Männern dominiert wurde, durchsetzte.
Der Unterschied zwischen ihm und Kevin konnte kaum größer sein. Bei
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