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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Ausgerechnet Jewel, die besser als die meisten anderen begriff, wie notwendig feste Regeln während einer Schlacht waren. »Und sie hat ihm gestattet, sie gefangenzunehmen? Und ihr habt es zugelassen?«
    »Die Schwarzkittel tauchten plötzlich im Palast auf, und sie hat uns den Befehl zum Rückzug gegeben. Ich habe noch versucht, sie zu befreien, aber der Mann stieß sie rasch von mir weg.« Burden schwankte leicht. Wenn man seine Wunden nicht bald versorgte, würde er vor Rugar zusammenbrechen.
    »Du mußt jetzt erst einmal selbst versorgt werden, mein Junge«, sagte Rugar mit freundlicher Stimme. Dieser Bursche, dieser Burden, hatte versucht, Jewel zu befreien. Das allein war schon viel wert. »Ich bin dir dankbar, daß du mich aufgesucht hast.«
    »Wir müssen sie irgendwie hierherbringen.«
    »Ja«, antwortete Rugar. »Das werden wir auch.«
    Burden starrte ihn kurz an, legte dann seine gesunde Hand an die Stirn und zog sich rückwärts aus der Kabine zurück. Seine unregelmäßigen, aber festen Fußtritte hallten, als er langsam über das Deck ging.
    Rugar umklammerte den Bettrand. Sie hatten Jewel! Und das Gift. Sie konnten sie foltern. Sie konnten sie umbringen und ihn über ihren Tod belügen. Irgendwie hatten sie herausgefunden, wie sich Rugars Geist am schnellsten besiegen ließ.
    Sie hatten sein Herz gefangengenommen.

 
32
     
     
    Alexander lehnte sich gegen die geschlossene Tür. Er zitterte. Die fremdartige Schönheit des Mädchens hatte ihn beeindruckt: die geschwungenen Augenbrauen, die hohen Wangenknochen und diese dunklen Augen. Ihre Größe hatte ihm imponiert, und sie war sich dessen durchaus bewußt gewesen.
    Ich bin Soldatin. Ich bin mein ganzes Leben lang zum Sterben ausgebildet worden.
    Alexander hatte das nicht gelernt, und ihre Nähe hatte ihn verwirrt. Ohne sie schien das Kriegszimmer plötzlich leer.
    »Ist sie nicht umwerfend?« fragte Nicholas.
    Alexander hob den Kopf. Sein Sohn stand am Kopfende des Tisches. Er war über und über mit Blut bedeckt. Einzelne Haarsträhnen hatten sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst und hingen ihm ins Gesicht. Er stützte den rechten Fuß auf die Bank und den rechten Arm auf den Oberschenkel. Eine ziemlich lässige Haltung für jemanden, der gerade erst dem Tode entronnen war.
    »Sie ist unsere Feindin.«
    Nicholas zuckte die Schultern. »Besser ein Feind, auf den man stolz sein kann, als einer, dessen man sich schämen muß.«
    Wie die Bande wildgewordener Bauern, derer sich König Konstantin hatte erwehren müssen. Die Worte hingen unausgesprochen in der Luft.
    Alexander stieß sich von der Tür ab. Er hatte gehofft, daß das Blut und die Gewalt dieses Tages Nicholas von seinen romantischen Träumen heilen würden. Aber dieses Mädchen schien nur noch Öl ins Feuer zu gießen.
    Er trat zu seinem Sohn und legte ihm die Hand auf die Schulter. Nicholas’ Wangen und Hals waren von Blutspritzern übersät. Sein Sohn blickte zu ihm auf, und endlich sah Alexander hinter der äußeren Gestalt des erwachsenen Mannes wieder seinen Jungen.
    »Du hättest sterben können«, sagte er.
    Nicholas schüttelte den Kopf. »Halb so schlimm.«
    »Ich könnte es nicht ertragen, wenn du stirbst.«
    Nicholas lächelte schief. »Du meinst, das Königreich könnte es nicht ertragen.«
    Alexander schüttelte den Kopf. Auch seine Hand war jetzt blutbefleckt. »Nein«, wiederholte er leise. »Ich könnte es nicht.«
    Vor fast zwei Jahrzehnten, in der Nacht von Nicholas’ Geburt, hatte Alexander seinen kleinen Sohn im Arm gehalten. Da war Nicholas noch so winzig gewesen, daß sein Rücken und das winzige Hinterteil ganz in Alexanders Hand gepaßt hatten. Das Baby hatte so zerbrechlich an seiner Schulter geruht, sein kleiner Schädel noch ganz weich. In diesen ersten Jahren war Alexander abends oft in das Zimmer seines Sohnes getreten und hatte das schlafende Kind betrachtet. Immer wieder staunte er über dieses Wunder, an dessen Entstehung er selbst beteiligt gewesen war. Alexanders Frau hatte von diesen nächtlichen Besuchen nichts gewußt. Als sie mit Nicholas schwanger war, hatte sie ihren Mann gebeten, das eheliche Bett zu verlassen, und ihm unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß er erst zurückzukehren brauchte, falls dem Jungen etwas zustieß. Alexanders zweite Frau hatte ihm keine Nachkommen geschenkt, und dieser hoch aufgeschossene Knabe, immer noch ein zerbrechliches Gebilde aus Fleisch und Blut, war Alexanders einzige Zukunft.
    Alexander seufzte und wischte

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