Fever Pitch
in einem Stadion zu betrinken).
Ich stimmte, wie jeder es tun würde, dem allen zu, aber es bleibt problematisch zu behaupten, daß mit ein paar mehr Toiletten und einem Vertreter der Anhänger in der Vorstandsetage eines jeden Clubs Heysei nicht passiert wäre. Entscheidend war, daß es nicht schadete, gar nicht schaden konnte, den Verkauf von Alkohol zu untersagen: Es hätte keine Gewalt hervorgerufen und vielleicht sogar die eine oder andere Schlägerei verhindert. Und in jedem Fall zeigte es, daß wir es mit unserer Reue ernst meinten. Das Verbot hätte als kleines, aber wahrnehmbares Zeichen für die Menschen in Italien verstanden werden können, die vielleicht ihre Lieben verloren hatten, weil ein paar dumme Jungs zu viel getrunken hatten.
Und was passierte? Die Clubs jammerten, weil das Verbot einige ihrer wohlhabenderen Fans verärgerte, und es wurde aufgehoben. Am 8. Oktober, siebzehn Wochen nach Heysei, beschlossen Pete und ich und ein paar andere an einem trostlosen Abend, uns Sitzplatzkarten auf der Westtribüne für ein Ligapokalspiel zu kaufen und waren zu unserer Verwunderung in der Lage, eine Runde Kurze zu ordern, um die Kälte zu vertreiben: Die Regel war von »Kein Alkohol« in »Kein Alkohol in Sichtweite des Spielfeldes« geändert worden, als ob es die berauschende Kombination von Gras und Whiskey wäre, die uns alle wütend machte und in Wahnsinnige verwandelte. Was war also von all der ach so tief empfundenen Reue geblieben? Was taten die Clubs faktisch, um zu beweisen, daß wir in der Lage waren, uns selbst in den Griff zu bekommen und eines Tages imstande sein würden, gegen andere europäische Mannschaften zu spielen, ohne die Hälfte ihrer Anhänger auszulöschen? Die Polizei unternahm einiges, und die Fans unternahmen einiges (es war dieses Klima der Verzweiflung nach Heysei, die das lebensrettende WHEN SATURDAY COMES und all die Club-Fanmagazine und die Vereinigung der Fußballanhänger – deren Rogan Taylor vier Jahre später in den Wochen nach Hillsborough ein so versierter, leidenschaftlicher und intelligenter Wortführer war – hervorbrachte); aber die Clubs, muß ich leider sagen, unternahmen nichts. Diese eine prägnante, kleine Geste hätte sie ein paar Schillinge gekostet, deshalb warfen sie sie über Bord.
Ganz grausam
Aston Villa gegen Arsenal – 22.1.86 Arsenal gegen Aston Villa – 4.2.86
Das Auswärtsspiel bei Villa im Viertelfinale des Ligapokals im Januar 86 war einer der besten Abende, an die ich mich erinnern kann: eine großartige Unterstützung Arsenals durch die mitgereisten Fans, ein herrliches Stadion, das ich nicht mehr besucht hatte, seit ich ein Kind war, ein gutes Spiel und ein annehmbares Ergebnis (1:1 nach einem Tor von Charlie Nicholas in der ersten Halbzeit und einer Phase der Überlegenheit zu Beginn der zweiten Hälfte, als Rix und Quinn Chancen vergaben, die nicht zu vergeben waren). Der Abend hatte auch ein interessantes, historisches Element: Die frostige Januarluft war, zumindest in unserer Nähe, voll von Marihuanarauch, das erste Mal, daß mir tatsächlich auffiel, daß eine gewisse Art von alternativer Tribünenkultur im Entstehen war.
Über Weihnachten hatte es so etwas Ähnliches wie eine MiniAuferstehung gegeben: Wir schlugen an aufeinanderfolgenden Samstagen Liverpool daheim und Manchester United auswärts, gerade als die Lage wirklich schlecht auszusehen begann. (Im Vorfeld des Spiels gegen Liverpool verloren wir in Everton 1:6, und blieben dann an drei aufeinanderfolgenden Samstagen sogar ohne Torerfolg. Am mittleren der drei Samstage gab es zu Hause ein 0:0 gegen Birmingham, den späteren Absteiger, das mit Sicherheit das schlechteste Spiel war, das jemals in der Geschichte der ersten Division stattgefunden hat.) Wir erlaubten uns bescheidene Hoffnungen – immer eine Dummheit –, doch von Februar an bis zum Ende der Saison fiel alles auseinander.
Das Viertelfinalwiederholungsspiel im Ligapokal zu Hause gegen Villa war wahrscheinlich mein allerschlimmster Abend beim Fußball, ein neuer Tiefpunkt in einer bereits von Tiefpunkten übersäten Beziehung. Es lag nicht nur an der Art und Weise der Niederlage (Don Howe ließ an diesem Abend Mariner im Mittelfeld spielen und setzte Woodcock auf die Bank); es lag nicht nur daran, daß eigentlich niemand mehr im Ligapokal vertreten war und wir es zumindest bis nach Wembley hätten schaffen sollen (bei einem Sieg gegen Villa wären wir im Halbfinale auf Oxford getroffen); es lag
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