Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
ließ vermuten, dass sie sich im Augenblick überall anders lieber befunden hätten.
»Ich bekam eine Mitfluggelegenheit, Madam.«
»Iiek!«, quiekte Tizzy, als er von einer weiteren Gruppe Claviger beiseitegeschubst wurde, die einen zweiten gefangenen Wolf ins Haus schleppten. Hemming, dachte Alexia. Das musste er sein. Nur Hemming winselte so. Sie bugsierten ihn durch das Foyer und auf die Kerkertreppe zu.
Die vorherige Gruppe kam gerade wieder die Stufen hoch und schob sich an ihnen vorbei.
»Noch einmal hinaus!«, befahl ihre Alpha. »Und konzentrieren Sie sich auf Biffy. Die anderen können die Sonne aushalten.«
»Ich dachte, Werwölfe können Sonnenlicht ertragen?«, fragte Boots.
Alexia gab ein langes und tiefes Stöhnen von sich, bevor sie antwortete: »Ja, aber nicht, wenn sie erst noch lernen müssen, die Verwandlung zu kontrollieren.«
»Was geschieht mit ihm, wenn er es nicht rechtzeitig hereinschafft?«
In diesem Moment kehrte Rumpet zurück. »Ah, Mr Floote«, begrüßte er seinen Butler-Kollegen mit einer leichten Verbeugung.
»Mr Rumpet«, sagte Floote. Und dann, seine Aufmerksamkeit wieder auf Lady Maccon richtend: »Madam, jetzt konzentrieren Sie sich und versuchen, tief einzuatmen. Atmen Sie den Schmerz weg.«
Wütend funkelte Alexia ihren Butler an. »Sie haben leicht reden! Haben Sie schon mal ein Kind bekommen?«
»Ganz gewiss nicht, Madam.«
»Rumpet, haben sich alle Vampire unten häuslich eingerichtet?«
»Größtenteils, Mylady.«
»Was meinen Sie damit, größtenteils?«
Gleich darauf geriet die Unterhaltung ein wenig ins Stocken, weil Lady Maccon einen weiteren Laut ausstieß, der sich wie eine Mischung aus Schrei und Wutgeheul anhörte. Alle warteten höflich ab, während sie sich zusammenkrümmte.
»Nun, ein paar der Vampire haben sich verteilt«, antwortete Rumpet dann. »Deshalb mussten wir ein paar der unseren zu ihnen in die Zellen sperren.«
»Was ist nur aus dieser Welt geworden? Vampire und Werwölfe, die zusammen schlafen«, sagte Alexia mit beißendem Sarkasmus.
Einer der Claviger, ein fröhlicher sommersprossiger Bengel, der bereits bei mehr als einer Gelegenheit schottische Balladen vor der Königin höchstpersönlich vorgetragen hatte, meinte: »Es ist wirklich ziemlich süß, sie haben sich richtig aneinandergekuschelt.«
»Gekuschelt?«, wiederholte Alexia schockiert. »Ich dachte, so ein Wolf reißt einen Vampir sofort in Stücke!«
»Jetzt nicht mehr, Mylady. Sehen Sie!«
Alexia sah hinaus. Die Sonne war aufgegangen und schickte gerade ihre ersten Strahlen über den Horizont. Es würde ein herrlicher Sommertag werden.
Lady Maccon geriet in Panik. »Biffy! Biffy ist noch nicht im Haus! Schnell!« Wild gestikulierte sie den Clavigern. »Helft mir hoch! Bringt mich hinaus! Bringt mich zu ihm! Er könnte sterben!« Alexia fing an zu weinen, sowohl vor Schmerz als auch bei dem Gedanken an den armen, jungen Biffy, der dort draußen lag und bei lebendigem Leib verbrannte.
»Aber Mylady, Sie sind kurz davor … äh, nun ja, niederzukommen!«, protestierte Rumpet.
»Oh, das ist nicht wichtig. Das kann warten!« Alexia drehte sich um. »Floote, so tun Sie doch etwas!«
Floote nickte und befahl einem der Claviger: »Sie, tun Sie, was Sie sagt. Boots, Sie nehmen die andere Seite.« Er blickte auf seine Herrin hinunter. »Madam, was immer Sie auch tun, nicht pressen!«
»Bringen Sie Decken!«, brüllte Lady Maccon die restlichen Claviger und Rumpet an. »Reißt die Vorhänge runter, wenn es sein muss. Die meisten der Rudelmitglieder sind nackt dort draußen! Oh, das ist alles so beschämend!«
Boots und der sommersprossige Claviger bildeten eine Art Trage, indem sie ihre Arme ineinander verschränkten und Lady Maccon hochhievten. Sie schlang einen Arm um jeden von ihnen, dann machten sich die beiden jungen Männer halb rennend, halb stolpernd auf den Weg, zur Tür hinaus und den scheinbar endlosen Hügel hinunter auf das Schlachtfeld zu.
Der Oktomat lag am Boden, die meisten seiner Tentakel waren abgerissen worden. Als sie näher kamen, sah Alexia die nackten Körper der Rudelmitglieder rundum verstreut liegen – blutend, zerschunden und verbrannt – und zwischen ihnen einiges von dem Innenleben des Maschinenmonsters: Bolzen, Zugseile und Maschinenteile. Hier und dort humpelten Claviger und Mitglieder von BUR herum oder hockten am Boden und umklammerten verletzte Gliedmaße, aber zum Glück schien niemand von ihnen ernsthaft verletzt. Die Werwölfe
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