Feurige Begegnung auf Mallorca
über seine Pläne, aber auch über ihren Vater. Und darüber, was für ein Mensch Richard Fitzgerald war und was er seiner Familie angetan hatte. Nicht, weil er ihr damit wehtun, sie verletzen wollte, sondern weil er sie mochte und weil sie das Recht hatte, Bescheid zu wissen.
„Was ist denn los?“, fragte er besorgt. „Stimmt etwas nicht mit meiner Mutter?“
„Der Señora geht es gut“, erwiderte Dolores zu seiner Erleichterung. „Sie macht sich nur Sorgen.“
„Sorgen? Weshalb?“
„Es ist wegen Señorita Fitzgerald. Wir sind alle besorgt um sie.“
Tómas runzelte die Stirn. „Jenna? Was ist mit ihr?“
„Sie packt, Señor. Sie will abreisen, sagt aber niemandem, warum. Wir haben schon versucht, mit ihr zu sprechen, doch …“
Tómas ließ sie nicht mehr ausreden, sondern drängte sich hastig an ihr vorbei und eilte zu Jennas Zimmer. Die Tür stand offen, und so konnte er sofort sehen, dass seine Hausangestellte recht hatte: Jenna packte. Aber warum?
„Was soll das?“, fragte er irritiert. „Wo willst du hin?“
„Ich reise ab“, erklärte Jenna, ohne ihn anzusehen.
Er trat auf sie zu, griff nach ihrem Arm und zog sie an sich. Sie war ihm ganz nah, ihr Atem ging stoßweise, ihre Brust hob und senkte sich. Noch immer schaute sie ihn nicht an und lag steif in seinen Armen.
„Wieso willst du gehen?“, fragte er sanft. Seine Gedanken überschlugen sich. Was war nur plötzlich in sie gefahren? „Ist es wegen mir? Wenn ich dich verärgert habe, dann …“
„Verärgert?“ Sie lachte bitter auf und machte sich von ihm los. „Ich weiß, was du im Schilde führst, hörst du? Du versuchst, meinem Vater die Firma wegzunehmen. Ich habe die Unterlagen auf deinem Schreibtisch gesehen. Sie lassen keinen Spielraum für Zweifel.“
„Du hast in meinen Unterlagen herumgeschnüffelt?“ Tómas klang verärgert.
„Ich wollte es eigentlich nicht, aber jetzt bin ich froh, dass ich es getan habe. Was ich nicht verstehe, ist, warum du mich in dein schmutziges kleines Spielchen mit hineinziehen musstest. Warum hast du mich unbedingt hier bei dir haben wollen? Du wusstest doch von Anfang an, dass es zwischen uns niemals zu einer Einigung kommen würde.“ Sie musterte ihn forschend. „Liegt es daran, dass ich seine Tochter bin? Hast du dich deshalb an mich herangemacht? Um deinen Triumph noch besser auskosten zu können?“
Unwirsch winkte er ab. „Was du da gesehen hast, hat nichts mit dir und mir zu tun.“ Er fuhr sich seufzend durch das Haar. „Ich weiß, ich hätte gleich ehrlich zu dir sein sollen. Und am Anfang war es wohl tatsächlich so, wie du gesagt hast: Ich wollte die Tochter meines Erzfeindes, und damit auch ihn selbst demütigen. Aber es war nie geplant, dass echte Gefühle mit ins Spiel kommen. Ich dachte, du bist wie er: kalt und berechnend.“
„Erzfeind?“ Fassungslos sah Jenna ihn an. Aus ihrem Blick sprach pure Unverständnis. „Was meinst du damit? Du kennst ihn doch gar nicht. Warum redest du dann so über ihn?“
Tómas holte tief Luft. „Weil dein Vater ein Mörder ist.“
9. KAPITEL
„Was sagst du da?“ Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Tragweite seiner Worte zu Jenna durchdrang. Jetzt starrte sie ihn fassungslos an. „Wie kannst du so etwas Schreckliches behaupten? Du hast meinen Vater doch nie kennengelernt!“
„Es ist nicht notwendig, einem Menschen persönlich zu begegnen, um zu wissen, was für einen Charakter er besitzt“, erwiderte Tómas. „Und mir sind ein paar Details aus dem Leben deines Vaters bekannt, von denen du ganz sicher nichts ahnst.“
Jenna schüttelte den Kopf. „Du lügst! Mein Vater mag ein harter Mann sein, aber er ist gewiss kein Krimineller – und schon gar kein Mörder!“
„Ach nein?“ Tómas lachte bitter auf. „Nun, er mag tatsächlich nicht selbst Hand angelegt haben, aber mit seinem skrupellosen Geschäftsgebaren hat er die Existenzen ganzer Familien zerstört und Menschen damit in die Verzweiflung getrieben.“ Seine Miene verfinsterte sich noch weiter. „Und einige sogar in den Tod. Wie meinen eigenen Vater.“
„Ich verstehe nicht!“ Fragend zog Jenna die Brauen zusammen. Sie konnte nicht begreifen, was Tómas da sagte. Wie konnte etwas, das ihr Vater getan haben sollte, mit dem Tod eines anderen Menschen zu tun haben? „Was willst du damit sagen?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich wollte es dir ohnehin erzählen, denn ich finde, du hast ein Recht darauf, zu erfahren, was für ein Mensch Richard
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