Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
Vom Netzwerk:
Schlafgemach, zog die Besitzurkunde von Bolsover Castle hervor und präsentierte sie seinem Vater. »Was um alles auf der Welt dachtest du dir dabei, als du diesen wertvollen Besitz, der rechtmäßig Newcastle gehört, gekauft hast?«
    Der Earl schnitt eine Grimasse. Eindeutig kein Lächeln, sondern ein Naserümpfen. »Montgomery … steht … höher.«
    Greysteel dachte daran, wie erfreut sein Vater gewesen war, als er erfuhr, dass sein Sohn der Dowager Countess Roehampton abgekauft hatte. Dann dachte er an Velvets Worte in seinem Traum, und ihm wurde klar, dass es den Earl immer schon nach den Besitzungen der Cavendishs gelüstet hatte. »Das war der Grund, weshalb du mich mit Newcastles Tochter verlobt hast!«
    Sein Vater nickte energisch.
    »Ist dir nicht klar, dass dies nicht nur Velvet, sondern die ganze Familie Cavendish gegen mich einnehmen wird?«
    »Keine … Heirat!«, stieß der Earl hervor. Sein Gesicht färbte sich dunkelrot.
    Greysteel starrte seinen Vater an und versuchte, aus seinen Worten klug zu werden. Dann dämmerte es ihm. »Du willst nicht, dass ich eine Cavendish heirate, weil sie Anspruch auf Bolsover hätte.«
    »V-versprich!«, forderte sein Vater. Plötzlich sackte der Earl nach Atem ringend mit purpurrotem Gesicht nach vorne.
    »Stoke!«, rief Greysteel nach dem Diener. »Rasch … den Arzt!« Er umfasste die Schultern seines Vaters und ließ ihn sanft in die Kissen gleiten. Dann zog er einen Stuhl ans Bett und hielt Wache. Der Atem seines Vaters ging leichter, die dunkle Farbe wich aus seinem Antlitz, doch seine Augen blieben geschlossen. Er schien friedlich zu schlafen, als er plötzlich zu atmen aufhörte.
    Greysteel schnellte nach vorn und drückte rhythmisch auf seine Brust, um den Atem in ihn zurückzuzwingen, doch sein Vater war jenseits aller Hilfe. Als der Arzt eintraf, erklärte er den Earl für tot. Er schrieb Schlaganfall auf den Totenschein und drückte ihm sein Beileid aus.
    Allein mit der sterblichen Hülle seines Vaters, wurde Greysteel von Schuldgefühlen verzehrt. Ich habe ihn getötet! Seine innere Stimme höhnte: Er ist nicht der erste Mensch, den du getötet hast. Er wandte ein: Das war anders – das war im Kampf. Seine innere Stimme fragte: Warst du mit deinem Vater nicht im Kampf begriffen? Der Beweis starrte ihm ins Gesicht: Ein Kampf auf Leben und Tod. Montgomery straffte die Schultern und bekannte sich schuldig.
     
    Am Tag darauf stand Greysteel am Grab seines Vaters, während die Pächter der Montgomerys ihm die letzte Ehre erwiesen. Die Männer schüttelten ihm die Hand; die Frauen knicksten.
    Während er auf den Erdhügel hinunterstarrte, wurde Greysteel klar, dass er in tiefer Trauer war. Er betrauerte ein ganzes, von der gestörten Beziehung zu seinem Vater geprägtes Leben, in dem es zwischen ihnen immer nur kalte Distanz gegeben hatte. Er trauerte um die Liebe und das Angenommensein, um die er sich bemüht hatte, aber nie erreichen konnte. Und er betrauerte die Tatsache, dass zwischen ihnen nichts mehr zum Guten gewendet werden konnte, da ihre gemeinsame Zeit abgelaufen war. Eine Versöhnung konnte es nicht mehr geben. Der letzte Wunsch seine Vaters stand klar und deutlich zwischen ihnen. Hielt er ihn nicht in Ehren, wären sie auf ewig Feinde.
    Er trat auf die linke Seite und kniete am Grab seiner Mutter nieder. Mit den Fingerspitzen zeichnete er ihren in Granit gemeißelten Namen nach:
    Catherine Paisley Montgomery, Countess of Eglinton, Gemahlin des Alexander Greysteel Montgomery, Earl of Eglinton.
    »Nicht einmal geliebte Gemahlin steht hier«, murmelte er. Greysteel spürte, dass er auch den Verlust seiner Mutter betrauerte. Immer schon hatte er sie betrauert. Seine Finger berührten das Sterbedatum. Sie hatte seine Geburt nur wenige Monate überlebt. Vielleicht bin ich auch an ihrem Tod schuld.
    Montgomery sattelte Falcon und ritt meilenweit, trotz des bedrohlich aussehenden Himmels die Flanken des Penninischen Gebirges immer höher erklimmend. Ein tiefes Donnergrollen ertönte, dann setzte heftiger Regen ein. Tief in Gedanken verloren, war Greysteel gegen den Guss unempfindlich und trieb sein Pferd bis zum Gipfel. Erst dann gönnte er ihm Rast, während er reglos im Sattel saß.
    Der Wind blies stetig stärker und verwehte die dunklen Wolken. Das grüne Tal unter ihm, in dem es vor Mutterschafen und ihren neugeborenen Lämmern wimmelte, war von der Frühlingssonne gesprenkelt. Ein atemberaubender Blick, der einen Ton in seiner Seele anschlug. Er

Weitere Kostenlose Bücher