Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Erinnerung an seine Mutter hatte, war er überzeugt, dass der Earl of Eglinton kein so unbeugsamer, aufbrausender und schwieriger Kerl geworden wäre, wenn sie länger gelebt hätte.
Er griff nach dem von seinem Vater und Newcastle unterschriebenen Verlobungskontrakt. Es war ein gültiges Dokument und in Greysteels Augen bindend. Beim Gedanken an Velvet legte sich ein zärtliches Lächeln um seinen Mund. Sie verkörperte alles, was er in einer Frau wollte, und er war entschlossen, sie zu heiraten, da er wusste, dass sein Leben ohne sie unvollkommen wäre. Gott verhüte, dass ich werde wie mein Vater!
Nun griff er nach dem Testament und fing zu lesen an. Es bestätigte, was er bereits wusste, dass nämlich er nach dem Ableben seines Vaters automatisch das Earltum erben würde. Daneben vermachte ihm sein Vater sämtliche Besitzungen der Montgomerys. Er ging die Liste der Familiengüter durch und runzelte die Stirn, als er zum Schluss auf einen Zusatz stieß.
»Bolsover Castle!«, rief Greysteel laut aus. »Das muss ein Irrtum sein. Bolsover ist Eigentum von William Cavendish, Earl of Newcastle.« Dann fiel ihm ein, dass sämtliche Besitzungen von Velvets Vater unter Oliver Cromwell konfisziert worden waren. »Aber Old Noll hat doch gewiss nicht eines von Newcastles Güter an Vater abgetreten.« Greysteel suchte unter den Dokumenten, bis er schließlich die Bolsover Castle betreffende Urkunde fand.
Er las jedes Wort des Dokumentes und sah, dass Bolsover konfisziert und dann Charles Fleetwood, einem Parlamentsgeneral, übereignet worden war. Vor drei Jahren hatte Fleetwood Bolsover Castle an Alexander Montgomery um fünftausend Pfund verkauft.
»Grundgütiger Himmel, Vater hatte es auf jeden Morgen Cavendish-Land abgesehen und bekam schließlich Bolsover, eines ihrer wertvollsten Güter, in die Finger!«
Insgeheim stieß Greysteel einen Fluch aus. Das wird Charles in eine verdammt peinliche Lage bringen. Newcastle wird erwarten, dass er Bolsover Castle zurückbekommt – eine einfache Sache, wenn es einem Roundhead und Gegner gehören würde, aber selbst der König wird den beurkundeten Besitz einem royalistischen Parteigänger und Freund nicht wegnehmen können. Er stöhnte auf. Velvet würde ihn für das, was sein Vater getan hatte, hassen.
Er blies die Lampe aus und versuchte zu schlafen, sein nimmermüder Verstand aber lief im Kreis, und die Gedanken jagten sich stundenlang in seinem Kopf. Schließlich schlief er kurz vor Morgengrauen erschöpft ein und fing zu träumen an.
Velvet hielt ihm das Dokument mit einem Blick tiefer Verachtung entgegen. »Du habgieriger Lump, du bist auf alles aus, was den Namen Cavendish trägt!«
» Das Einzige, was ich möchte, bist du!«
» Lügner!« Sie stützte die Hände in die Hüften und schob ihr Kinn vor. »Du konntest es nicht erwarten, Roehampton zu bekommen. Du musstest es haben, weil es Christian Cavendish gehört.«
» Ich kaufte es, weil du dich in den Besitz verliebt hattest. Ich wollte, dass wir dort nach der Hochzeit leben!«
» Wir werden nie heiraten, Montgomery.«
» Doch, das werden wir, Velvet. Zweifle keinen einzigen Moment daran.«
» Herrschsüchtiger Teufel! Nie wieder werde ich mich deinem Willen beugen.«
» Es gibt einen sicheren Weg, dass du mich anflehst, meine Frau zu werden.«
» Indem du mir Bolsover Castle bietest?«, höhnte sie.
» Indem ich dich schwängere!« Er griff nach ihr und zog sie mit aller Kraft in seine Arme.
Angst ließ ihre veilchenblauen Augen groß werden. »Du würdest mich vergewaltigen, Greysteel?«
» Ja! Du weist mich ab und treibst mich dazu, Gewalt anzuwenden.«
Sein Kuss verheerte ihren Mund, er erzwang ihre Hingabe.
Er erwachte in Schweiß gebadet, ihren weiblichen Geruch in der Nase, das Gefühl ihrer warmen Haut an seinem Körper. Er schlug die durcheinander geratenen Decken zurück und verließ das Bett mit einem Fluch.
Er tappte zum Fenster und schob die Läden auf. Der Morgenhimmel war in Gold und Violett gestreift. Sogar der Himmel gemahnt mich an sie. Nie würde ich ihr wehtun – sie ist meine Engelsgeliebte.
Greysteel drehte sich um und sah die Dokumente und Urkunden auf dem Teppich verstreut. Er sammelte sie auf und tat sie wieder in die Lederschatulle. »Ich muss dies mit Vater bereden.«
Greysteel lief auf dem Korridor auf und ab, bis Stoke, der Kammerdiener seines Vaters, dem reizbaren Patienten sein Frühstück verabreicht und das Bett frisch überzogen hatte. Sodann betrat Montgomery das
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