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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Roca vor vielen Generationen das Weihwasser vermacht, um uns heute vor dieser Bedrohung zu schützen.«
    »Das glaubst du, Vater?« fragte Nicholas. »Du warst doch sonst nie religiös.«
    »Wie wäre es sonst zu erklären?« erwiderte Alexander. »Die Fey sind hier mit einer starken Streitmacht eingetroffen. Sie haben genug Soldaten, um die Stadt noch vor Anbruch der Nacht zu erobern. Wir dagegen haben keine Erfahrung. Wir verstehen nichts von Kriegführung, und trotzdem haben wir sie aufgehalten. Nenn es Glück, Bestimmung oder Gottes Wille, aber wir haben jedenfalls überlebt. Und ich beabsichtige, so weiterzumachen.«
    Nicholas lehnte sich zurück. Sein Gesicht war von der Erschöpfung gezeichnet; um seine Augen lagen so dunkle Schatten, daß sie tief in ihre Höhlen versunken schienen.
    »Ich brauche deine Hilfe, Nicky«, bat Alexander. »Wir müssen diese Entscheidungen gemeinsam treffen. Wir müssen gemeinsam lernen. Denn sie werden hinter uns her sein. Die Fey sind gerissen. Sie wissen, was das Leben des Anführers wert ist, und sie werden soviel wie möglich vernichten.«
    »Aber du hast doch gesagt, daß wir diesmal gewonnen haben.«
    »Diese eine Schlacht«, erklärte Alexander. »Den Krieg haben wir erst gewonnen, wenn alle Eindringlinge tot sind.«
    »Oder wenn wir sie nach Nye zurückjagen.«
    »Nein«, sagte Alexander. »Wenn sie nach Nye zurückkehren, werden sie es wieder versuchen. Auch wenn wir nicht mehr tun können, so müssen wir sie auf jeden Fall daran hindern, die Insel zu verlassen.«

 
33
     
     
    Jewel hielt in der linken Hand eine Fackel. Ihre Handgelenke schmerzten immer noch vom Druck der Fesseln. Keuchend lehnte sie sich gegen die Tür, die Treppe im Rücken.
    Fürs erste war sie in Sicherheit. Der Treppenabsatz bot ein gewisses Maß an Schutz, aber das konnte sich in Sekundenschnelle ändern. Auch die Leute des Königs mußten die Schreie gehört haben, die immer noch in ihren Ohren hallten. Sie hatte nur ein einziges Mal einen Blick über die Schulter geworfen, um festzustellen, ob Schattengänger hinter ihr war, aber sie hatte ihn nicht gesehen. Ihre Hoffnung war ohnehin vergebens. Schattengänger war dazu ausgebildet worden, Jewels Leben als wichtiger als sein eigenes anzusehen.
    Sie mußte es schaffen, den Palast lebend zu verlassen und sich dann ins Schattenland zurückziehen. Während Stephan eine Fackel suchte, hatte Schattengänger Jewel mitgeteilt, daß die Fey sich im Schattenland wiedertreffen sollten.
    Das waren die letzten Worte gewesen, die sie mit Schattengänger gewechselt hatte.
    Vorsichtig stieß sie die Tür auf und spähte durch den Spalt. Der Gang war mit Leichen übersät. Leichen der Fey, gräßlich zugerichtet. Sie wandte den Blick ab. So nah wie heute war sie dem Tod noch nie gewesen. Nur der Prinz hatte sie durch seine rasche Reaktion gerettet. Sonst läge auch sie jetzt entstellt auf dem Boden eines Korridors.
    Wenn sie jemand entdeckte, würde er sie töten.
    Der ansonsten dunkle Korridor wurde nur von einer einzigen, in einem Wandhalter steckenden Fackel erleuchtet. Außer den Toten sah sie keinen Menschen. Trümmer von zerbrochenem Mobiliar lagen verstreut herum, und der Boden war naß.
    Jewel hoffte bloß, daß der Zauber, der in das Material ihrer Stiefel eingewebt war, ihre Füße auch vor diesem falschen Wasser schützen würde.
    Sie stieß die Tür ganz auf. Der Geruch verfaulenden Fleisches brachte sie zum Würgen. Sie biß sich auf die Unterlippe und setzte einen Fuß auf den nassen Boden. Als das Wasser von ihren Stiefeln abperlte, entfuhr ihr ein erleichterter Seufzer. Dann kniete sie sich neben die Toten und durchsuchte sie nach Waffen, wobei sie es vermied, in ihre Gesichter zu blicken.
    Man hatte ihnen die Waffen abgenommen.
    Anscheinend verstanden die Bewohner der Blauen Insel doch etwas vom Krieg.
    Jewel erkannte diesen Korridor nicht wieder. Schattengänger und Stephan hatten sie zu den Verliesen geführt, wo Schattengänger ihre Fesseln durchschnitten, ihr eine Fackel in die Hand gedrückt und ihr befohlen hatte zu rennen, so schnell sie konnte.
    Und das hatte sie getan, mochten ihr die Mächte vergeben. Sie hatte nicht einmal abgewartet, ob Schattengänger ihr folgte. Sie kannte das Gesetz: Ein Doppelgänger mußte das Leben der Königlichen Familie um jeden Preis verteidigen. Aber das machte es beim ersten Mal nicht einfacher. Jewel hatte dieses Vorrecht nie zuvor in Anspruch nehmen müssen.
    Vom anderen Ende des Ganges dröhnten

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