Feurige Begegnung auf Mallorca
mein Sohn.“
„ Madre , ich …“
„Setz dich!“, sagte sie energisch, und der Klang ihrer Stimme machte deutlich, dass sie keinen Widerspruch duldete. Doch gleich nachdem Tómas auf einer kleinen Bank ihr gegenüber Platz genommen hatte, wich sämtliche Kraft aus ihrem Körper, und sie wirkte schwach und verletzlich, wie es in den vergangenen Jahren nur selten der Fall gewesen war.
„Ich liebte deinen Vater sehr“, begann sie schließlich. „Doch Luis war nicht wie du, er war kein sehr starker Mann. Dass er den Laden schließen musste, brach ihm das Herz, und er verlor all seinem Lebensmut.“
„Fitzgerald!“ Tómas’ Miene verfinsterte sich. „Es ist seine Schuld, dass Vater verzweifelte. Hätte er nicht …“
Mit einer harschen Geste brachte seine Mutter ihn zum Schweigen. „Willst du nun hören, was ich dir zu sagen habe?“ Als er nickte, fuhr sie fort: „Es war nicht Fitzgeralds Supermarkt, der uns in den Ruin trieb. Sicherlich hat auch das uns Probleme bereitet, aber Probleme dieser Art wären lösbar gewesen. Nicht alle kleinen Läden mussten schließen, und selbst wenn es so nicht mehr weitergegangen wäre, hätten wir etwas anderes finden können.“
Tómas runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht.“
„Dass wir kein Geld mehr hatten, war nicht die Schuld von Richard Fitzgerald.“ Sie atmete tief durch. „Dein Vater hat sich von einem falschen Freund zu einem riskanten Spekulationsgeschäft verleiten lassen. Ich weiß bis heute nicht, um was genau es sich gehandelt hat, aber die Sache ging anders aus als geplant, und wir verloren mit einem Schlag unsere gesamten Ersparnisse.“
„Was sagst du da?“ Ungläubig starrte Tómas seine Mutter an. „Aber das hieße ja …“
„Ganz recht, mein Sohn: Dein Vater hat uns ruiniert, lange bevor Richard Fitzgerald seinen Supermarkt eröffnete. Im Grunde waren wohl all seine Rettungsversuche von Anfang an zum Scheitern verurteilt – er wollte es nur nicht einsehen. Es fiel ihm schwer, mit der Schuld zu leben, die auf ihm lastete. Ich flehte ihn an, den Laden zu verkaufen und gemeinsam irgendwo ein neues Leben anzufangen, doch er hörte nicht auf mich. Er war wie besessen von dem Gedanken, das Geschäft zu retten.“
Tómas schüttelte den Kopf. Nein, das passte alles nicht zusammen. Er erinnerte sich noch genau daran, wie sein Vater Richard Fitzgerald und dessen Supermarkt verflucht hatte. Er hatte sich das alles doch nicht bloß eingebildet!
„O ja, Luis hat über Fitzgerald geschimpft“, erwiderte seine Mutter, nachdem er seinen Einwand laut ausgesprochen hatte. „Und es stimmt auch, dass wir viele unserer Kunden an den Supermarkt verloren haben – und ebenso erging es anderen Ladeninhabern. Doch eigentlich wurde hierdurch lediglich beschleunigt, was früher oder später ohnehin geschehen wäre. Für deinen Vater war es nur leichter, jemand anderem die Verantwortung für das eigene Versagen geben zu können. Und du …“ Sie schluckte. „Ich weiß, ich hätte dir das alles schon viel früher erzählen sollen, aber ich wollte ganz einfach nicht, dass du ein schlechtes Bild von deinem Vater hast. Er war ein guter Mensch, aber leider auch schwach und beeinflussbar.“
„Dann war es also nicht Richard Fitzgeralds Schuld?“, fragte Tómas, und seine Stimme klang heiser und belegt. „Er hat Vater nicht in den Tod getrieben?“
Mit einem traurigen Lächeln schüttelte seine Mutter den Kopf. „Nein, das hat er nicht.“
Tómas konnte es kaum glauben. All die Jahre voller Hass und Zorn – umsonst. So lange arbeitete er nun schon darauf hin, den Mann zu vernichten, von dem er glaubte, seinen Vater in solche Verzweiflung gestürzt zu haben. Und nun, wo er kurz davor stand, sein großes Ziel zu erreichen, musste er erkennen, dass er einer Lüge hinterhergelaufen war.
Mit einem leisen Stöhnen fuhr er sich über die Stirn. „O Madre !“
Sanft legte sie ihm eine Hand aufs Knie. „Es tut mir leid, mein Sohn. Mir war nicht klar, welchen Schaden ich mit meinem Schweigen anrichten würde. Zwar wusste ich all die Jahre über natürlich, wie du von Fitzgerald denkst, aber ich habe immer gehofft, dass es dabei bleibt und du dich nicht in etwas verrennst. Also sag mir jetzt: Was planst du? Was hast du vor, um diesem Mann zu schaden?“
Er schüttelte den Kopf. „Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Aber sag du mir: Warum hast du deine Meinung geändert und mir jetzt doch die Wahrheit gesagt?“
„Jenna“, erklärte sie schlicht. „Du
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