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Fever Pitch

Fever Pitch

Titel: Fever Pitch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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schwach wie nur irgendwas war, was wir in den vergangenen sechs Jahren gesehen hatten, und schon brüllten ihm die Leute um mich herum Beschimpfungen zu, weil sie die trostlose Leistung auf seine geizige Einkaufspolitik zurückführten. Dennoch übernahmen wir Mitte November, nachdem wir Southampton mit 4:0 abgefertigt hatten (zugegebenermaßen wurden all unsere vier Tore erzielt, nachdem der Torwart von Southampton vom Platz getragen worden war), die Tabellenspitze der Liga und blieben dort einige Monate, und das war erst der Anfang dessen, was noch alles kommen sollte. Er verwandelte Arsenal in etwas, das niemand unter fünfzig je vorher in Highbury gesehen haben konnte, und er rettete, im wahrsten Sinne des Wortes, jeden einzelnen Arsenalfan. Und Tore … als wir uns darauf eingestellt hatten, 1:0-Siege in Highbury zu erwarten, wurde es plötzlich alltäglich, daß vier und fünf, sogar sechs Treffer erzielt wurden; ich habe während der letzten sieben Monate fünf Hattricks durch drei verschiedene Spieler erlebt.
      Das Spiel gegen Manchester United, das erste unter George Grahams Regie, war aus einem anderen Grund von Bedeutung: es war mein erstes als Dauerkartenbesitzer. In jenem Sommer kauften Pete und ich Stehplatzkarten für die ganze Saison, nicht weil wir wirklich erwarteten, daß der neue Trainer irgendwas ändern würde, sondern weil wir uns mit der Hoffnungslosigkeit unserer Sucht abgefunden hatten. Es war sinnlos, weiter so zu tun, als wäre der Fußball eine vorübergehende Laune oder als ob wir bei unseren Spielen wählerisch wären, also verhökerte ich einen Stapel alter Punk-Singles, die irgendwie an Wert gewonnen hatten, und benutzte das Geld, um mich mit Georges Schicksal zu verbinden, was ich oft bitter bereut habe – wenn auch nie sehr lange.

    Die intensivste aller fußballerischen Beziehungen ist natürlich die zwischen Fan und Club.
      Doch die Beziehung zwischen Fan und Trainer kann genauso stark sein. Spieler können nur selten die gesamte Stimmungslage unseres Lebens so verändern, wie Trainer es vermögen, und jedesmal, wenn ein neuer ernannt wird, ist es möglich, größere Träume zu träumen als der Vorgänger je erlaubt hat. Wenn ein Arsenaltrainer zurücktritt oder entlassen wird, ist das ein ebenso düsterer Anlaß wie der Tod eines Monarchen: Bertie Mee trat etwa zur gleichen Zeit ab wie Harold Wilson, aber es ist keine Frage, daß mir der erstgenannte Rücktritt mehr bedeutete als letzterer. Premierminister, egal wie verrückt, ungerecht oder schlecht sie sein mögen, haben einfach nicht die Macht, mir das anzutun, was ein Arsenaltrainer mir antun kann, und es ist kein Wunder, daß, wenn ich der vier, die ich erlebt und durchlebt habe, gedenke, ich ihrer als Verwandte gedenke.
    Bertie Mee war ein Großvater, freundlich, etwas weltfremd,
    Angehöriger einer Generation, die ich nicht verstand; Terry Neill war ein neuer Stiefvater, vertraulich, spaßig, unsympathisch, egal wie sehr er sich bemühte, und Don Howe war ein angeheirateter Onkel, streng und unerschütterlich, aber wahrscheinlich völlig überraschend Weihnachten für ein paar Kartentricks gut. George dagegen … George ist mein Dad, weniger kompliziert, aber viel furchterregender als der wirkliche. (Beunruhigenderweise sieht er sogar ein klein wenig aus wie mein Dad – ein aufrechter, tadellos gepflegter, gutaussehender Mann mit einer offenkundigen Vorliebe für teure, gutgeschnittene, förmliche Kleidung.)
      Ich träume ziemlich regelmäßig von George, vielleicht so oft, wie ich von meinem anderen Vater träume. In den Träumen ist er genauso wie im Leben: hart, zielstrebig, entschlossen, nicht enträtselbar. Für gewöhnlich verleiht er seiner Enttäuschung über einen meiner entdeckten Fehltritte, ziemlich häufig sexueller Natur, Ausdruck, und ich empfinde höllische Schuldgefühle. Aber manchmal ist es auch umgekehrt, und ich ertappe ihn dabei, wie er stiehlt oder jemand verprügelt, und ich wache auf und fühle mich minderwertiger. Ich denke über diese Träume und ihre Bedeutungen nicht gern allzulange nach.

    George beendete sein fünftes Jahr bei Arsenal genau wie er sein erstes begonnen hatte, mit einem Heimspiel gegen Manchester United, doch diesmal war Highbury von Glückwünschen für die eigene Leistung statt von skeptischer Vorfreude überflutet: Wir hatten die Meisterschaft 1991 ungefähr fünfundvierzig Minuten vor Anstoß des letzten Spiels geholt, und das Stadion war erfüllt von Lärm,

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