Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
die Lügen vielleicht glauben und den Kerl womöglich töten. Ihr Blick glitt durch den Saal, bis sie ihren Mann sah. Er sprach mit niemand anderem als dem Duke of Ormonde, und Velvet wusste, wenn sie sich jetzt zu den beiden gesellte, würde der rachsüchtige Schuft zum Gegenschlag ausholen.
In der nächsten Stunde tanzte Cavendish dreimal mit Mary Butler, und Velvets Sorge um das junge Mädchen wuchs. Sie ließ sich ein Glas Champagner geben und trank davon, um ihre Ängste und ihre Wut zu dämpfen. Als sie ihr Glas geleert hatte, war auch ihr Mut wiedergekehrt. Verdammt will ich sein, wenn ich zulasse, dass dieser verdammte Lord Cav sich mir entgegenstellt!
Langsam durchschritt Velvet den Saal, bis sie König Charles erreicht hatte, der in unmittelbarer Nähe der kunstvoll verzierten Türen stand. Sie versank in einem anmutigen Knicks. Charles verbeugte sich galant und führte ihre Finger an seine Lippen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und verriet ihm unter Zuhilfenahme ihres Fächers, der ihre Worte vor den Umstehenden abschirmte, im Flüsterton ihre Besorgnis um Mary Butler.
Er lächelte spöttisch, als er sich zu ihr beugte und ihr zuraunte: »Und woher wollt Ihr wissen, dass der junge Cavendish ein notorischer Frauenheld ist?«
»Er versuchte, mich zu vergewaltigen, Sire!«
Ohne dass sie es wusste, verfolgten zwei Augenpaare jeden ihrer Schritte. Das erste gehörte Will Cavendish, der sofort vermutete, dass er das Thema der verstohlenen Konversation mit dem König war. Er erstickte fast an seinem Rachedurst.
Das zweite Augenpaar gehörte Montgomery, der sofort vertrauliches Geschäker hinter dem hastigen Geflüster vermutete. Eifersucht erstickte ihn beinahe.
Charles nahm Velvets Hand und führte sie durch die Tür dorthin, wo sie ungestört waren. »Es ehrt mich, dass Ihr Euch mir anvertraut, Velvet. Sehr lobenswert, dass Euch das Wohl der jungen Dame so am Herzen liegt. Ich werde Ormonde einen diskreten Hinweis geben.«
»Danke, Sire. Ihr habt meine Befürchtungen ausgeräumt.«
»Ich war auf der Suche nach Barbara. Vermutlich ist sie im Spielzimmer.« Er verbeugte sich. »Ich empfehle mich, Mylady.«
Seine Galanterie entlockte ihr einen Seufzer. Sie kehrte in den Saal zurück.
Als sie Greysteel in ein Gespräch mit den Brüdern des Königs, James und Henry, vertieft sah, trat sie zu ihnen. Es ging um die Teiche, die auf Befehl des Königs im Park von St. James angelegt werden sollten.
»Die Weiher werden untereinander verbunden und bilden eine Kette«, erklärte James seinem jüngeren Bruder Gloucester.
»Wird das stehende Gewässer nicht faulig?«, fragte Henry.
»Nein, der Zufluss wird von der Themse gespeist und liefert ständig frisches Wasser, so dass die Teiche mit Fischen besetzt werden können«, erklärte Greysteel.
Henry erblickte Velvet und verlor sofort sein Interesse an den Fischteichen. »Lady Montgomery, Euer gehorsamer Diener. Ich kann nicht glauben, dass Ihr für den nächsten Tanz ohne Partner seid.«
»Meine Frau wollte sich zurückziehen.« Montgomerys Ton duldete keinen Widerspruch.
Velvet konnte die Unhöflichkeit ihres Mannes nicht fassen. Sie schenkte dem jungen Prinzen ein bezauberndes Lächeln. »Hoffentlich hattet Ihr einen glücklichen Geburtstag, Euer Hoheit.«
»Versprecht Ihr mir, dass ich morgen Abend mit Euch tanzen darf?«
»Mit dem größten Vergnügen, Euer Hoheit.« Sie knickste vor Henry und James.
Ehe sie gute Nacht wünschen konnte, nickte Greysteel den Brüdern des Königs zu, erfasste ihr Handgelenk mit festem Griff und führte sie hinaus.
»Was ist los mit dir?« Ein Blick in sein Gesicht zeigte ihr, dass er einen dunklen, verschlossenen Ausdruck zur Schau trug.
Er sagte kein Wort, bis sie ihre eigenen Räume erreicht hatten. Da ließ er sie los, durchmaß das Gemach, um sich dann umzudrehen und sie finsteren Blickes anzusehen. »Habt Ihr nicht schon genug Eroberungen gemacht, Madam?«
Ein helles Lachen entkam ihren Lippen. »Gloucester?« Das war absurd. Ein viriler Mann wie Montgomery konnte unmöglich auf die jungen Brüder des Königs eifersüchtig sein. Es gab nur einen Mann auf der Welt, der seine Eifersucht wecken konnte. O Gott, er sah, wie ich mit Charles tuschelte!
»Mir scheint, du hast eine ausgeprägte Vorliebe für Stuarts.«
»Wenn du auf Seine Majestät anspielst, so fragte er mich, ob ich Barbara gesehen hätte, und ich führte ihn an die Tür zum Spielzimmer«, improvisierte sie rasch. »Er ist besessen von
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